KZ-Provokation – Rammstein legt nach und veröffentlicht 9-Minuten-Video
Rammstein macht Werbung für ihre neue Single "Deutschland" – und hat dazu am Donnerstag ein 35 Sekunden langes Werbevideo veröffentlicht. Am Donnerstagabend folgte dann das komplette Video. In mehr als neun Minuten vollziehen Rammstein unter dem Titel "Deutschland" dabei eine Reise durch die deutsche Geschichte – von den alten Germanen bis zur Gegenwart.
Doch schon nach dem Teaser war die Aufregung groß. Die Musiker der deutschen Rockband rund um Sänger Till Lindemann provozieren – und wie.
- Im Werbevideo sind die Rammstein-Mitglieder zu sehen. Die vier Musiker haben einen Strick um den Hals, tragen Kleidung, die offenbar an KZ-Häftlinge erinnern soll.
- Die Bilder aus dem Trailer werden im vollständigen Video erst während des Abspanns gezeigt.
- Das Video (5 Millionen Aufrufe nach nur zwölf Stunden) zeigt aber auch, wie sich Häftlinge an ihren Peinigern rächen, welche NS-ähnliche Uniformen tragen. "Du hast viel geweint, im Geist getrennt, im Herz vereint", singt Frontmann Till Lindemann über Deutschland. "Meine Liebe kann ich dir nicht geben."
- Frauenarzt?! Was in Rammsteins "Deutschland"-Video keinem aufgefallen ist
Das war der 35-Sekunden-Teaser:
Und das ist das 9-Minuten-Video
Die Provokation der Band, die in der Vergangenheit auch schon mal Bilder aus einem Nazi-Propagandafilm von Leni Riefenstahl verwendet hatte, blieb nicht ohne Folgen. Mehrere Politiker und Vertreter jüdischer Verbände meldeten sich zu Wort.
So nannte Karin Prien, Sprecherin des Jüdischen Forums in der CDU, das Video "widerlich und respektlos".
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hatte nach Veröffentlichung des "Deutschland"-Trailers erklärt, es gebe zahlreiche Künstler, die sich in ihren Kunstwerken auf eine würdevolle Art mit der Schoa auseinandersetzten. "Wer den Holocaust jedoch zu Marketingzwecken missbraucht, handelt verwerflich und unmoralisch", sagte Schuster.
Das Video sei nur produziert worden, um "Klicks zu erzeugen". Auch Felix Klein, Antisemitismus-Beauftragter der Bundesregierung, äußerte sich kritisch: "Die Inszenierung der Musiker von Rammstein als todgeweihte KZ-Häftlinge stellt die Überschreitung einer roten Linie dar. Sollte dies nur der Verkaufsförderung des neuen Albums dienen, halte ich dies für eine geschmacklose Ausnutzung der Kunstfreiheit."
(pb)