Kurd:innen protestieren in London gegen das iranische Regime. Die Kurdin Jina Mahsa Amini wurde 2022 von der iranischen Sittenpolizei verhaftet und verstarb in Gewahrsam.Bild: IMAGO / ZUMA Wire
Iran
01.03.2023, 15:5321.04.2023, 10:40
Die Region Kurdistan ist ein Siedlungsgebiet der Kurd:innen. Nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches in den 1920er-Jahren ist es auf die Staaten Türkei, Irak, Syrien und Iran aufgeteilt worden. Wenn von Kurdistan die Rede ist, dann ist oft dieses große Siedlungsgebiet der Kurdinnen und Kurden gemeint.
Davon zu unterscheiden sind zwei Provinzen, die ebenfalls den Namen Kurdistan tragen. Die Autonome Region Kurdistan im Irak und die Provinz Kurdistan im Iran.
Mit der iranischen Provinz Kurdistan gibt es nur in einem anderen Land eine Verwaltungseinheit mit dem Namen Kurdistan – allerdings ist dies nicht mit einer Selbstverwaltung verbunden und umfasst auch nicht das Siedlungsgebiet von Kurd:innen im Staat Iran, da Kurd:innen in fast allen Provinzen des Iran leben und in mindestens drei weiteren Provinzen die Mehrheit bilden.
Die Grenzen Kurdistans und damit auch die Größe Kurdistans sind umstritten. Das Siedlungsgebiet der Kurdinnen und Kurden wird, nach unterschiedlichen Quellen, unterschiedlich angegeben. Auch die Anzahl der Kurd:innen in der Region fällt je nach Quelle unterschiedlich aus: Laut Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) umfasst das Volk der Kurd:innen, je nach Schätzung, 12 bis 25 Millionen Menschen.
Kurden sind die größte ethnische Gruppe ohne eigenes Land
Die Menschenrechtsorganisation Hawar Help gibt die Zahl 25 Millionen an und schreibt dazu, die "Kurd:innen sind die größte ethnische Gruppe ohne eigenes Land".
Laut Bundeszentrale für politische Bildung werden den Kurd:innen bis heute grundlegende Menschenrechte verweigert. Von den Staaten, in denen Kurd:innen leben, wird teilweise ihre Identität abgesprochen, die kurdische Sprache war oder ist immer noch in Teilen verboten. Kurdische Feste, Musik und Bräuche wurden und werden umgedeutet oder untersagt. Am stärksten war das in der Türkei der Fall, wo Kurd:innen als Berg-Türk:innen bezeichnet wurden und der Staat versucht hat, kurdische Menschen soweit zu assimilieren, dass die kurdische Identität verschwindet.
Noch immer kommt es zu heftigen Reaktionen seitens türkischer Nationalisten, wenn der Begriff Kurdistan fällt. Am Rande eines Regionalligaspiels der beiden Fußballmannschaften FC Bayern München II und Türkgücu München kam es beispielsweise Ende des Jahres 2022 zu Ausschreitungen, weil ein kurdischer FC Bayern Fan-Club ein Transparent zeigte, das Kurdistan im Titel führte.
In den vergangenen Jahrzehnten kam es zu zahlreichen Aufständen und bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Kurd:innen und den jeweiligen Herrschaftssystemen im Iran, Irak, der Türkei und in Syrien.
Verbotene Arbeiterpartei Kurdistans führte Guerillakrieg mit der Türkei
Die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) stand mit dem türkischen Staat in einem Guerillakrieg und trug mit punktuellen Anschlägen ihren Kampf auch in Länder der Europäischen Union. Mit der Inhaftierung ihres Anführers Abdullah Öcalan im Jahr 1999 war der bewaffnete Kampf offenbar beendet. Im Zuge des Krieges in Syrien seit 2015 wieder aufgebrochen.
Im Irak kam es in den 1960er und 1970er Jahren immer wieder zu Aufständen. Autonomieregelungen, die vom Staat vorgesehen waren, wurden nie umgesetzt. Erneute bewaffnete Konflikte zwischen der irakischen Armee und den beiden kurischen Parteien KDP und PUK 1974/75 wurden von Bagdad mit einer Arabisierungskampagne beantwortet.
1987 bildeten die verschiedenen kurdischen Gruppen eine Allianz. Das irakische Regime unter dem damaligen Präsidenten Saddam Hussein, richtete daraufhin ein Massaker an der kurdischen Bevölkerung im Irak an: etwa 180.000 Menschen starben unter anderem durch Giftgaseinsatz, mehr als 1,5 Millionen mussten fliehen.
Weil die kurdische Bevölkerung 1990 die Amerikaner im Golfkrieg unterstützte, befahl Saddam Hussein wiederum Straf-Aktionen – mit mehr als zwei Millionen Vertriebenen. Als Reaktion auf die humanitäre Katastrophe wurden die kurdischen Gebiete vom UN-Sicherheitsrat zur Flugverbotszone erklärt. Seitdem verwalten sich die Kurd:innen faktisch selbst und greifen seit 2003 auch aktiv in die Geschicke des gesamten Irak ein.
Seit September 2022 gehen Iraner:innen gegen das Regime der Islamischen Republik Iran auf die Straßen. Irans Kurdinnen und Kurden spielten dabei von Anfang an eine tragende Rolle. Der Auslöser war der Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini.
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