Weltweit solidarisieren sich Menschen mit der Revolution im Iran, wie hier in Washington DC.Bild: IMAGO/NurPhoto / allison bailey
Gastbeitrag
Warum die feministische Revolution im Iran auch uns angeht. Ein Gastbeitrag von DGB-Jugend, Grüne Jugend, Jusos, Linksjugend und SJD - Die Falken.
Sarah Mohamed, Sarah-Lee Heinrich, Maxi Basak, Micki Börchers und Kristof Becker
177 Tage. Seit 177 Tagen protestieren vor allem junge Menschen, vor allem Frauen, vor allem Kurd*innen gegen das brutale iranische Regime.
Seit der Ermordung der Kurdin Jina Masha Amini durch die iranische Sittenpolizei riskieren tagtäglich Menschen im Iran ihr Leben. Und kämpfen für Freiheit und Selbstbestimmung. Sie kämpfen gegen ein zutiefst menschenfeindliches und fundamentalistisch-religiöses System, das sie seit Jahrzehnten unterdrückt.
Die Autor:innen
Sarah Mohamed ist stellvertretende Bundesvorsitzende bei der SPD-Jugendorganisation, den Jungsozialisten (Jusos)
Sarah-Lee Heinrich ist Co-Sprecherin der Grünen Jugend
Maxi Basak ist eine von sechs Sprecher:innen der Linksjugend [solid]
Micki Börchers gehört zum Vorstand der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken. Das ist ein eigenständiger Jugendverband, der aus der sozialistischen Arbeiterjugendbewegung hervorgegangen ist.
Kristof Becker ist der Bundesjugendsekretär der DGB Jugend, ebenfalls ein eigenständiger Jugendverband, der aber Teil des Gewerkschaftsbundes ist.
Bis Mitte Dezember wurden laut Menschenrechtsorganisationen mehr als 18.000 Menschen wegen Beteiligung an den Protesten festgenommen. Mehr als 500 Protestierende wurden getötet, darunter mindestens 63 Minderjährige. Trotz des brutalen Vorgehens des Mullah-Regimes halten Protestaktionen und ziviler Ungehorsam an.
Der 8. März ist der feministische Kampftag. Es gibt keinen besseren Tag, um darüber zu reden, was wir als junge Menschen in Deutschland mit diesen Protesten zu tun haben!
Unser Feminismus war und ist internationalistisch!
Im Iran werden Frauen und Queers gewaltvoll unterdrückt. Der Kampf gegen Patriarchat hört nicht an nationalen Grenzen auf. Der Kampf gegen Femizide hört nicht an nationalen Grenzen auf. Der Kampf gegen Vergewaltigung als Waffe gegen Frauen und Queers hört nicht an nationalen Grenzen auf. Der Kampf für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und Queers hört nicht an nationalen Grenzen auf, denn der feministische Kampf ist international.
Und das hat Tradition! Seit Jahrhunderten organisieren wir uns international, auf Konferenzen und in Bündnissen. Der feministische Kampftag hat seinen Ursprung in der internationalen Arbeiter*innenbewegung. Der erste internationale Frauentag fand am 19. März 1911 statt und ist seit 1922 immer am 08. März.
Auch wir als Bündnis verstehen uns bis heute als Teil der internationalen Arbeiter*innenbewegung. Für uns ist der feministische und internationale Arbeiter*innenkampf nicht trennbar. Sexismus und patriarchale Unterdrückung sind Teil des Kapitalismus. Wer übernimmt in unserer Gesellschaft die un- oder schlecht bezahlte Fürsorgearbeit? Wer lebt häufiger in Armut? Wenn wir uns für höhere Löhne in den Kliniken und in der Kita einsetzen, dann ist das Feminismus in Reinform!
Seit vergangenem Herbst halten die Proteste im Iran an.Bild: AP / Uncredited
Und auch im Iran wird die Protestbewegung von den Arbeiter*innen, Jung und Alt, männlich und weiblich getragen und unterstützt. Indem sie ihre Betriebe, wie die Ölraffinerien, bestreiken. Die wirtschaftlichen Verhältnisse im Iran sind seit Jahren schlecht. Viele Iraner*innen leben in Armut, einige haben nicht einmal Zugang zu sauberem Trinkwasser, während Angehörige des Mullah-Regimes ein Luxusleben führen und die Gewinne aus der Ölwirtschaft an einige wenige gehen.
Deshalb muss unser feministischer Kampf, der Kampf der internationalen Arbeiter*innenbewegung sein. Seit 122 Jahren ist klar: Wir sind nur frei, wenn alle Frauen und Arbeiter*innen vom Patriarchat befreit sind. Deshalb sind gerade auch die Frauen im Iran für uns alle ein Vorbild!
Ein Kampf um die Rechte von Kurd*innen
Die Kurd*innen im Iran stehen an vorderster Front der Bewegung. Ihr Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit hat eine lange Tradition und wir können noch viel von ihm lernen. Die Revolution im Iran verbindet Kämpfe von Kurd*innen, Feminist*innen, Queers, der Lernenden und jungen Arbeiter*innen, die sich nicht länger von dem autoritären und religiös-fundamentalistischem Regime unterwerfen lassen wollen.
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Die Proteste zeigen uns, wie wir nationale Grenzen in unserem feministischen Kampf überwinden. Und sie zeigen uns vor allem eine Utopie auf, für die wir alle kämpfen sollten. Wir alle, weil überall auf der Welt Frauen und Queers gegen Unterdrückung kämpfen und unser Feminismus kein Lippenbekenntnis sein darf.
Es ist ein Protest der Jugend
Es sind Proteste der Jugend im Iran. Sie kämpfen für einen anderen Iran. Einen Iran, in dem sie frei sein können, in dem sie eine Zukunft haben, die nicht durch menschenverachtende und fundamentalistische Machthaber fremdbestimmt ist.
Der Tod der iranischen Kurdin Jina Masha Amini war Auslöser der Proteste.Bild: dpa / Boris Roessler
Als Jugendorganisationen stehen wir ihnen zur Seite für eine Welt ohne Unterdrückung und Ausbeutung, für eine Welt, wo die Stimme der Jugend; der Zukunft gehört wird. Konservative erzählen zwar gerne, dass sich Feminist*innen hier für die Probleme von Frauen und Queers in anderen Ländern nicht interessieren. Aber das stimmt nicht!
Ihre Stärke und Mut sind für uns Vorbild und geben uns Kraft für unseren feministischen Kampf. Wir wollen alles, was wir können, tun, um der feministischen Revolution der Jugend im Iran, beiseite zu stehen. Mit ihnen die Stimme zu erheben! Wir verstehen, dass, auch wenn unsere Kämpfe und Herausforderungen unterschiedlich sind, wir doch das gleiche Ziel verfolgen: Eine Zukunft frei von patriarchaler Unterdrückung!
Auf die Straße am 8. März!
Deswegen müssen wir auch nach 177 Tagen Druck auf das Mullah-Regime ausüben. Das können wir alle, vor allem, indem wir Sichtbarkeit für die feministische Revolution im Iran schaffen. Das ist unsere stärkste Waffe als Bündnis gegen das iranische Regime. Dafür zu sorgen, dass die Verbrechen durch das iranische Regime sichtbar sind, dass die Freiheitskämpfe der Iraner*innen sichtbar sind.
Zwar protestieren Jung und Alt für die Freiheit der Iraner:innen – ausgegangen ist die Welle aber von der jungen Generation.Bild: IMAGO/ZUMA Wire
Deswegen gehen wir am 8.3. als Bündnis gemeinsam auf die Straße. Wir, DGB-Jugend, Grüne Jugend, Jusos, Linksjugend und SJD - Die Falken, protestieren vor der iranischen Botschaft und erheben bundesweit am feministischen Kampftag unsere Stimmen für die Befreiung der Menschen, Frauen und Queers im Iran und weltweit.
Gegen das Patriarchat heute und all den anderen Tagen im Jahr: One Solution - Feminist Revolution! Jin, Jiyan, Azadi! Zan, Zengedi, Azadi!
In der SPD tobt derzeit die K-Frage, die Diskussion über den nächsten Kanzlerkandidaten. Kanzler Olaf Scholz zeigt sich entschlossen, erneut anzutreten. Doch die Umfragen sprechen eine andere Sprache, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt.