Der russische Präsident ahnt offenbar, was ihm und seinem Volk bei der ukrainischen Gegenoffensive blüht.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Alexei Danichev
International
Seit mehr als einem Jahr heißt es in Russland offiziell: Wir führen nur eine "Spezialoperation" in der Ukraine aus. Um diesen Schein krampfhaft weiterhin zu wahren, ergreift der Kreml allerhand Maßnahmen.
So wurden zuallererst die nicht Kreml-nahen Medien nach und nach in Russland ausradiert. Ein Umgehen dieses Verbots mittels VPN (verschlüsselt die eigene IP-Adresse) ist riskant. Selbst die Datingplattform Tinder hatte vor Kurzem ihren Rückzug aus dem Land erklärt.
Ein finnisches Medium hat nun sogar erfolgreich versucht, Kriegs-Infos in dem Online-Game Counter-Strike zu verstecken.
Kurzum: Für die russische Bevölkerung ist es nicht einfach, sich unabhängige, nicht Kreml-gesteuerte, Medienberichte über den Krieg gegen die Ukraine zu besorgen.
Gleichzeitig versucht Präsident Putin weiterhin seine Propaganda gezielt zu verbreiten. Jetzt wurde ein Handbuch des Kremls geleakt, in dem deutlich wird, wie das im Falle einer erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensive aussehen soll.
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Überraschende Anweisung an Staatsmedien in Russland
Das Propaganda-Handbuch wurde dem russischen Exilmedium "Meduza" zugespielt. Darin zu finden: Offenbar Informationen darüber, wie Putin seinem Volk eine erfolgreiche Gegenoffensive mittels seiner Kreml-Medien verkaufen will.
In dem Handbuch finden staatliche und Kreml-nahe Medien wohl Anweisungen, wie genau sie über die Gegenoffensive der Ukraine zu berichten haben.
Diese Anweisungen dürften jedoch überraschen. Denn die Gegenoffensive solle nicht etwa, wie bisher, totgeschwiegen werden oder verharmlost. Im Gegenteil.
Wie der Krieg tatsächlich aussieht, wird der russischen Bevölkerung nicht gezeigt.Bild: AP / Kateryna Klochko
Putin will offenbar, dass weder die ukrainische Offensive verharmlost wird, noch soll die Stärke der Ukrainer:innen heruntergespielt werden.
Vielmehr solle demnach der Fokus auf die Unterstützung der Nato gelegt werden und wie viele Waffen die Ukraine vom Westen erhalte, der das Land auf "jede erdenkliche Weise" unterstütze.
Zudem sollen die Propagandisten laut dem Handbuch nicht darüber berichten, wie viel Geld der Wiederaufbau der Infrastruktur in den besetzten und annektierten ukrainischen Gebieten den Kreml kostet. Stattdessen sollen die Propaganda-Medien verstärkt über Investitionen im "alten" Russland berichten. Denn das würde die Bevölkerung mehr befürworten und damit auch die Unterstützung Putins verbessern. So die Annahme zumindest.
Wladimir Putin erteilt klare Anweisungen, etwa zum "Tag des Sieges" am 9. Mai.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Mikhail Klimentyev
Außerdem soll offenbar auch die Berichterstattung zum 9. Mai nicht im Fokus stehen. Es ist der Tag, an dem Russland wie jedes Jahr den Sieg über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg feiert. Berichte über die Vorbereitungen zu der Feier sollen laut dem Handbuch "nicht übertrieben" werden.
Brisant: Putin hat laut Medienberichten eine Reihe von Militärparaden in mehreren Großstädten abgesagt – auch in Teilen Moskaus. Grund dafür sollen wohl Sicherheitsbedenken sein. Und fehlende Panzer. Die sind nämlich in der Ukraine im Einsatz.
Kreml-nahe Quellen erklären Hintergründe des Handbuchs
"Meduza" sprach im Zusammenhang mit dem Handbuch mit zwei regierungsnahen Quellen. Sie erklärten, welche kommunikativen Strategien der Kreml in dem Handbuch versucht zu entwickeln:
- Sollte die ukrainische Gegenoffensive erfolgreich verlaufen: Das würde Russland wohl mit der gezielt gesteuerten Berichterstattung zur massiven Unterstützung der Ukraine durch den Westen und der Nato erklären. Zudem könnte der Kreml versuchen, die ukrainischen Erfolge als "bescheiden" zu verkaufen, um die eigene Armee in ein besseres Licht zu rücken.
- Sollte die ukrainische Gegenoffensive scheitern: Dann würde Putins Propaganda wohl lauten, dass die russische Armee den ukrainischen Angriff erfolgreich abgewehrt hat. Und das, trotz der Unterstützung des Westens und der Nato.
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