
Die nächtlichen Krawalle in Belfast dauern bereits einige Tage an.Bild: dpa / Liam Mcburney
International
09.04.2021, 07:3509.04.2021, 07:35
Ungeachtet aller Appelle zum Stopp der Gewalt
har in der Nacht zu Freitag in der nordirischen Hauptstadt Belfast
erneut Krawalle gegeben. Jugendliche warfen im Westen der Stadt
Steine, Feuerwerkskörper und Molotowcocktails auf Polizisten, wie die
Nachrichtenagentur PA berichtete. Daraufhin habe die Polizei
Wasserwerfer gegen die Randalierer eingesetzt – laut BBC zum ersten
Mal seit sechs Jahren bei Krawallen. Sie habe zudem mit dem Einsatz
von Plastikgeschossen gedroht.
Hunderte Randalierer hätten sich versammelt, berichtete die
Zeitung "Belfast Telegraph". Die nordirische Justizministerin Naomi
Long machte für die Krawalle auf Twitter "nationalistische
Jugendliche" verantwortlich. Die Gewalt müsse aufhören. Über
Verletzte an diesem Abend wurde zunächst nichts bekannt.
Bereits mehrere Krawallnächte in Folge
In der britischen Provinz Nordirland kommt es seit Tagen zu
Ausschreitungen, bei denen inzwischen Dutzende Polizisten verletzt
wurden. Nach Ansicht der Sicherheitsbehörden stecken dahinter teils
militante protestantisch-loyalistische Gruppierungen, die auch im
Drogenhandel tätig sind.
Am Donnerstag hatten Politiker beider konfessioneller Lager in
Nordirland die Ausschreitungen scharf verurteilt. Nordirland wird von
einer Einheitsregierung der jeweils größten Parteien von
protestantisch-unionistischer und katholisch-republikanischer Seite
regiert. Auch der britische Premierminister Boris Johnson und die USA
verurteilten die Krawalle.
Auch Brexit-Abkommen als Auslöser
Vorgeblicher Anlass für die Proteste ist die Entscheidung der
Polizei, Politiker der katholisch-republikanischen Partei Sinn Fein
nach Teilnahme an der großen Beerdigung eines ehemaligen
IRA-Terroristen nicht wegen Verstößen gegen Corona-Regeln zu
belangen. Auch der Sonderstatus Nordirlands, wie er im
Brexit-Abkommen festgelegt wurde, stößt in Teilen des
protestantischen Lagers auf Widerstand. Die Provinz ist weiter Teil
des EU-Handelsraums, um Warenkontrollen an der Grenze zum EU-Mitglied
Irland zu verhindern. Stattdessen muss nun zwischen Nordirland und
dem übrigen Vereinigten Königreich kontrolliert werden.
Im Nordirland-Konflikt standen sich jahrzehntelang
protestantische Befürworter der Union mit Großbritannien und
katholische Anhänger einer Vereinigung der beiden Teile Irlands
gegenüber.
(pas/dpa)
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