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Nach Nawalny-Tod: Kreml hat es auf die Familie abgesehen

ARCHIV - 15.11.2018, Frankreich, Straßburg: Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny (r) und sein Bruder Oleg stehen während seiner Anhörung vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.  ...
Alexej Nawalny (r.) und sein Bruder Oleg.Bild: AP / Jean-Francois Badias
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Nach Nawalny-Tod: Kreml hat es auf die Familie abgesehen

21.02.2024, 10:2821.02.2024, 10:43
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Die Todesnachricht von Alexej Nawalny hat vielerorts für Bestürzung und Kummer gesorgt. In zahlreichen Ländern bekunden Menschen ihre Trauer auf Kundgebungen und Demonstrationen – auch in Russland selbst, obwohl sie dort mit Verhaftungen rechnen müssen. Nawalnys Witwe Julia Nawalnaja erhebt währenddessen schwere Vorwürfe gegen den russischen Machthaber und dessen Regime.

Auch die Europäische Union geht von Verstrickungen Putins und dessen Machtapparats aus. Suspekt erscheint außerdem, dass das Regime die Leiche des prominenten Kreml-Kritikers nicht herausgeben will. Die Mutter Nawalnys hat sich bereits per Videobotschaft an Putin gewandt und ihn ebenso wie Witwe Julia Nawalnaja des Mordes beschuldigt. Sie sagt in der Ansprache:

"Ich wende mich an Sie, Wladimir Putin. Die Entscheidung der Frage hängt nur von Ihnen ab. Lassen Sie mich doch endlich meinen Sohn sehen."

Der Kreml derweil begnügt sich wohl nicht mit dem Tod Nawalnys. Stattdessen ist mittlerweile auch dessen jüngerer Bruder Oleg Nawalny zur Fahndung ausgeschrieben. Das berichtet die Kreml-treue Nachrichtenagentur Tass. Demnach sei gegen Oleg Nawalny ein Strafverfahren eingeleitet worden.

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Oleg Nawalny kennt den russischen Strafapparat

Die Polizei suche nun nach Oleg Nawalny, heißt es weiter. Er habe zudem wegen einer weiteren Straftat bereits auf einer Fahndungsliste gestanden. Oleg Nawalny kennt, wie sein Bruder auch, russische Gefängnisse bereits von innen. 2014 war er laut "Bild" wegen angeblichen Betrugs zu 3,5 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nawalny selbst sprach von einem "konsturierten" Prozess.

Auch im Zuge von Alexej Nawalnys Präsidentschaftskandidatur – von der der Kreml-Kritiker letztlich ausgeschlossen wurde – wurden beide Nawalny-Brüder zu langen Haftstrafen wegen mutmaßlichem Diebstahls verurteilt. 2021 schließlich wurde Oleg Nawalny wegen angeblicher Verstöße gegen die Corona-Verordnung zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt.

Wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet, ist es unwahrscheinlich, dass der Kreml Nawalnys Bruder tatsächlich in die Finger bekommt. So soll Oleg Nawalny vor drei Jahren nach Zypern gereist und seitdem nicht nach Russland zurückgekehrt sein. Es sei aber davon auszugehen, dass ihm bei einer Rückkehr ein ähnliches Schicksal, wie seinen Bruder erwarten dürfte.

Witwe Nawalnys vermutet erneuten Giftanschlag hinter Tod ihres Mannes

Nachdem dieser 2020 mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet worden war, wurde er im Berliner Krankenhaus Charité versorgt. Bei seiner Rückkehr nach Russland wurde der Kreml-Kritiker dann festgenommen. Bis zu seinem Tod, dessen Umstände nach wie vor unklar sind, kam Nawalny nicht mehr frei.

Seine Witwe Julia Nawalnaja geht davon aus, dass es sich auch diesmal um einen Giftanschlag auf ihren Mann handeln könnte. Sie vermutet, dass der Kreml deshalb nicht den Leichnam herausgeben will. Nawalnaja hat zudem angekündigt, die Namen derer, die für den mutmaßlichen Mord verantwortlich sind, zu veröffentlichen. Sie will den Kampf ihres Mannes fortführen.

Unklar ist bislang, ob sie dafür nach Russland zurückkehren wird. Bei einer Einreise könnte schließlich unter Umständen auch ihr eine Festnahme drohen.

Putins Bluthund Kadyrow reagiert mit skurrilem Video nach Krankheitsgerüchten

Der Tschetschenen-Chef Ramsan Kadyrow ist für seine Brutalität bekannt, wird wegen seiner Verbindung zum russischen Machthaber Wladimir Putin auch Putins Bluthund genannt. Der 47-Jährige inszeniert sich selbst und seine Söhne regelmäßig mit Waffen oder in kriegerischen Szenarien auf seinen Kanälen. Denn er arbeitet intensiv an der Machtübergabe an seinen Nachwuchs. Ein Grund dafür könnte Kadyrows Gesundheitszustand sein. Bereits im Herbst 2023 machte er mit einem angeblich schlechten Allgemeinzustand Schlagzeilen.

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