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Eklat: Feministin Alice Schwarzer tritt in Wiener Universität auf

Die Feministin und Publizistin Alice Schwarzer (Archivbild).
Die Feministin und Publizistin Alice Schwarzer (Archivbild).Bild: picture alliance/Boris Roessler/dpa
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Alice Schwarzer tritt an österreichischer Uni auf – es kommt zum Eklat

27.11.2019, 08:5827.11.2019, 08:58

Montagabend wurde es laut in der Universität für angewandte Kunst (Hufak) in Wien. Der Grund: Die deutsche Feministin Alice Schwarzer trat auf.

Bereits im Vorfeld hatte die HochschülerInnenschaft einen Protest beim Auftritt von Schwarzer wegen deren Äußerungen zum Islam angekündigt. Und so kam es auch.

Alice Schwarzer: "Jetzt ist Schluss!"

Die österreichische Zeitung "Der Standard" sprach von einer "minutenlange Gegenrede in Schreilautstärke" während der Rede von Alice Schwarzer im Hörsaal. Schließlich habe Schwarzer gesagt: "Jetzt ist Schluss!" Daraufhin verließen laut der Zeitung zehn Personen den Saal und beschimpften die verbleibenden Zuhörer als "unsolidarischer Haufen".

Im Saal hatten die Aktivisten laut der Zeitung zuvor Plakate mit den Sprüchen "Sexwork is Work. your feminism is not valid", "No Space for Racism, Sexism and Transphobia at University" oder "Alice Schwarzer vergleicht Kopftuch mit Judenstern" aufgehängt.

Der Vorwurf der Kritikerinnen und Kritiker von Schwarzer: In dem Flugblatt, das vor der Veranstaltung verteilt wurde, heißt es, man setze sich für "ein sicheres, solidarisches und respektvolles Umfeld für alle" ein.

Und: Schwarzer verbreite "unter dem Deckmantel des Feminismus antimuslimischen Rassismus".

Das sagt Alice Schwarzer

Im Gespräch mit der Wiener Wochenzeitung "Falter" nahm Schwarzer auch Stellung zu den Vorwürfen: "Diese IdeologInnen setzen systematisch jede Kritik am politisierten Islam gleich mit einer Kritik am Islam. Der Islam aber ist eine Glaubensfrage und Privatsache." Sie habe sich noch nie "zum Islam" geäußert, sondern nur zum "politisierten Islam".

Rassismus-Vorwürfe verfolgen Schwarzer schon sehr lange. Das Portal "Übermedien" hatte etwa 2018 ausführlich die Zeitschrift "Emma" kritisiert, die Schwarzer herausgibt. "Emma" habe nach den Übergriffen während der Kölner Silvesternacht "an Vorurteile und Stereotype, die in der Gesellschaft ohnehin schon verbreitet sind", appelliert.

Schwarzer jedenfalls scheint überrascht von dem Protest an der Universität in Wien zu sein. "Nein, mir ist das noch nicht passiert", sagte sie dem "Standard". "Aber das passiert im Moment ja auf der ganzen Welt, dass kleine Gruppen anderen Sprechverbote auferlegen wollen. Der Kern ist immer die Fragen nach Islam oder Islamismus."

(ll)

Merz sortiert Migranten: Stadtbild und Arbeitsmarkt im Fokus
Friedrich Merz hat sich zu seiner umstrittenen Stadtbild-Aussage geäußert – und rudert dabei ein kleines Stück zurück. Doch was wie Einsicht klingt, zeigt vor allem eins: Wer in Deutschland als "guter" oder "schlechter" Migrant gilt, wird noch immer nach wirtschaftlichem Nutzen bewertet.
Merz ist zurückgerudert. Also ein wenig. Nicht zu viel. Nachdem seine Aussagen zu seinem Stadtbild-Problem und dem Einspannen aller Frauen (oder Töchter) in seine rassistische Rhetorik zu Protesten geführt haben, zeigt sich der Bundeskanzler bei einem Besuch in London einsichtig reumütig einordnend. Eine pompöse Entschuldigung gibt es nicht, auch kein bescheidenes Sorry.
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