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Ex-Wagner-Häftling gibt schockierenden Einblick in 46 Tage brutale Haft

05.07.2023, Ukraine, Bachmut: Ein ukrainischer Soldat der 10. Sturmbrigade Edelweiß feuert die Munition einer D-30-Haubitze auf russische Stellungen an der Frontlinie. Foto: Libkos/AP/dpa +++ dpa-Bild ...
Die Kämpfe um die Stadt Bachmut erforderten Tausende Tote und weitere Tausende Verwundete.Bild: AP / Libkos
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Wagner-Gefangener gibt schockierenden Einblick in 46 Tage brutale Haft

15.08.2023, 07:37
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Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um Kriegsgefangenschaft und völkerrechtswidrige Kriegsverbrechen, die negative Gefühle und Erfahrungen triggern können.

Er geriet in einen russischen Hinterhalt. Eine Panzerabwehrrakete schlug in das Fahrzeug von Ilia Mykhalchuk ein, seine Verletzungen waren lebensgefährlich.

Die Bestandsaufnahme des 36-Jährigen von seinem Körper ergab: Bänder aus zerfetztem Fleisch an der Stelle, an der einmal sein rechter Arm war, ein Sammelsurium aus Granatsplittern in seinem linken Arm. Seine Zähne abgebrochen.

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Russische Wagner-Söldner nahmen von einer Anhöhe aus eine Kolonne ukrainischer Militärpanzer unter Beschuss. Auch der 36-jährige ukrainische Soldat Ilia Mykhalchuk befand sich unter den Militärs.

Die Söldner-Truppe wird von Jewgeni Prigoschin geleitet. Offiziell hat sie nichts mit dem Kreml zu tun. Doch inoffiziell sind die Paramilitärs für Russlands besonders schmutzige Geschäfte zuständig.

05.07.2023, Ukraine, Bachmut: Ein ukrainischer Soldat der 10. Sturmbrigade Edelweiß feuert die Munition einer D-30-Haubitze auf russische Stellungen an der Frontlinie. Foto: Libkos/AP/dpa +++ dpa-Bild ...
Die Stadt Bachmut ist weiterhin Schauplatz schwerer Gefechte.Bild: AP / Libkos

Mykhalchuk stolperte schwer verwundet aus dem brennenden Wrack, stürzte auf den im Frühjahr noch gefrorenen Boden und befestigte mithilfe seiner gebrochenen Zähne ein sogenanntes Tourniquet, eine Aderpresse, um Gliedmaßen abzubinden, an seinen verstümmelten Armen.

Sofort kamen ihm seine Angreifer entgegen, schossen ihm in die Beine. Mykhalchuk dachte, sein Tod stünde unmittelbar bevor. "Ich war mir sicher", sagte er, "sie würden mich nicht gefangen nehmen". Doch genau das ist geschehen.

Sechs Wochen wurde der ukrainische Soldat im Frühjahr 2023 von den Wagner-Söldnern gefangen gehalten. Der "Washington Post" erzählte er nun von seinen 46 Tagen brutaler Haft.

Ukrainischer Soldat wird schwer misshandelt

Tausende Menschenleben hat der grausame Feldzug der Wagner-Söldner in Bachmut im Winter und Frühjahr gekostet. Viele weitere tausend Menschen wurden schwer verwundet. Darunter auch Mykhalchuk. Im Zuge eines Gefangenenaustauschs wurde der 36-Jährige nach 46 Tagen Kriegsgefangenschaft im April freigelassen.

In dieser Zeit hat der Soldat seine beiden Arme durch Amputation verloren. Er erzählt, dass die Wagner-Mediziner vergessen hatten, seine Haut nach dem Eingriff wieder zuzunähen.

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Immer wieder wird gezielt auf Zivilist:innen geschossen, wie hier in Kramatorsk.Bild: ZUMA Press Wire / Seth Sidney Berry

Nach mehreren Korrekturoperationen nach seiner Freilassung wurde Mykhalchuk in eine US-Spezialeinrichtung für Armprothesen gebracht, die sich nun um seine Rehabilitation kümmert. Dort staunte man angesichts seiner Verletzungen über seine Widerstandsfähigkeit.

Laut der "Washington Post" konnte ein Sprecher der Brigade keinen offiziellen Bericht über den Söldner-Angriff auf Mykhalchuks Stellung oder dessen Zeit in Gefangenschaft liefern. Auch die Wagner-Gruppe und das russische Verteidigungsministerium antworteten nicht auf Anfrage zu einer Stellungnahme.

Laut dem ukrainischen Soldaten ging der Angriff auf ihn aber so schnell, dass er geplant gewesen sein müsste. Zusammen mit ihm sei ein anderer ukrainischer Soldat gefangen genommen worden, Dutzende weitere seien weiterhin vermisst – oder vermutlich tot.

Wagner-Söldner verüben grausame Kriegsverbrechen an Ukrainern

Nach dem Angriff auf Mykhalchuk nahmen ihm Wagner-Soldaten die Aderbinden ab, erzählt er, ersetzten sie durch Gummischläuche und verknoteten sie fest. Der Soldat flehte seine Angreifer an, ihm den rechten Arm zu amputieren, sie weigerten sich.

Nach zehn Stunden sei Mykhalchuk in einen dunklen und schlecht belüfteten Keller gebracht worden. Dort verbrachte er laut seinen Erzählungen die folgenden sechs Wochen.

Der 36-Jährige erzählt zudem, dass sein linker Arm zu retten gewesen sei. Allerdings hätten die Söldner ihm medizinische Hilfe bis zum Ende des Verhörs verweigert – das nach seiner Aussage Stunden gedauert haben soll.

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Russische Wagner-Söldner haben die Stadt Bachmut im Frühjahr 2023 für eingenommen erklärt.Bild: Imago images / Evgeny Biyatov

Dann sei Mykhalchuk sediert worden. Als er wieder aufwachte, fehlten ihm beide Arme. Sie seien verbunden worden, ohne sie zu vernähen. Als er während der Verhöre ohnmächtig wurde, sei ihm eine Substanz gespritzt worden, die ihn wach hielt, erzählt er.

In den Verhören sei es offenbar nicht um taktische Informationen gegangen, beschreibt Mykhalchuk. Sein Wert bestand wohl nur darin, psychisch gequält zu werden, vermutet er. "Sie haben nur mit uns gespielt, so wie eine Katze mit einer Maus spielt – wenn sie sie fängt, bevor sie sie tötet."

In der Zeit der Gefangenschaft seien einige körperlich gefoltert worden, erzählt der Soldat. Er habe das allerdings nicht miterlebt. Allerdings würden sich die schlimmsten Misshandlungen im Moment der Gefangennahme ereignen. So seien einigen etwa die Finger abgeschnitten worden oder vor der Entführung mit Benzin angezündet worden.

"Wenn sie dich gefangen nehmen", sagt Mykhalchuk, "das ist die Zeit des Kampfes."

Gefangene kümmern sich fürsorglich umeinander

Die anderen Gefangenen kümmerten sich laut dem Ukrainer umeinander, fütterten ihn, badeten ihn und lenkten ihn von den Schmerzen ab.

Nachts verkündeten die Söldner immer, wer am nächsten Morgen freigelassen werden würde. Mykhalchuks Name fiel am 15. April im Zuge eines Gefangenenaustauschs. Er wisse nicht, was mit den anderen Dutzenden Soldaten geschehen sei, die zum Zeitpunkt des Wagner-Angriffs bei ihm waren.

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