Tampons und Binden sollten für alle kostenlos sein, fordern Berliner Studierende.null / Daniela Stärk
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19.01.2022, 07:2311.06.2024, 10:19
Die Forderungen nach kostenlosen Periodenprodukten werden immer lauter – schließlich sind Tampons und Binden nicht gerade günstig und dennoch für etwa die Hälfte der Menschheit über Jahrzehnte unverzichtbar. Wenn man monatlich 5 Euro für Menstruationsprodukte ausgibt, bezahlt man über 30 Jahre hinweg insgesamt 1.800 Euro alleine für Tampons und Binden. Dabei sind die Kosten für neue Unterwäsche, Schmerztabletten und Nervennahrung noch gar nicht berücksichtigt. Zieht man diese in die Berechnung mit ein, können nach Angaben der britischen Ausgabe des Portals "Huffington Post" dafür im Laufe eines Lebens bis zu 20.700 Euro an Ausgaben zusammenkommen. Und das gilt für alle gleich, ungeachtet der Zahl, die auf dem Lohnzettel steht.
Erst 2019 hat die Bundesregierung anerkannt, dass Periodenprodukte zum Grundbedarf gehören und die Mehrwertsteuer auf Tampons, Binden und Menstruationstassen dementsprechend von 19 auf 7 Prozent gesenkt – davor wurden sie zur selben Klasse wie Pelze und Champagner gezählt.
Periodenprodukte sollen für alle zugänglich gemacht werden
Doch bis die Periodenarmut gestoppt ist und sich niemand mehr die Unterhose mit alter Zeitung und Toilettenpapier ausstopfen muss, muss noch viel mehr passieren – das finden zumindest einige Initiativen, die sich seit Jahren darum bemühen, das Thema Kosten für Periodenprodukte in die Politik zu bringen.
In manchen Ländern mit Erfolg: Australien hat die Steuer auf Periodenprodukte bereits abgeschafft und in Schottland sollen Tampons, Binden und Menstruationstassen künftig komplett kostenlos ausgegeben werden. In Frankreich sollen immerhin an den Universitäten kostenlose Hygieneprodukte zur Verfügung stehen.
Studierende fordern Tampons und Binden auf allen Hochschultoiletten
Ähnliche Maßnahmen wünschen sich auch einige Initiativen in Deutschland: Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der TU Berlin forderte in einer Mitteilung nun die Berliner Hochschulen und das Berliner Studierendenwerk auf, "kostenlose Menstruationsprodukte – konkret Tampons und Binden – auf allen Toiletten der Hochschulen, der Universitätsbibliotheken, Mensen und sonstigen angeschlossenen Institutionen bereitzustellen".
Der TU-Asta schreibt außerdem, dass die Hygieneprodukte nicht nur auf der Frauentoilette verfügbar sein sollen, sondern auf allen Toiletten und für alle Geschlechter bereitstehen müssen, da nicht nur Frauen betroffen seien, sondern auch auch trans*-, inter*- und/oder nicht-binäre Menschen.
Berliner Hochschulen sind zu Chancengleichheit verpflichtet
Um ihre Forderung durchzusetzen, berufen sich die Studierenden auf den Paragrafen 5c des aktuellen Berliner Hochschulgesetzes. In diesem heißt es, "dass die Berliner Hochschulen dazu verpflichtet sind, auf die Chancengleichheit der Geschlechter hinzuwirken" und "dass die Hochschulen die für Frauen bestehenden strukturellen und sonstigen Nachteile aktiv beseitigen müssen". Und wenn Studierende sich nicht auf das Seminar konzentrieren können, weil sie Angst haben, ihre Unterhose durchzubluten oder aus Mangel an Periodenprodukten sogar zu Hause bleiben müssen, dann sieht der Allgemeine Studierendenausschuss darin ganz klar einen strukturellen Nachteil.
"Außerdem fordern wir darüber hinaus den Berliner Senat auf, umgehend dafür zu sorgen, dass diese Forderungen auch in ausnahmslos allen öffentlichen Einrichtungen umgesetzt werden und auf allen öffentlichen Toiletten in Berlin ebenfalls Menstruationsprodukte kostenlos bereitgestellt werden", heißt es in der Pressemitteilung des Asta weiter. Ob der Forderung nachgekommen wird, bleibt bislang offen.
(fw)