International
10.11.2020, 06:3010.11.2020, 07:52
Angesichts unbelegter Anschuldigungen über
systematischen Betrug bei der US-Wahl hat der konservative TV-Sender
Fox News von einer Pressekonferenz mit dem Wahlkampfteam von
Präsident Donald Trump weggeschaltet.
Nachdem Sprecherin Kayleigh
McEnany den Demokraten von Wahlsieger Joe Biden zu Beginn
unterstellte, dass diese Betrug gutheißen würden, unterbrach
Moderator Neil Cavuto: "Wenn sie nicht mehr Details hat, um das zu
belegen, kann ich Ihnen das nicht mit gutem Gewissen weiter zeigen". Genau 65 Sekunden hatte Fox News bis dahin von der Pressekonferenz gezeigt.
Fox News greift durch
"Das sind heftige Vorwürfe", sagte Cavuto. Man werde nur weiter über die Pressekonferenz berichten, wenn Belege
für die Behauptungen geliefert würden. "Nicht so schnell", sagte
Cavuto weiter, es folgte Werbung. Später bekräftigte der Moderator
seine Haltung und sagte, es gebe keine Beweise für die Vorwürfe.
Fox News gilt als "Haus und Hof"-Sender Trumps, der einige der
Moderatoren des Senders als Freunde bezeichnet. Der amtierende
US-Präsident hatte sich in den vergangenen Tagen immer wieder als
Opfer systematischen Wahlbetrugs dargestellt, aber nie stichhaltige
Beweise geliefert.
Trump bekräftigt Betrugsvorwürfe
Trump indes bestreitet weiter seine Niederlage bei der US-Präsidentenwahl und greift zu weiteren Klagen, um das Ergebnis der Abstimmung zu kippen. Im wichtigen Bundesstaat Pennsylvania greifen seine Anwälte die Stimmauszählung und das System der Briefwahl an. Trump bekräftigte in einer Serie von Tweets am Montag auch seine Betrugsvorwürfe zu der Wahl in Georgia, Nevada und Wisconsin. Es wurden nach wie vor keine Fälle von Wahlbetrug zu Gunsten des gewählten Präsidenten Joe Biden bestätigt.
"Nevada stellt sich als Jauchegrube falscher Stimmen heraus", schrieb Trump bei Twitter und versprach "absolut schockierende" Enthüllungen dazu. Twitter versah den Tweet des Präsidenten umgehend mit einem Warnhinweis, weil es sich um eine umstrittene Behauptung zur Wahl handele.
Trump schrieb außerdem, dass er den Bundesstaat Georgia, in dem Biden vorne liegt, gewinnen werde – "so wie in der Wahlnacht". Biden hatte die Führung übernommen, nachdem die Briefwahlstimmen ausgezählt wurden. Angesichts der Corona-Pandemie hatten vor allem Wähler der Demokraten per Briefwahl abgestimmt. Der stellvertretende Gouverneur des Bundesstaates, der Republikaner Geoff Duncan, sagte am Montag im Fernsehsender CNN, ihm seien bisher keine nennenswerten Fälle von Wahlfälschung bekanntgeworden. Angesichts des knappen Ergebnisses ist ein Neuauszählung in Georgia sehr wahrscheinlich.
In den Klagen in Pennsylvania geht es zum einen um Trumps Behauptung, dass den Republikanern die Möglichkeit verweigert worden sei, einen großen Teil der Stimmauszählung zu beobachten. Außerdem argumentieren die Republikaner, dass bei der Briefwahl einige Bezirke mit einem hohen Anteil von Demokraten die Regeln gebrochen hätten und das System insgesamt anfällig für Betrug sei. Pennsylvania mit 20 Stimmen von Wahlleuten für die Präsidentenwahl war ein entscheidender Bundesstaat, der Biden zum Sieg verhalf. Die Chefin der Republikanischen Partei, Ronna McDaniel, räumte ein, dass sie nicht wisse, ob die rechtlichen Schritte ausreichen würden, um das Ergebnis zu Gunsten Trumps zu drehen.
(hau/dpa)