watson: Pia, ihr seid mit Cannovum aktuell auf dem medizinischen Markt heimisch. Mit der geplanten Legalisierung von Genuss-Cannabis wollt ihr auch in diesen Markt einsteigen. Wie wollt ihr eure Produktpalette da aufstellen?
Pia Marten: Im medizinischen Markt sind bisher Blüten, aber vor allem auch Extrakte ein großes Thema – diese Produkte vertreiben wir. So wollen wir auch den Genuss-Markt bedienen. Was am Ende möglich ist, wird der Gesetzgeber vorgeben.
Einen Schlussstrich zieht die Ampel laut dem aktuellen Eckpunkte-Papier wohl bei den sogenannten Edibles. Also zum Beispiel Brownies.
Edibles sollten mittelfristig legalisiert werden. Wir wissen, dass Patienten Cannabisöle auch heute dafür nutzen, um Brot oder Cookies zu backen. Eine Freigabe könnte schrittweise erfolgen – so wie es auch in Kanada war. Aber: Jugendschutz ist bei Edibles besonders wichtig.
Was auf dem Schwarzmarkt auch häufig vorkommt, sind CBD-Blüten, die mit synthetischen Cannabinoiden eingesprüht sind – und damit viel stärker wirken, als THC-Blüten. Das macht ihr nicht. Wie hoch ist denn der THC-Gehalt in eurem Gras?
Wir haben mehrere Produkte im Angebot, die unterschiedliche THC-Gehalte haben. Die liegen bei 8 Prozent, manche bis zu 29 Prozent.
Das heißt, ihr bietet sowohl Produkte im Inidca- als auch im Sativabereich an.
Wir haben ein großes Portfolio und sind einer der Partner des kanadischen Cannabisunternehmens Aurora. Die haben eine breite Blütenpalette, mit Sorten, die natürlich auch aus dem Schwarzmarkt bekannt sind.
Nach welchen Kriterien wählt ihr die Sorten aus, die ihr auf dem Genussmarkt anbieten möchtet?
Durch unser medizinisches Geschäft haben wir viel Erfahrung gesammelt mit den verschiedenen Blütensorten und ihren Eigenschaften. Dieses Wissen hilft uns, Produkte in Zukunft anzubieten, die viele Kunden wollen.
Und welche sind das?
Unabhängig von speziellen Sorten kann man sagen, dass aktuell vorwiegend Blüten mit besonders hohem THC-Gehalt, einem einzigartigen Terpenprofil und einer Restfeuchte knapp unter 10 Prozent gefragt sind.
Eine Studie der Universität Düsseldorf kommt zu dem Schluss, dass der Cannabisbedarf in Deutschland bei 380 bis 420 Tonnen jährlich liegt. Das Eckpunkte-Papier sieht vor, dass all das Gras auch in Deutschland angebaut werden muss. Wie viel davon kann die Anbau-Allianz produzieren?
Unsere Anbau-Allianz soll sicherstellen, dass wir Premium-Produkte klimapositiv für den legalisierten Markt anbieten können. Dafür haben wir uns mit etablierten Agrarunternehmen und Landwirten zusammengetan. Bereits jetzt planen wir mehr als 10 Tonnen Cannabis zum Start der Legalisierung anzubieten.
Das deckt nicht den Bedarf von Deutschland, aber zumindest den von Berlin. In den nächsten Wochen kommen neue Partner in die Anbau-Allianz und wir werden noch deutlich mehr Kapazität haben.
Das heißt, ihr plant weitere Landwirt:innen in euren Verbund aufzunehmen.
Genau. Es kommen aber nur Partner in die Allianz, die nach höchsten ökologischen Vorgaben und klimapositiv arbeiten. Das Thema Verbraucherschutz und Klimaschutz hat für die Cannovum AG höchste Priorität.
Ein wichtiger Punkt für euch ist, dass das Gras nachhaltig und klimafreundlich angebaut wird – warum?
Jeder Anbau ist mit Energieaufwand verbunden – deshalb ist es aus meiner Sicht umso wichtiger, dass wir uns klimaneutral aufstellen. Erneuerbare Energien, Fotovoltaik, Biogasanlagen. Wir müssen in Deutschland wettbewerbsfähig produzieren. Das geht nur, wenn die Landwirte das nachhaltig machen und nach Möglichkeit klimapositiv arbeiten.
Die Landwirte, die sich der Anbau-Allianz angeschlossen haben, produzieren auch heute schon Pflanzen und Lebensmittel. Gleichzeitig brauchen elf Tonnen Gras auch eine gewisse Fläche. Droht mit der Legalisierung ein Nahrungsmittelmangel?
Nein. Das sind erfahrene und erfolgreiche Agrarbetriebe. Die werden ihre bisherigen Geschäfte aufrechterhalten und um weitere Flächen erweitern. Unsere Anbau-Allianz-Gründungsmitglieder bauen aktuell Hortensien und Eukalyptus an. Cannabis wird ein zusätzliches Standbein sein.
Wird dieses Bio-Gras teurer als konventionelles Schwarzmarkt-Cannabis?
Es ist wichtig, dass wir attraktive Preise haben. Aber natürlich hängt der Endpreis von der Besteuerung ab – und von den Anbaupreisen der Produzierenden.
Hast du eine konkrete Zahl für mich, mit welchen Preisen ihr aktuell plant?
Es sind viele Variablen, die den Preis stark beeinflussen werden und die wir nicht kennen: Die Besteuerung, die Auflagen für die Produktion...
Aber?
Die Legalisierung von Cannabis muss für Verbraucher attraktiv und für Produzenten wirtschaftlich möglich sein. Und der Staat wird die Produkte auch besteuern. Ich bin mir sicher, dass wir mit den Schwarzmarktpreisen konkurrieren können.
Wie viel kostet denn medizinisches Cannabis aktuell?
Das hängt vom THC-Gehalt ab. Aber preiswerte Sorten werden in Großapotheken für knapp über 10 Euro pro Gramm abgegeben.
Das ist doch mal eine Hausnummer. Ich möchte nun die Frage aller Fragen stellen: Wann Bubatz legal?
Das ist natürlich die alles entscheidende Frage, die uns umtreibt. Letztlich steht im Eckpunktepapier, dass eine Freigabe 2024 möglich ist – und das ist, was wir uns auch wünschen. Ich bin auf jeden Fall happy, dass die Politik die gesellschaftliche Realität anerkennt. Jetzt muss es schnell losgehen.
Und was macht ihr, wenn die Legalisierung doch ins Wasser fällt – zum Beispiel, weil die EU nein sagt?
Die Cannabis-Legalisierung ist eine Frage der Zeit. Die Frage ist nicht, ob, sondern wann. Wir als Cannovum AG halten eine Freigabe bis 2024 für sehr wahrscheinlich.