Dass es beim Start eines Flugzeugs nach Kerosin riechen kann, kennt jeder Vielflieger – das ist also durchaus normal. Beim Start des Lufthansa-Flugs LH 499 von Mexico City nach Frankfurt lag allerdings anscheinend noch etwas ganz Anderes in der Luft – was genau, darüber sind sich Zeugen, Ärzte und Airline noch nicht ganz einig.
Fest steht jedoch: Die Maschine, die sich bereits auf dem Weg zur Startbahn befand, musste stoppen und zum Gate umkehren. Ein Crewmitglied war kollabiert. Die Passagiere mussten aussteigen und wurden von Ärzten mit Gesichtsmasken empfangen.
Wie genau konnte es zu diesem Vorfall kommen? Ein Passagier des Flugzeugs berichtet der "Welt", dass er einen "beißenden Geruch" wahrgenommen habe, als er in der Maschine saß.
Der Pilot habe dann per Lautsprecher gefragt, ob ein Arzt an Bord sei und einen medizinischen Notfall erwähnt. Nun mutmaßt der Passagier, dass möglicherweise das Nervengift TCP in die Kabine eingetreten war und so zum Kollaps des Crewmitglieds geführt habe.
Der Stoff Trikresylphosphat (engl. TCP) wird von Toxikologen als hochgefährliches Nervengift eingestuft. Es wird gemutmaßt, dass dieses über die sogenannte Zapfluft aus Triebwerken in die Passagierkabine gelangen kann, wenn eine Dichtung beschädigt ist.
Wird die Kabinenluft verunreinigt, handelt es sich um ein sogenanntes fume event, welches zum Aerotoxischen Syndrom führen kann. Mögliche Symptome können Benommenheit, Gedächtnisstörungen oder Lungenprobleme sein.
Ob diese gesundheitlichen Schäden tatsächlich durch vergiftete Luft im Flugzeug verursacht werden können, ist aber umstritten. Zumindest der Münchner Lungenfacharzt Frank Powitz kennt Piloten, die kurz vor Besuch seiner Praxis noch topfit gewesen seien – und dann plötzlich kaum noch eine Treppe bewältigen konnten.
In der "Ärztezeitung" sagt Powitz dazu:
Warum genau das Crewmitglied kurz vor Start des Lufthansa-Flugs kollabierte, ist nach wie vor unklar. Der Passagier sagte der "Welt", dass angeblich noch weitere Crewmitglieder zu einer Untersuchung ins Krankenhaus mussten.
Auch sollten Passagiere laut Durchsage des Piloten auf weitere gesundheitliche Reaktionen achten.
Lufthansa hat sich auf Nachfrage der "Welt" nicht genauer zu dem Vorfall geäußert. Das Unternehmen spricht lediglich von einem "undefinierbaren Geruch", der aufgetreten sei. Nach eingehender technischer Prüfung konnte die Maschine schließlich wieder freigegeben werden und ist mit fast siebenstündiger Verspätung gestartet.
(ak)