
Die kanadische Polizei nimmt am Sonntag einen Mann in Enfield, Nova Scotia, fest. Bild: The Canadian Press/AP Images / Tim Krochak
International
Mitten in der Corona-Pandemie richtet ein Schütze im Osten Kanadas ein Blutbad an. Mindestens 14 Menschen sterben, die Polizei befürchtet noch mehr Opfer. Das Motiv ist unklar.
20.04.2020, 06:2420.04.2020, 09:30
Entsetzen in der kleinen, ländlichen Provinz Nova
Scotia im Osten von Kanada: die beschauliche Region an der
Atlantikküste ist am Wochenende Schauplatz einer Bluttat mit mehr als
zehn Toten geworden.
Das ganze Ausmaß des mutmaßlichen Amoklaufs
eines 51-jährigen Tatverdächtigen sei noch nicht abzusehen, es werden
noch mehr Opfer befürchtet, sagte Ermittler Chris Leather am
Sonntagabend bei einer Pressekonferenz in der Provinz. Wenige Stunden
später sprach Kanadas oberste Polizeichefin, Brenda Lucki, beim
Sender CBC von mindestens 13 Toten. Unter den Opfern ist eine
langjährige Polizistin. Zudem ist der mutmaßliche Schütze tot.
Verfolgungsjagd mit der Polizei
Der 51-Jährige war am Sonntagmittag nach einer langen Verfolgungsjagd
an einer Tankstelle von der Polizei gestellt worden. Er sei dabei
getötet worden, sagte Leather.
Die Ermittlungen in diesem "tragischen Vorfall" befänden sich in
einer frühen Phase, erklärte der Polizist. Auf einen Schlag habe sich
das Leben vieler Familien und Opfer für immer verändert. Sichtlich
betroffen sprach er von einer "chaotischen" Szene, die sich den
Polizisten schon Samstagnacht in einem kleinen Ort geboten hätte.
Per Notruf hatte die Royal Canadian Mounted Police Hinweise auf einen
bewaffneten Angreifer in der kleinen Ortschaft Portapique erhalten.
In einem Haus und auf dem umliegenden Grundstück hätten sie mehrere
Leichen vorgefunden, von dem Täter keine Spur. Das führte zu einer
12-stündigen Verbrecherjagd quer durch Nova Scotia. Opfer seien an
mehreren Tatorten in der Atlantik-Provinz gefunden worden. An einigen
Stellen seien Feuer auf Grundstücken gelegt worden.
Motiv unklar
Zu dem Motiv des Schützen machten die Ermittler zunächst keine
Angaben. Leather zufolge deutet vieles darauf hin, dass der
tatverdächtige Mann das Blutbad plante, dabei aber auch Menschen
tötete, die er nicht kannte. Der kanadische Premierminister Justin
Trudeau sprach am Sonntagabend von einem Akt "sinnloser Gewalt".
Augenzeugen berichteten von heulenden Sirenen, Schüssen und anderen
Schreckensmomenten. Die Polizei hatte Anwohner aufgefordert, in ihren
Häusern zu bleiben und ihre Türen abzuschließen. Die Behörde warnte
unterdessen vor einem Schützen, der möglicherweise eine
Polizei-Uniform trage und mit einem Fahrzeug unterwegs sei, das einem
Streifenwagen glich. Leather bestätigte später, dass der Mann
tatsächlich versucht habe, sich als Polizist zu tarnen.
Anders als im Nachbarland USA sind die Waffengesetze in Kanada
vergleichsweise streng. Der bisher schwerste Amoklauf ereignete sich
in Kanada 1989, als der 25-jährige Marc Lepine an einer Hochschule in
Montréal 14 Frauen erschoss und 13 weitere Menschen verletzte, bevor
er sich selbst das Leben nahm. In einem Schreiben nannte er seinen
Hass auf Feministinnen als Motiv.
(lin/dpa)
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