Ein entspannter Kinoabend in Berlin-Kreuzberg endet für Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit einem Spießrutenlauf durch eine wütende Menge.
Auf dem Heimweg gerät er unvermittelt in die "revolutionäre 1.-Mai-Demo" – und wird dort heftig beschimpft. Videos von der Situation sind vielfach auf Social Media zu sehen. Nun äußert sich sein Ministerbüro gegenüber watson.
Am Mittwochabend schaute sich Lauterbach demnach im Sputnik-Kino am Südstern einen Film über den Pflegealltag an – ein Thema, das gut zu seinem politischen Schwerpunkt als geschäftsführender Bundesgesundheitsminister passt.
Doch beim Verlassen des Kinos war die Straße gesperrt: Genau dort verlief die Route der linksextremen 1.-Mai-Demonstration mit Tausenden Teilnehmer:innen. Das Kino liegt nur wenige Meter vom Start- und Endpunkt der Demo entfernt.
Dass Lauterbach sich dort aufhielt, war rein privat – nicht politisch motiviert.
Dario Schramm, ehemaliger Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz und SPD-Mitglied, veröffentlichte einen Ausschnitt der Situation auf der Plattform X. Das Video zeigt, wie Lauterbach von Personenschützer:innen begleitet wird, während Rufe aus der Menge ertönen. Mehrfach ist "Lauterbach" zu hören – dann ruft ein Mann laut: "Ey, Sie Faschistenschwein!" Der Minister hält sich eine Hand vors Gesicht, fühlt sich sichtlich unwohl.
Der Pressesprecher des Referats für soziale Netzwerke des Bundesgesundheitsministeriums, Hanno Kautz, bestätigt den Ablauf auf watson-Anfrage schriftlich: "Der Minister hatte sich den Kinofilm 'Heldin' angeschaut. Nach Filmende war die Straße gesperrt. Der Minister musste durch die Menge, wurde dabei direkt angepöbelt, hat sich aber schnell in Sicherheit gebracht."
Geschützt wurde der Minister demnach von Mitarbeitenden des BKA, für deren professionelle Arbeit der Minister dankbar sei.
Auch auf der Plattform X kommentierte Lauterbach die Situation: "Musste durch die Menge einer Maidemo. Wurde dort sofort angepöbelt und habe mich in Sicherheit gebracht. Danke dem BKA für die gute Arbeit."
Wie die "Berliner Zeitung" berichtete, hatte die Polizei zunächst keine Kenntnis von dem Vorfall. Inzwischen laufe eine interne Prüfung. Ob daraus Ermittlungen folgen, ist noch offen.
Strafanzeige werde vonseiten des Ministers keine gestellt, wie sein Sprecher weiter mitteilt.
Lauterbach steht seit langem unter besonderem Schutz des Bundeskriminalamts. 2023 sagte er in einem Interview mit "Zeit Online", dass er rund um die Uhr von Sicherheitskräften begleitet werde.
Grund sind Drohungen und Anfeindungen – besonders in der Zeit der Corona-Maßnahmen war er regelmäßig Ziel von Hass und Hetze.
Schon kommende Woche endet seine Amtszeit: Mit der Vereidigung des neuen Kanzlers Friedrich Merz soll Nina Warken (CDU) das Gesundheitsministerium übernehmen. Lauterbach bleibt bis dahin geschäftsführend im Amt – und offenbar auch ein Symbol, das manchen zur Zielscheibe reicht.