Antony Blinken (l), Außenminister der USA, und Sergei Lawrow, Außenminister von Russland, trafen sich am Freitag in Genf.Bild: dpa / Alex Brandon
International
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat nach
seinem Treffen mit seinem US-Kollegen Antony Blinken den Westen zum
Ende der "russlandfeindlichen Hysterie" im Ukraine-Konflikt
aufgerufen. Russland bedrohe niemanden und überfalle kein Land, sagte
Lawrow am Freitag bei einer Pressekonferenz in Genf. Er wies
Befürchtungen des Westens zurück, dass ein Einmarsch in die Ukraine
unmittelbar bevorstehen könnte. Russland erwarte in der nächsten
Woche von den USA eine schriftliche Antwort auf seine Vorschläge zu
Sicherheitsgarantien, sagte Lawrow. Danach solle es weitere Gespräche
auf Ebene der Außenminister geben.
Russland sieht sich von der Nato in seiner Sicherheit bedroht und
fordert ein Ende der Osterweiterung des Bündnisses. Lawrow
kritisierte, dass eine "russophobe Minderheit" den Ton angebe. Der
Minister betonte, dass die Sicherheit eines Landes in Europa nicht
zum Schaden eines anderen Landes gewährleistet werden könne. Dieser
Grundsatz sei in den Dokumenten zur Organisation für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erhalten. Er habe Blinken
aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen, wie die USA diesen Grundsatz
einhalten wollten.
Westen verlangt Rückzug von ukrainischer Grenze
Russland ist gegen eine Aufnahme der Ex-Sowjetrepubliken Ukraine und
Georgien in die Nato, weil es sich dadurch bedroht sieht. Die Nato
und die USA berufen sich darauf, dass ein Land selbst wählen dürfe,
welchem Bündnis es sich anschließe. Auch die Ukraine und Georgien
hätten ein Anrecht auf Sicherheit. Lawrow bestätigte, dass er mit
Blinken das Recht auf freie Bündniswahl diskutiert habe. Zugleich
betonte er, Russland sei keine Bedrohung für das ukrainische Volk.
Blinken sagte nach dem Treffen, Washington mit Moskau im Ukraine-Konflikt weiter im Gespräch bleiben. "Wir haben nicht erwartet, dass heute ein großer Durchbruch erzielt wird. Aber ich glaube, wir sind jetzt auf einem klaren Weg, was das Verständnis der gegenseitigen Anliegen und Positionen angeht", sagte Blinken.
Er gehe davon aus, Russland seine Bedenken und Ideen zur Krise in der kommenden Woche ausführlicher und schriftlich mitteilen zu können. "Und wir haben vereinbart, danach weitere Gespräche zu führen", so Blinken. Dabei soll auch auf die Forderungen Russlands reagiert werden.
Gespräch kürzer als geplant – getrennte Pressekonferenzen im Anschluss
Blinken und Lawrow hatten ihr Krisengespräch im Ukraine-Konflikt nach rund eineinhalb Stunden und damit früher als geplant beendet. Die beiden Chefdiplomaten hatten sich gegen 11.00 Uhr in einem Hotel am Genfersee mit Handschlag begrüßt. Blinken und Lawrow hielten anschließend getrennte Pressekonferenzen zu den Gesprächen ab.
Die Entspannungsbemühungen laufen seit vergangener Woche auf
Hochtouren, haben aber bislang keine greifbaren Ergebnisse gebracht.
Die USA und ihre westlichen Verbündeten verlangen einen Rückzug der
an der ukrainischen Grenze zusammengezogenen 100.000 russischen
Soldaten ins Hinterland. Russland dagegen will schriftliche
Sicherheitsgarantien und ein Ende der Osterweiterung des westlichen
Militärbündnisses Nato.
(andi/dpa)
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