Sommer, Sonne, eitel Sonnenschein? Nicht für jeden, zumindest im Strandbad Grünau in Berlin. Durch die Einlasspolitik der Betreiber:innen ist eine politischer Debatte entbrannt. Der Grund: An heißen Tagen wird anscheinend aussortiert. Dann wird wohl nach einem bestimmten Kriterium entschieden, wer sich dort abkühlen darf – und wer nicht.
Konkret soll dann die Postleitzahl ausschlaggebend über den Eintritt sein. Laut "Tagesspiegel" wurden Besucher:innen aus dem Bezirk Neukölln etwa abgewiesen. Auch sollen Ausweise kontrolliert worden sein. Allerdings wird an der Kasse erst ab etwa 400 Gästen der Einlass kontrolliert, wie "Bild" herausgefunden haben will.
Nun hagelt es Kritik. So wird den Betreibenden Willkür vorgeworfen. Auch der Vorwurf, sie würden auf diese Weise Menschen mit Migrationshintergrund aussortieren, steht im Raum.
So schreibt etwa der Journalist Matthias Meisner auf Twitter: "Das ist krass: Das Strandbad Grünau gewährt laut Tagesspiegel-Checkpoint nur Ostberliner:innen Zutritt (PLZ-Abfrage) und sortiert ziemlich offensichtlich und mit fadenscheinigen Ausreden am Einlass Menschen mit Migrationshintergrund aus."
Auch die freie Journalistin beim Tagesspiegel, Julia Schmitz, zeigt sich schockiert – speziell über die Reaktionen, die sie auf ihren Artikel in ihrem Postfach erhalte: "Die Mails reißen nicht ab. Man sei froh, "dieses Volk", das nur grapsche und gaffe, nicht im Strandbad Grünau zu haben." Laut Schmitz sind damit "offensichtlich" Menschen mit Migrationshintergrund gemeint. "Das ist alles so widerlich, ich muss gleich mein Postfach ausräuchern" schreibt sie, merklich empört.
Auf Twitter gehen die Meinungen über die Einlasspolitik auseinander. Während einige User:innen die Beschränkungen als positiv bewerten, kündigen andere an, das Strandbad von nun an boykottieren zu wollen.
Auch die Politik hat sich zur merkwürdigen Einlasspolitik des Bads geäußert. "Wenn sich das als wahr herausstellt, ist das eine klare Diskriminierung von Menschen mit Migrationsgeschichte und sozial Benachteiligten", sagt etwa die Linken-Abgeordnete Elif Eralp gegenüber "Bild".
Der SPD-Politiker Tom Schreiber sieht es ähnlich: "Die Auswahl nach Postleitzahl ist völlig schräg." Er warnt vor der Willkürlichkeit dieser Entscheidungen. "Was kommt als Nächstes – nach Alter, Größe und Gewicht? Wenn der Pächter nur bestimmte Gruppen einlassen möchte, könnte er einen Familientag einführen. Oder er gründet einen Verein, dann dürfen nur Mitglieder rein."
Der FDP-Politiker Stefan Förster teilt diese Meinung nicht. Er verweist auf die "unternehmerische Freiheit" der Pächter, den Zulass so zu gestalten, dass "das Bad nicht überfüllt ist und sich alle Gäste dort wohlfühlen".
Wird Menschen tatsächlich der Zugang ins Strandbad Grünau aufgrund von Migrationshintergrund verwehrt?
Auf eine Anfrage antworteten die Betreiber:innen bisher nicht. Wohl aber die Berliner Bäder-Betriebe (BBB), die Eigentümer des Strandbades sind. Der Pächter habe demnach "den öffentlichen Badebetrieb während der Sommersaison sicherzustellen". Alles, was darüber hinaus gehe, unterliege dem Hausrecht. Zu den Diskriminierungsvorwürfen kein Wort.
Die Abfrage der Postleitzahl ist übrigens nicht neu. Seit Beginn der Pandemie gab es im Strandbad schon eine ähnliche Art der Einlasspolitik. Als Grund wurden die geringeren Kapazitäten wegen der Corona-Maßnahmen genannt. Bei großem Andrang würden Berliner:innen aus der Umgebung des Bades bevorzugt, hieß es vonseiten der Betreiber:innen.
Stephan Standfuß (CDU) nimmt die aktuelle Debatte zum Anlass, eine Forderung an den Senat zu stellen: "Die Stilblüte mit den Postleitzahlen ist die Folge einer verfehlten Politik." Der Senat müsse mit den Bäder-Betrieben "endlich" ein vernünftiges Sicherheitskonzept für alle Bäder erarbeiten.
(ast)