Russland, Moskau: Ein Polizist steht vor der Wohnung, wo Oleg Navalny, Bruder des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny, lebt.Bild: dpa / Mstyslav Chernov
International
Bei Razzien gegen Angehörige und Mitarbeiter
des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny ist unter anderen
dessen Bruder festgenommen worden. Oleg Nawalny sei zunächst für 48
Stunden in Gewahrsam, teilte Nawalnys Mitarbeiter Iwan Schdanow am
späten Mittwochabend auf Twitter mit. Als Grund sei ein Verstoß gegen
Corona-Hygieneauflagen genannt worden, schrieb Nawalnys Team auf
Telegram. Auch die Juristin Ljubow Sobol, eine enge Vertraute und
Mitarbeiterin Alexej Nawalnys, sowie ein Mitarbeiter von Nawalnys
Anti-Korruptions-Stiftung seien festgenommen worden.
Büros und Wohnungen von Familie und Mitarbeitern durchsucht
Maskierte Uniformierte hatten seit dem Nachmittag Büros und
Privatwohnungen von Familie und Mitarbeitern des
Oppositionspolitikers durchsucht - offenbar lautete auch hier der
Vorwurf auf Hygiene-Verstöße. Durchsucht wurden unter anderem die
Moskauer Wohnung der Familie, eine Wohnung von Nawalnys Frau Julia
sowie die seiner Pressesprecherin Kira Jarmysch.
Nawalnys Bruder war bereits vor Jahren einmal zu einer langen
Haftstrafe verurteilt worden. Nawalny warf dem Staat damals vor, Oleg
als Geisel genommen zu haben, um ihn selbst unter Druck zu setzen.
Gerichtsentscheidung am Donnerstag
Die jüngste Durchsuchungswelle erfolgte einen Tag, bevor ein
Gericht über die 30-tägige Haftstrafe Alexej Nawalnys entscheiden
will. Nawalnys Anwälte wollen am Donnerstag im Stadtgericht von
Chimki bei Moskau die Freilassung des 44-Jährigen erreichen. Der
russische Oppositionsführer war am 17. Januar nach seiner Rückkehr
nach Russland noch am Flughafen festgenommen worden. Er soll gegen
Meldeauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben,
während er sich in Deutschland von einem Giftanschlag erholte.
Nawalnys Inhaftierung hatte international Empörung ausgelöst. In
Russland demonstrierten am vergangenen Wochenende Angaben der
Organisatoren zufolge bis zu 300 000 Menschen für seine Freilassung.
Die Proteste sollen am Sonntag weitergehen.
(mse/dpa)