Oppositionsführer Alexej Nawalny steht in einem Käfig im Babuskinsky Bezirksgericht.Bild: AP / Alexander Zemlianichenko
International
Der Zustand des im Straflager inhaftierten
Kremlgegners Alexej Nawalny hat sich nach Angaben seines Vertrauten
Leonid Wolkow deutlich verschlechtert. "Seit Ende voriger Woche
leidet er an starken Schmerzen im Rücken", teilte Wolkow am Mittwoch
mit. Der 44-Jährige habe übermittelt, dass er Lähmungserscheinungen
in einem Bein habe und nicht mehr auftreten könne. Trotz der
Schmerzen habe er insgesamt nur zwei Tabletten bekommen. "Unter all
den uns bekannten Umständen kann die massive Verschlechterung seines
Befindens nur äußerste Besorgnis auslösen", meinte Wolkow.
Der Oppositionelle sei der "persönliche Gefangene, die persönliche
Geisel von Wladimir Putin; eines gefährlichen, verrückten Mörders",
schrieb Wolkow bei Twitter. Zuletzt hatte auch US-Präsident Joe Biden
zum Entsetzen des Kreml die Frage bejaht, ob er den russischen
Präsidenten für einen "Killer" halte. "Wladimir Putin trägt die
persönliche Verantwortung für das Leben und den Gesundheitszustand
von Alexej Nawalny in der Folterkolonie in Pokrow", meinte Wolkow.
Leonid Wolkow vermutet Vertuschungsversuche im Gefängnis
Der leitende Mitarbeiter des Nawalny-Teams und die Ehefrau des
Oppositionsführers, Julia Nawalnaja, beklagten, dass das Straflager
die Anwälte erstmals nicht zu einem vereinbarten Termin mit dem
Politiker vorgelassen habe. Den Anwälten Olga Michailowa und Wadim
Kobsew sei die Absage mit anderen Maßnahmen im Lager begründet
worden. Wolkow sage, dass auf diese Weise womöglich ein Aufenthalt
Nawalnys im Gefängniskrankenhaus vertuscht werden solle.
Nach einem Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok wurde Nawalny
in Deutschland behandelt. Bei seiner Rückkehr am 17. Januar wurde er
am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen. Kurz darauf
verurteilte ihn ein Gericht in Moskau zu Haft im Straflager. Der
Grund: Er soll während seines Aufenthalts in Deutschland gegen
Meldeauflagen bei russischen Behörden in einem früheren
Strafverfahren verstoßen haben.
Sowohl die EU als auch die USA fordern die Freilassung Nawalnys
Die zuletzt auf rund zweieinhalb Jahre bemessene Haft sitzt er
inzwischen in der Strafkolonie in dem Ort Pokrow im Gebiet Wladimir
rund 100 Kilometer östlich von Moskau ab. Nawalny sieht die Haft als
Rache Putins dafür, dass er den Anschlag mit dem chemischen
Kampfstoff überlebte. Die EU und die USA haben gegen Russland
Sanktionen verhängt und die Freilassung Nawalnys gefordert.
(lfr/dpa)