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Aktivist, Putin-Kritiker, Nationalist: Nawalny hat in Russland viele Feinde

ARCHIV - 27.08.2018, Russland, Moscow: Alexei Nawalny, Oppositionsf
Alexej Nawalny (r.) gilt als einer der schärfsten Kritiker der russischen Regierung.Bild: dpa / Pavel Golovkin
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Aktivist, Putin-Kritiker, Nationalist: Nawalny hat in Russland viele Feinde

03.09.2020, 13:4703.09.2020, 14:29
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Der russische Aktivist Alexej Nawalny ist der markanteste Kopf der russischen Opposition. Der Blogger hat sich dem Kampf gegen Russlands Schmiergeldkultur und Vetternwirtschaft verschrieben, und sich damit viele Feinde auf höchster Ebene gemacht.

Nawalnys Gegner sitzen beim gefürchteten Geheimdienst FSB, im Kreml, bei Polizei und Justiz und in der mitunter skrupellosen Geschäftswelt. Mit seinem Team vom Fonds zur Bekämpfung von Korruption veröffentlicht der 44 Jahre alte Jurist immer wieder aufwendige Recherchen, die ein Millionenpublikum im Internet finden.

Zur Galionsfigur der zersplitterten Opposition wurde der hochgewachsene Nawalny nach dem Mord an dem geachteten liberalen Politiker Boris Nemzow 2015. Seitdem organisierte er immer wieder Massenproteste im ganzen Land, besonders aber in Moskau. Seinem Ruf folgen vor allem Schüler und Studenten. Das Staatsfernsehen titulierte Nawalny, der mit Witz und Schlagfertigkeit seine Recherchen kommentiert, deshalb bereits als "Rattenfänger", der die Jugend verführe.

ARCHIV - 29.02.2020, Russland, Moskau: Alexej Nawalny, Oppositionsf
Oppositionspolitiker Alexej Nawalny.Bild: dpa / Pavel Golovkin

Nawalny hat es sich zu seiner Mission gemacht, die Regierung um jeden Preis herauszufordern. Das Machtlager von Kremlchef Wladimir Putin prangert er offen als "Partei der Gauner und Diebe" an. Zu Beginn seiner politischen Karriere hatte Nawalny mit nationalistischen und rassistischen Äußerungen für Aufsehen gesorgt. Das ist aber heute kaum ein Thema mehr.

Nawalny, geboren am 4. Juni 1976 in Butyn bei Moskau, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sein Bruder Oleg wurde vor Jahren zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Nawalny warf dem Staat vor, den Bruder als Geisel genommen zu haben, um ihn selbst unter Druck zu setzen.

Nawalny wollte 2018 sogar selbst Präsident werden – die Justiz schob ihm jedoch einen Riegel vor. Immer wieder landete Nawalny hinter Gittern. Sein größter politischer Coup war ein Achtungserfolg bei der Moskauer Bürgermeisterwahl 2013. Damals schaffte er aus dem Stand überraschend knapp 30 Prozent der Stimmen.

(om/dpa)

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