Der russische Machthaber Wladimir Putin verfolgt ambitionierte Pläne in der Ukraine.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Kirill Iodas
International
Seit Februar 2022 herrscht in der Ukraine Krieg, also bereits seit fast 22 Monaten. Die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Konflikts ist eher begrenzt. Bei seiner ersten Pressekonferenz im russischen Fernsehen hat der Kreml-Machthaber Wladimir Putin am Donnerstag erneut klargestellt, dass Russland so lange weitermachen werde, bis die russischen Ziele erfüllt seien.
Offiziell spricht Putin von einer "Entnazifizierung" der Ukraine – ein Vorwand für die "militärische Spezialoperation", wie er die Invasion nennt. Laut eines aktuellen Berichts arbeitet Putin an einem genauen Plan für die Ukraine in den kommenden Jahren. Demnach geht er dabei mit einer skrupellosen Strategie vor. Der russische Präsident setzt etwa auf die nachlassende Ukraine-Hilfe durch den Westen und sogenannte Scheinverhandlungen. Nach und nach will er demnach seine Macht ausbauen.
Seit fast 22 Monaten herrscht in der Ukraine bereits Krieg.Bild: AP / Evgeniy Maloletka
Putin verfolgt ambitionierte Pläne für die Ukraine
Eigentlich hatte Wladimir Putin bei seinem Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 mit einem Blitzsieg gerechnet. Doch wegen der erbitterten Gegenwehr des kleineren Nachbarlandes wurde daraus nichts. Stattdessen ist mittlerweile der Frontverlauf beinahe eingefroren. Geringe Gebietsgewinne gibt es auf beiden Seiten nur unter immensen Verlusten. Doch das soll sich offenbar ändern.
Nach Informationen von "Bild" arbeitet Russland an einem neuen mittelfristigen Kriegsplan für die Ukraine. Nach nachrichtendienstlichen Erkenntnissen plant Putin demnach bis Ende 2024 die vollständige Kontrolle über den gesamten Donbas zu erlangen, einschließlich der Regionen Donezk und Luhansk.
Aktuell beherrscht Russland etwa die Hälfte der Region Donezk und etwa 95 Prozent der Region Luhansk. Großstädte wie Kramatorsk, Slowjansk oder Pokrowsk sind derzeit unter ukrainischer Kontrolle, sollen jedoch bis Ende des nächsten Jahres erobert werden.
Russland will mehrere Gebiete in der Ukraine übernehmen
Der Plan reicht dem Bericht zufolge jedoch über das Jahr 2024 hinaus. Für die Jahre 2025 und 2026 plant Moskau laut Geheimdienstquellen die Eroberung großer Teile der Regionen Saporischschja, Dnipro und Charkiw, wobei besonders die Stadt Charkiw im Fokus steht. Ein Insider berichtet der "Bild", dass Russland innerhalb von 36 Monaten die gesamten Gebiete links des Dnjepr erobern möchte. Der Fluss soll nach Wünschen Putins wohl die neue Front werden.
Ukrainische Soldaten stehen auf einer Landstraße in dem befreiten Gebiet in der Region Charkiw.Bild: AP / Kostiantyn Liberov
Im Süden der Ukraine hingegen zeigt Russland laut "Bild"-Informationen geringere Ambitionen. Trotz der Annexion der gesamten Region Cherson im Herbst 2022 durch Putin, strebt Moskau hier lediglich an, die aktuelle Front entlang des Flusses Dnjepr zu halten. Ein ukrainisches Vordringen in Richtung Krim soll verhindert werden.
"Scheinverhandlungen": Putin verfolgt skrupellose Taktik
Die russische Strategie basiere unter anderem auf der Spekulation, dass die Kriegswirtschaft weiter anzieht und monatlich effektiver wird. Zudem wird davon ausgegangen, dass Russland jährlich weitere 100.000 Wehrdienstleistende und Mobilgemachte in der Ukraine einsetzen kann, im Fachjargon nennt man dieses Vorgehen auch "niedrigschwellige Mobilmachung".
Außerdem hofft Putin laut Geheimdienstinformationen wohl darauf, dass die Unterstützung durch den Westen, unter anderem durch Deutschland, zunehmend nachlässt. Eine weitere Grundlage des Plans ist die mögliche Reduzierung oder Einstellung der militärischen Unterstützung der Ukraine durch einen zukünftigen US-Präsidenten.
US-Präsident Joe Biden wirbt derzeit für weitere US-Hilfen für die Ukraine.Bild: AP / Andrew Harnik
Experten halten dem Bericht zufolge zudem ein Vorgehen für wahrscheinlich, das an vergangene russische Aktionen erinnert. So könne der Kreml erneut auf Scheinverhandlungen setzen, während gleichzeitig militärisch vorgegangen wird. Diese Taktik wurde einem Insider zufolge bereits 2015 angewendet, wie "Bild" berichtet. In Minsk hatte Putin mit Angela Merkel über "Frieden" verhandelt. Gleichzeitig eroberte Russland zehn Dörfer und die strategisch wichtige Stadt Debalzewe.
Die jüngsten Äußerungen der russischen Außenamtssprecherin Maria Sacharowa könnten dem Bericht zufolge auch Teil eines Ablenkungsmanövers sein. Sie forderte die Ukraine dazu auf, "die neuen territorialen Realitäten anzuerkennen" und die Truppen aus russisch kontrollierten Gebieten abzuziehen. Ein "Ende der Kämpfe" könne so in Betracht gezogen werden.
Der Krieg in der Ukraine hat bereits Tausende Tote gefordert. Bild: AP / LIBKOS
Experten warnen vor Putin-Vorgehen in der Ukraine
Der Militärexperte Thomas Theiner vermutet gegenüber "Bild", dass der russische Plan auf der Überzeugung basiert, dass die westliche Unterstützung für die Ukraine nachlässt. Er sagt dazu:
"Nur falls die Ukrainer keine Waffen und Munition aus dem Westen mehr erhalten, können die Russen ihre extrem ambitionierten Ziele umsetzen. Die Überlegung zeigt auch: Russland ist von seinem Ursprungsplan, große Teile der Ukraine unter seine Kontrolle zu bringen, niemals abgerückt."
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Auch Militärfachmann Nico Lange warnt davor, dass Russlands langfristiges militärisches Ziel darin bestehe, große Teile der Ukraine unter seine Kontrolle zu bringen. Er betont die entscheidende Rolle anhaltender Waffenlieferungen, um Russlands Ambitionen zu stoppen.
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