Eine Bombe, ein Auto, eine tote junge Frau. Der Anschlag auf die Russin Darja Dugina (29) nahe Moskau versetzte am Samstagabend die Welt in Aufruhr.
Die Tochter des bekannten russischen Nationalisten Alexander Dugin war bei einer Explosion ums Leben gekommen – offenbar war an ihrem Auto eine Bombe befestigt worden. Nun gibt es ein Bekennervideo und das könnte den russischen Machthaber Wladimir Putin in Bedrängnis bringen.
Der Anschlag in Russland sorgte international für Schlagzeilen. Und das, obwohl Darja Dugina eine relativ unbekannte Persönlichkeit ist – vor allem im Ausland kannte man den Namen kaum. Brisant ist der Fall trotzdem. Das liegt in erster Linie daran, dass ihr Vater, Alexander Dugin, einer der bekanntesten rechten Oligarchen Russlands ist. Er gilt als kremlnah und ultranationalistisch. Manche bezeichnen Dugin als "Putins Gehirn". Auch Dugina, die Tochter, gilt als Verfechterin des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
Es war zunächst unklar, wer für den Anschlag verantwortlich ist. Vieles deutete zudem darauf hin, dass eigentlich Dugin selbst dabei hätte getötet werden sollen.
Bis zum Sonntagabend warf der Fall Rätsel auf. Doch dann meldete sich ein russischer Exil-Politiker zu Wort. Ilja Ponomarjow, der sich derzeit wegen seiner Anti-Kriegshaltung im ukrainischen Exil befindet, sprach in Kiew über den Anschlag und erklärte, eine russische Partisanengruppe soll diese Bombe am Auto angebracht haben.
Die Gruppe nenne sich "Nationale Republikanische Armee" (NRA). Ponomarjow las bei seiner Rede auch ein angebliches Bekennerschreiben vor. Kurze Zeit später veröffentlichte er zudem ein vermeintliches Bekennervideo der Gruppe auf seinem Youtube-Kanal. Vermeintlich deshalb, weil Expert:innen die Echtheit des Bekennervideos anzweifeln.
In dem Video sagt die Gruppe, der Anschlag sei ein Racheakt gewesen für den Tod von 50 ukrainischen Asow-Kämpfern, die vor wenigen Wochen in einem Kriegsgefangenenlager vermutlich in die Luft gesprengt wurden. Aber galt dieser Angriff nun Dugin oder doch seiner Tochter? Oder beiden?
Weder im Video noch im Manifest der Partisanengruppe wird deutlich, ob nicht eigentlich Dugin beim Anschlag hätte getötet werden sollen. Allerdings wird klar: Dugina war zumindest auch ein Ziel. Denn sie sei eine treue Begleiterin ihres Vaters und unterstütze zudem den Völkermord an den Ukrainer:innen.
Einige Beobachter:innen bezweifelten, dass Dugin getötet werden sollte. Sie bezweifelten auch, dass es sich bei dem Attentat um eine Aktion des russischen Widerstands handelte. Sie sehen darin eher die Handschrift russischer Sicherheitsbehörden.
Der Experte Ruslan Trad deutete bei Twitter an, dass es sich bei dem Anschlag auch um einen – wie er schreibt – Insider Job handeln könnte. "Besonders da Dugin, wie Gerüchte flüstern, Putin erzählt, dass der FSB die Schuld trägt an den schlechten Ergebnissen in der Ukraine."
Dieser Mordanschlag dürfte zumindest besorgniserregend sein für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Ob nun der Geheimdienst oder Widerstandsgruppen: Langsam regt sich Widerstand in seinem Land. Die NRA – also die vermeintliche Gruppe, die den Anschlag für sich reklamiert – ruft unterdessen zu einem bewaffneten Partisanenkampf auf. Ziel sei es, das Putin-Regime zu stürzen.
Der Kreml macht hingegen die Ukraine für den Mord verantwortlich. "Das Verbrechen wurde von ukrainischen Geheimdiensten vorbereitet und begangen", teilte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB am Montag der Agentur Interfax zufolge mit. Kiew hatte bereits vorher zurückgewiesen, etwas mit Duginas Ermordung zu tun zu haben.
Als Täterin nannte der FSB eine 1979 geborene Ukrainerin, die Ende Juli gemeinsam mit ihrer Tochter nach Russland eingereist sei. Nach der Tat sollen beide ins benachbarte EU- und Nato-Land Estland ausgereist sein.
(jor)