Es handelt sich um einen gewohnt witzigen Spruch, den "Die Partei"-Politiker und Satiriker Nico Semsrott da in die Welt feuerte.
Als einzelner EU-Abgeordneter kann man wenig ausrichten. Als Mitglied des Realo-Flügels von @diePARTEI habe ich deshalb jetzt die grüne Fraktion bei mir aufgenommen. Herzlich Willkommen, liebe @GreensEP!
— Nico Semsrott (@nicosemsrott) 4. Juni 2019
Die Grünen machen also beim Ein-Mann-Realo-Flügel der Satire-Partei mit? Schon klar. In Wahrheit verhielt es sich genau anders herum. Kurz zuvor war Semsrott der Grünen-Fraktion im Europaparlament beigetreten. Auch das passierte allerdings nicht ohne Grund.
We are pleased to announce that a further 5 MEPs joined the @GreensEP 🎉💪🏻
— Greens in the EP (@GreensEP) 4. Juni 2019
Welcome to:@PiratKolaja, @MarketkaG, @vonpecka from @PiratskaStrana 🇨🇿@echo_pbreyer from @Piratenpartei 🇩🇪@nicosemsrott from @DiePARTEI 🇩🇪
We are now 74 & talks with other parties are still ongoing 💚 pic.twitter.com/tbFZzLjgcV
Richtig, der besonders prominente Cheffe der Partei, Martin Sonneborn, selbst fehlt auf dem Bild. Auch ein Tweet von ZDF-Reporterin Anne Gellinek zählt zwar all die Neuzugänge für die Grünen-Fraktion auf, aber Sonneborn ist nicht dabei.
Fraktion der Grünen im Europaparlament meldet neben den neugewählten Abgeordneten 5 Neuzugänge:
— Anne Gellinek (@a_gellinek) 4. Juni 2019
- Piraten 🇩🇪 1 (Breyer)
- Piraten 🇨🇿 3
- die „Partei“ 🇩🇪 1 (Semsrott)
Und @MartinSonneborn bleibt draußen? #Europawahl
Die Auflösung der Frage erfährt, wer sich den Twitter-Account des "Partei"-Chefs anschaut. Sonneborn schrieb schon am Mittag von einer interessanten Beobachtung:
Interessante Entwicklung im EU-Parlament, die rechtsradikale Fraktion von Benito Salvini liegt zur Zeit 1 Sitz vor der Fraktion der Grünen - mehr Redezeit, erster Zugriff auf Berichte. Die 2 PARTEI-Mandate würden derzeit den Unterschied machen... ZwinkerSmiley! pic.twitter.com/VwsQ0ginBX
— Martin Sonneborn (@MartinSonneborn) 4. Juni 2019
Mit seinem Übertritt zur Grünen-Fraktion hat Semsrott also mal eben für Parität zwischen Grünen und Rechten im Europäischen Parlament gesorgt – und damit wohl auch all jene Kritiker Lügen gestraft, die bei der Europawahl bemängelt hatten: "Wer einen Satiriker wählt, verschenkt seine Stimme." Nun lieferte Semsrott den Beweis: Ganz im Gegenteil.
Anstatt sich aber völlig auf die Seiten der Grünen zu schlagen, und die neue Fraktion der Rechten um "Benito Salvini" sogar in der Zahl der Parlamentssitze zu überholen, entschied sich Sonneborn selbst, fraktionslos zu bleiben.
Ich bergrüße die Aufnahme und bleibe fraktionslos, bis kurz vor der endgültigen Entscheidung... Jetzt müsste Gleichstand zwischen GRÜNEN und NAZIS sein, mein Mandat wird immer wertvoller. Smiley https://t.co/aJ8P05sJFg
— Martin Sonneborn (@MartinSonneborn) 4. Juni 2019
Eine Partei, über mehrere Fraktionen verteilt. Das alleine klingt schon nach der Logik, der "Die Partei" nur zu gerne folgt. Auch ihr Wahlkampf vor den EU-Wahlen war ähnlich dubios aufgebaut:
Wir haben bei Martin Sonneborn nachgefragt, warum nicht auch er zu den Grünen wechselt. Immerhin lässt der "Partei"-Politiker normalerweise keine Möglichkeit aus, um den Rechten im Europa-Parlament eine mitzugeben.
Zu watson sagte Sonneborn jetzt allerdings:
Man könnte es jetzt auch so sehen: Immerhin einmal ein Politiker, der zu seinem Wort steht.
Der Europaabgeordnete Timo Wölken von der SPD machte Martin Sonneborn auf Twitter ein Angebot: "Ich finde, als Ausgleich könntest du auch zu uns kommen, lieber Martin."
Die Antwort von Sonneborn, in gewohnter Manier: "Als Kanzlerkandidat? Da hab' ich bei der 'Partei' größere Chancen als mit der SPD..."
Als Kanzlerkandidat? Da hab‘ ich mit der #PARTEI größere Chancen als mit der SPD... Smiley! https://t.co/Ep6KeWrgA1
— Martin Sonneborn (@MartinSonneborn) 5. Juni 2019