Wer wissen möchte, ob er sich mit dem HIV-Virus infiziert hat, muss künftig nicht mehr zum Arzt oder in eine Beratungsstelle gehen. Der Bundesrat hat am Freitag grünes Licht für den freien Verkauf von HIV-Selbsttests gegeben. Die Begründung: Es gebe mittlerweile leistungsstarke und für Laien gut handhabbare Selbsttests.
Diese könnten von Menschen angewandt werden, die den Gang zum Arzt meiden wollten und sich bislang gar nicht oder nur unregelmäßig testen ließen. Durch die Abgabe der Selbsttests erhöhe sich somit die Wahrscheinlichkeit, dass HIV-Infektionen zu einem früheren Zeitpunkt erkannt und behandelt werden und dadurch die Weitergabe von Infektionen verhindert werde.
Bislang können HIV-Tests nur bei bestimmten Einrichtungen oder einem Arzt vorgenommen werden. Nach der Entscheidung des Bundesrats werden diese künftig nicht nur in Apotheken, sondern auch andernorts zu erwerben sein – etwa in Drogerien und Supermärkten. Wer die Tests anbietet, muss eine fachliche Beratung gewährleisten. Dafür soll nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein Anwenderportal im Internet aufgebaut werden. In anderen Ländern sind die HIV-Tests bereits seit längerem frei verkäuflich, die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt dies seit 2016.
Spahn begrüßte die Entscheidung des Bundesrats. "Damit leisten wir einen weiteren wichtigen Beitrag im Kampf gegen HIV und Aids" erklärte er in Berlin. "Denn je früher Betroffene von einer HIV-Infektion wissen, desto früher kann ihre Behandlung beginnen." Und wer unsicher sei, ob eine Infektion vorliegt, wolle schnell Gewissheit. "Mit der Verkaufsfreigabe von HIV-Selbsttests unterstützen wir Menschen, die sich ohne ärztliche Beratung auf HIV testen lassen wollen."
Auch die Deutsche Aids-Hilfe begrüßte die Entscheidung des Bundesrats. Der Selbsttest werde zahlreiche Aids-Erkrankungen und HIV-Infektionen verhindern, erklärte die Organisation. Die freie Verfügbarkeit senke die Hemmschwelle und ermöglicht so mehr Menschen eine frühe Diagnose und damit eine Behandlung. Unter Therapie sei HIV auch nicht mehr übertragbar. Rund 13.000 Menschen in Deutschland wissen der Aids-Hilfe zufolge nichts von ihrer HIV-Infektion.
(sg/afp)