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Donald Trump sprach von den Proud Boys – dahinter steckt eine stramm rechte Truppe

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Mitglieder der Proud Boys bei einer Kundgebung in Portland Ende September.Bild: imago images / Mark Downey
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Trump sprach von den Proud Boys – dahinter steckt eine stramm rechte Truppe

01.10.2020, 15:06
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Das erste TV-Duell im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf sorgt weiter für Diskussionen. Besonders eine Äußerung des amtierenden Präsidenten Donald Trump bringt ihm viel Kritik ein. Trump war während der Debatte mit seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden am Dienstag von Moderator Chris Wallace gefragt worden, ob er bereit sei, Gruppen und Milizen zu verurteilen, zu deren Ansichten die Überlegenheit der Weißen (White Supremacy) gehört. Biden warf als Beispiel die "Proud Boys" ein. Und Trump sagte daraufhin an die Adresse eben dieser "Proud Boys", sie sollten sich zurückhalten und bereithalten ("stand back and stand by").

Die Proud Boys zeigten sich nach der TV-Debatte begeistert über Trumps Äußerungen und veröffentlichten im Internet ihr Logo mit der Aufschrift "Haltet euch zurück und haltet euch bereit". Beobachter fürchten wachsende Gewalt vor der Präsidentschaftswahl am 3. November – und womöglich darüber hinaus, sollte Trump eine mögliche Niederlage nicht hinnehmen.

Am Tag danach ruderte Trump zurück. "Ich weiß nicht, wer die Proud Boys sind", sagte der Präsident mit Blick auf die rechte Vereinigung.

"Wer auch immer sie sind, sie müssen sich zurückhalten und die Strafverfolgungsbehörden ihre Arbeit machen lassen."
Donald Trump über die Proud Boys

Die Art und Weise, wie er mit der Frage nach den Proud Boys umgeht, entspricht einer seiner dreistesten Ausflüchte in Bezug auf Rechtsrassismus aus dem Wahlkampf 2016: Als der ehemalige Ku-Klux-Klan-Führer David Duke seine Kandidatur unterstützte, lehnte Trump es zunächst ab, die Unterstützung ausdrücklich abzulehnen – und sagte, er wisse nicht, wer Duke sei.

Was hinter den Proud Boys steckt: Eine stramm rechte Truppe

Aber wer sind die Proud Boys eigentlich? Die Gruppe wurde 2016 vom Mitgründer und ehemaligen Kommentator von Vice Media, Gavin McInnes, als Witz in einem rechtsextremen Magazin ins Leben gerufen. Ihr Name leitet sich von dem Lied "Proud of Your Boy" aus dem Disney-Musical Aladdin ab. Die Proud Boys glauben, dass weiße Männer und die westliche Kultur bedroht seien. Ihre Ideologie beruft sich unter anderem auch auf den Verschwörungsmythos eines Völkermords an den Weißen.

Wie viele andere neurechte Gruppen berufen sie sich offiziell zwar weniger auf offen rassistische Narrative als etwa der Ku Klux Klan, sondern auf angebliche "westliche Werte". Im Ergebnis führt das jedoch zu denselben Feindbildern wie bei klassischen Rassisten und Rechtsradikalen: Muslime, Einwanderer, Frauen. Die Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center (SPLC) stuft die Gruppierung als "Hassgruppe" ein, als islam-, einwanderungs- und frauenfeindlich sowie gewaltbereit. Mehrere Geheimdienstbehörden in den USA sehen in den Proud Boys laut dem "Guardian" eine gefährliche rassistische Organisation.

Mitglieder der Proud Boys teilen immer wieder rassistische Kommentare im Internet und nehmen an Aufmärschen rassistischer Gruppen teil. So etwa am berüchtigten Marsch von Rechtsextremen in Charlottesville im Jahr 2017. In den vergangenen Monaten traten teilweise bewaffnete Proud Boys immer wieder am Rande von Protesten der Anti-Rassismus-Bewegung Black Lives Matter in Erscheinung. Es kam zu Zusammenstößen mit antifaschistischen Aktivisten.

(om/mit Material von dpa und afp)

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