
Der künftige US-Präsident Joe Biden (78) und die künftige Vizepräsidentin Kamala Harris (56) sind vom "Time Magazine" zu den Personen des Jahres gekürt worden.Bild: dpa / Andrew Harnik
International
11.12.2020, 07:1711.12.2020, 08:49
Der künftige US-Präsident Joe Biden (78)
und die künftige Vizepräsidentin Kamala Harris (56) sind vom "Time
Magazine" zu den Personen des Jahres gekürt worden. Das verkündete
Rock-Superstar Bruce Springsteen (71) am Donnerstagabend (Ortszeit)
im Sender NBC. "Time"-Chefredakteur Edward Felsenthal sagte mit Blick
auf die beiden Preisträger: "Die nächsten vier Jahre werden ein
enormer Test für sie und für uns alle sein, um zu sehen, ob sie die
Einheit, die sie versprochen haben, herbeiführen können."
Bei der Präsidentenwahl am 3. November hatte der Demokrat Biden
gegen den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump gewonnen. Trump
weigert sich bislang, seine Niederlage anzuerkennen. Biden hatte im
Wahlkampf unter anderem damit geworben, die tiefe Spaltung der USA
überwinden zu wollen. Biden war von 2009 bis 2017 Vizepräsident unter
Trump-Vorgänger Barack Obama. Harris – die derzeit noch im US-Senat
sitzt – wird die erste Frau, erste Schwarze und erste Amerikanerin
mit südasiatischen Wurzeln im Amt des Vizepräsidenten sein. Biden und
Harris sollen am 20. Januar in Washington vereidigt werden.
Auch Trump in der engeren Auswahl
Felsenthal schrieb auf der Seite des "Time Magazine": "Vielleicht
ist das Einzige, worüber sich die Amerikaner im Moment einig sind,
dass die Zukunft des Landes auf dem Spiel steht, auch wenn sie heftig
darüber streiten, warum." Wenn Trump in den vergangenen vier Jahren
eine "Kraft der Spaltung" gewesen sei, dann zeigten Biden und Harris,
wohin die USA steuerten: "eine Mischung aus Ethnien,
Lebenserfahrungen und Weltanschauungen, die gemeinsam einen Weg nach
vorne finden müssen, wenn das amerikanische Experiment überleben
soll." In kurzen Reaktionen in der NBC-Sendung bedankten sich Biden
und Harris für die Ehrung.
In der engeren Auswahl für die "Person des Jahres" waren auch
Donald Trump, der prominente US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci
gemeinsam mit den Mitarbeitern im Gesundheitswesen wegen ihres
Engagements in der Corona-Krise sowie die "Black Lives
Matter"-Bewegung. Der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem
brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota
Ende Mai hatte zu monatelangen Protesten gegen Rassismus geführt.
Vorjahressiegerin: Greta Thunberg
Im vergangenen Jahr war die damals 16-jährige schwedische
Klimaaktivistin Greta Thunberg als jüngste Persönlichkeit überhaupt
vom "Time Magazine" zur Person des Jahres gekürt worden. Die
"Time"-Redaktion würdigt mit dem Titel seit 1927 die Persönlichkeiten
des Weltgeschehens, die das vergangene Jahr am stärksten geprägt
haben. 2015 – im Jahr der Flüchtlingskrise – war zum Beispiel
Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Person des Jahres ernannt worden.
Ein Jahr später wurde Donald Trump die Ehrung zuteil, nachdem er
die US-Präsidentschaftswahl gewonnen hatte. 2018 wurde unter anderen
der ermordete saudische Journalist Jamal Khashoggi gemeinsam mit
weiteren Reportern zur Person des Jahres gekürt. In der Vergangenheit
gehörten auch Königin Elizabeth II., Friedensnobelpreisträger Nelson
Mandela sowie Adolf Hitler und Josef Stalin zu den Geehrten.
(mse/dpa)
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