Videoaufnahmen der Polizei zeigen die letzten Minuten von Patrick Lyoya.Bild: X80001 / GRAND RAPIDS POLICE
International
Wieder erschüttert ein Polizeieinsatz, bei dem ein Schwarzer Mann gewaltsam ums Leben kam, die USA: Der 26-jährige Patrick Lyoya wurde am 4. April von hinten erschossen, als er am Boden lag.
Die Entrüstung darüber ist groß.
Der Vorfall ruft die Black-Lives-Matter-Bewegung wieder auf den Plan: eine transnationale Bewegung, die in den Vereinigten Staaten entstanden ist und sich gegen Gewalt gegen Schwarze und People of Color einsetzt. Black Lives Matter organisiert regelmäßig Proteste gegen die Tötung Schwarzer Menschen durch Polizeibeamte sowie gegen Racial Profiling, Polizeigewalt und Rassismus. Auch in Michigan protestierten am Mittwoch wegen des aktuellen Vorfalls zahlreiche Menschen gegen Polizeigewalt, wie diese Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur Reuters zeigen:
Videos zeigen den schrecklichen Vorfall
Die Polizei in Grand Rapids
im Bundesstaat Michigan veröffentlichte am Mittwoch mehrere Videos
von dem Einsatz, der sich am 4. April ereignet hatte. Ein weißer
Polizist hielt an jenem Tag den 26 Jahre alten Patrick Lyoya in
dessen Auto an – angeblich wegen einer Unregelmäßigkeit beim Nummernschild. Die
beiden gerieten in eine körperliche Auseinandersetzung, an dessen
Ende der Polizist dem wehrlosen Lyoya von hinten in den Kopf schoss, als der am Boden lag.
Die Polizei machte mehrere Videos von dem Vorfall öffentlich: von
der Körperkamera des Polizisten und der Kamera in dessen Wagen sowie
von der Überwachungskamera eines angrenzenden Hauses und der
Handy-Kamera des Beifahrers. Darauf ist der Ablauf der Szene zu
sehen: Der Polizist fragte Lyoya demnach zunächst nach seinem
Führerschein. Nach einer kurzen Unterredung versuchte der 26-Jährige,
sich zu entfernen.
Es kam zu einem längeren Gerangel zwischen Patrick Lyoya und dem Polizisten.Bild: X80001 / GRAND RAPIDS POLICE
Der Beamte rannte ihm nach und warf ihn in einem
angrenzenden Vorgarten zu Boden. Es kam zu einem längeren Gerangel,
bei dem der Beamte zunächst seinen Taser einsetzte, was Lyoya jedoch
abwehrte. Am Ende zog der Polizist seine Waffe, während Lyoya unter
ihm auf dem Boden lag, und schoss ihm von hinten in den Kopf.
Der Polizeichef von Grand Rapids, Eric Winstrom, sagte, die
Untersuchung laufe. Bis zu deren Abschluss sei der Beamte beurlaubt.
Nach bisherigen Erkenntnissen sei bei Lyoya keine Waffe gefunden
worden. Vertreter der Stadt sprachen von einem "sehr bedauerlichen
Ereignis", das verständlicherweise Wut und Schmerz auslöse.
Kein Einzelfall: Michigans Version des Falles George Floyd?
In den USA kommt es in trauriger Regelmäßigkeit zu tödlichen
Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend steht dafür der Fall
von George Floyd: Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem
brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Videos
dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden
drückten. Der weiße Beamte Derek Chauvin presste dabei sein Knie gut
neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen
zu lassen. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen
Polizeigewalt und Rassismus.
Auf die Frage eines Reporters, ob der Fall Lyoya nun Michigans
Version des Falles Floyd sei, verwies Winstrom auf die laufenden
Ermittlungen und sagte lediglich: "Ich sehe es als eine
Tragödie."
(ast / mit Material von dpa-afxp)
Rolf Mützenich ist der Fraktionschef der SPD. In zahlreichen Debatten spricht er für seine Partei im Bundestag. Mützenich ist bekannt für seine Friedenspolitik, gleichzeitig half er aber auch bei der Durchsetzung des Sondervermögens für die Bundeswehr.