
Nach dem Anschlag kontrollierten die Beamten auch Passanten.Bild: dpa / Roland Schlager
watson antwortet
03.11.2020, 09:2003.11.2020, 10:58
Nach dem Terroranschlag in Wien am Montagabend ist noch
nicht klar, ob der Täter alleine gehandelt hat oder ob er Komplizen
hatte. Sicher ist: mindestens vier Passanten sind bei der Bluttat ums
Leben gekommen, auch ein Täter wurde erschossen.
Ein Überblick über das, was wir wissen und was nicht.

Bild: watson
Was wir wissen
Was ist passiert?
Der Terrorangriff ereignete sich wenige Stunden vor Beginn
des teilweisen Lockdowns in Österreich. Die ersten Schüsse fielen am
Montagabend gegen 20 Uhr nahe der Hauptsynagoge in einem Wiener
Ausgehviertel. Bewaffnet mit einem Sturmgewehr, einer Pistole und
einer Machete sowie einer Sprengstoffgürtel-Attrappe feuerte ein Mann
in die Menge und wahllos in die Lokale. Mindestens ein Mann brach
tödlich getroffen auf einem Bürgersteig zusammen. Insgesamt wurden
mindestens vier Passanten getötet, außerdem wurde ein Täter von der
Polizei erschossen. Weit mehr als ein Dutzend Menschen wurden
verletzt, sieben von ihnen nach Angaben der österreichischen
Nachrichtenagentur APA lebensgefährlich.
Wo fand der Anschlag statt?
Nach Angaben der Polizei gab es sechs verschiedene
Tatorte, darunter die Seitenstettengasse, den Morzinplatz, den
Fleischmarkt und den Bauernmarkt. Einer der Orte liegt in der Nähe
der Synagoge. Nach der Tat war die Wiener Innenstadt zeitweise mit
öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr erreichbar. Weder Busse noch
Bahnen steuerten Ziele im historischen Kern der
Zwei-Millionen-Metropole an.
Wer sind die Opfer?
Österreichs Kanzler Sebastian Kurz hat Details zu den Todesopfern der Terrorattacke von Wien bekannt gegeben. Es kamen ein älterer Mann und eine ältere Frau, ein junger Passant und eine Kellnerin ums Leben, wie Kurz am Dienstag in Wien sagte. Ein Polizist, der sich dem Täter entgegengestellt habe, sei niedergeschossen und verletzt worden.
Welche Hintergründe sind bekannt?
Der Anschlag geht nach den Worten von Österreichs
Innenminister Karl Nehammer auf das Konto mindestens
eines islamistischen Terroristen. Der Attentäter sei ein Sympathisant
der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gewesen, sagte Nehammer. Es soll sich um einen 20-jährigen einschlägig vorbestraften Mann handeln, einen gebürtigen Wiener. Er habe vorgehabt, sich dem IS in Syrien anzuschließen. Die Polizei habe ihm keinen Anschlag in Wien zugetraut.
Wie laufen die Ermittlungen?
Nach dem Anschlag wurde mehrere Wohnungen
durchsucht, die Wohnung des Täters wurde aufgesprengt. Mehrere
Personen seien festgenommen worden, teilte die Polizei mit. 1000
Beamte sind nach Angaben des Innenministeriums in Wien im Einsatz.
Was wir nicht wissen
Wer sind die Verantwortlichen?
Polizei und Innenministerium gehen von einem
politischen Hintergrund aus. Unklar ist aber, ob der getötete Schütze
Komplizen hatte. "Wir können derzeit nicht ausschließen, dass es noch
andere Täter gibt", so der Innenminister.
Was ist das Motiv?
Trotz der Verbindung zur Terrormiliz IS ist das konkrete
Motiv für die Tat ebenso wenig bekannt wie ein Bekennerschreiben oder
-video. Die "Bild"-Zeitung hatte in der Nacht berichtet, der wahrscheinliche Haupttäter sei Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Er habe seine Tat im Internetdienst Instagram angekündigt.
Wollte der Schütze Panik im gut besuchten Ausgehviertel
verbreiten oder hatte er sich die Synagoge als Ziel ausgesucht? Nach
Angaben des Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar
Deutsch, waren allerdings sowohl die Synagoge als auch das
Bürogebäude an derselben Adresse zum Zeitpunkt der ersten Schüsse
nicht mehr in Betrieb und geschlossen.
(hau/dpa)