Ex-Präsident Donald Trump nimmt es offenbar nicht immer so genau mit den Fakten.Bild: Pool The New York Times / Doug Mills
USA
Das sieht man selten: Ein Donald Trump, der über seine eigenen Wörter stolpert und auf Anhieb keine schlagkräftige Antwort parat hat. Genau das passiert ihm bei einem TV-Interview mit dem US-Sender Fox2 Detroit.
Dabei wird Trump zu einem seiner Lieblingsthemen befragt: die Migrationspolitik seines politischen Gegners Joe Biden. Laut Trump ist angeblich in Venezuela die Kriminalitätsrate um 72 Prozent zurückgegangen und zwar aus einem ganz einfachen Grund.
Trump wirft mit Zahlen um sich – dann folgt der Faktencheck
Das Land habe all seine Kriminellen in die USA abgeschoben und Biden habe das angeblich einfach so gebilligt. "Es ist eine Schande!", betont Trump.
Darauf stellt der Reporter eine einfache Frage, die Trump aus der Fassung bringt: "Sir, woher kommen diese Zahlen?"
Es folgt ein langes "Mhhh" von Trump, bevor er versucht, eine Antwort zu finden. Schließlich fallen ihm so einige ein: "Ich schätze, ich habe sie in diesem Fall aus den Zeitungen ... Ich glaube, es ist eine Bundeserklärung oder ... eigentlich kommen die Zahlen aus Venezuela."
Im Anschluss verkündet der Moderator, er habe Trumps Aussage einem Faktencheck unterzogen. Laut seiner Recherche habe Trump mit der Zahl übertrieben. Denn die Kriminalitätsrate ist nur um 25 Prozent gesunken, dabei bezieht er sich auf Angaben des venezolanischen Ministeriums. Auch Migration hat ihm zufolge nichts mit diesem Rückgang zu tun.
Indirekt kritisiert der Moderator, dass Trump einfach so mit Zahlen und Behauptungen um sich wirft, die seine Anhänger:innen blind und kritiklos aufsaugen.
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Am größten und wohl auch gefährlichsten ist seine Behauptung, dass ihm 2020 der Wahlsieg gestohlen wurde. Bis heute hält Trump daran fest, ohne jegliche Beweise dafür zu liefern. Das führte damals zum Sturm auf das US-Kapitol – einer der dunkelsten Tage für die älteste Demokratie der Welt.
US-Expert:innen warnen davor, dass Trump eine Gefahr für die Demokratie in den USA darstelle. Mit haltlosen Behauptungen, teils Verschwörungstheorien und Desinformationen füttert er die Maga-Bewegung, die Züge eines Kults annimmt. Maga steht für Trumps Wahlspruch "Make America Great Again".
Trump könne demnach sagen und tun, was er wolle, seine loyalen Anhänger:innen folgen und glauben ihm, warnt etwa US-Soziologe Philip Gorski in einem früheren watson-Gespräch. Trumps Stärke: Er wisse die Massen für sich zu mobilisieren – vor allem die christlichen Nationalist:innen.
Laut Gorski punktet der 77-Jährige vor allem durch seine Kommunikation. Er habe etwa die Sprache der christlichen Nationalist:innen verstanden. Worauf sie am meisten anspringen: Angst.
"Oft warnt Trump vor jener Katastrophe, jenes Desaster, dass man das Land verlieren werde und so weiter." Und dann springe er als "großer Beschützer" ein, der für ihre Rechte einsteht, führt der US-Soziologe aus.
Seit der US-Wahl steht fest: Donald Trump wird erneut ins Amt des US-Präsidenten zurückkehren. Spannend war das Rennen ums Weiße Haus allemal. Doch es war ein Wahlkampf, der von starker Polarisierung und emotionaler Abneigung zwischen den beiden politischen Lagern geprägt war. Er hat die gesellschaftlichen Gräben in den Vereinigten Staaten weiter vertieft.