Weite Teile der US-Ostküste versinken im Smog. Millionen Menschen sind davon betroffen. Am Mittwoch waren Großstädte wie Philadelphia und New York von einem dichten Rauchschleier bedeckt, am Donnerstag erreichten sie auch die US-Hauptstadt Washington. Veranstaltungen im Freien wurden abgesagt, der Zoo in Washington geschlossen und die Menschen dazu angehalten, sich in Innenräumen aufzuhalten.
Schlimm war die Lage am Mittwoch auch in New York. Die Metropole war an diesem Tag die Stadt mit den schlechtesten Luftwerten weltweit. Noch vor den für die Luftverschmutzung berüchtigten Städten in China oder Indien. In New York war der Smog so extrem, dass die Behörden erhöhte Gesundheitswarnstufen ausrufen mussten.
Auch eine Reisende aus Deutschland hat die Situation miterlebt. Sie kam am frühen Mittwochabend in der Millionenstadt an – und musste selbst herausfinden, was dort vor sich ging. Offenbar hielt es niemand für nötig, die Reisende zu warnen, wie sie gegenüber watson berichtet.
Es war Mittwoch, als sich die Deutsche nach einer Nacht in London in das Flugzeug nach New York setze. Bis dahin hatte sie nichts von den Nebelschwaden über der Metropole gehört. Der Höhepunkt der Belastung in der Metropole war laut übereinstimmender Berichte Mittwochabend.
Doch während sie sich ihrem Reiseziel mit dem Flugzeug näherte, wunderte sie sich über die schlechten Sichtverhältnisse, wie sie gegenüber watson erzählt: "Bis wir New York gesehen haben, hat es mega lange gedauert und ich habe mich die ganze Zeit gefragt: 'Wir fliegen durch eine riesige Wolke, wieso ist diese Wolke so groß?'"
Als sie gemeinsam mit ihrem Verlobten schließlich am John F. Kennedy Flughafen aus dem Flugzeug stieg, drängte sich ihr ein übler Geruch auf: "Da hat es so komisch gerochen", erzählt sie. Doch das Paar schob es zunächst auf den Flughafen. Schließlich sind dort üble Gerüche keine Seltenheit.
Erst im Taxi fiel dem Paar auf dem Highway ein Schild mit einer Warnung auf. Darauf stand, dass man Aktivitäten in der Öffentlichkeit vermeiden sollte. Erst auf ihre Nachfrage hin klärte der Taxifahrer die Reisenden auf. Es liege an den Waldbränden in Kanada. Auch er wiederholte die Warnung: Sie sollten sich möglichst nur drinnen aufhalten.
Im Hotel angekommen, habe auch keiner der Mitarbeitenden dort ein Wort über die Situation verloren. "Ich fand es komisch, dass keiner die Leute gewarnt hat", sagt die junge Frau rückblickend. Sie selbst hat von den Rauchwolken erst vor Ort erfahren.
Doch auch gänzlich ohne Warnungen: Dass etwas nicht stimmt, wäre dem Paar dann spätestens bei der Fahrt durch die Stadt und außerhalb des Hotels aufgefallen. Nicht nur, dass die auffällig wenigen Menschen fast ausschließlich mit Maske unterwegs waren: Der Rauch war auch am Abend noch beißend. Draußen zu sein, habe sich ohnehin nicht gut angefühlt. "Du konntest da nicht richtig atmen, das war echt ekelhaft", erzählt sie gegenüber watson und fügt an: "Wie bei The Walking Dead".
Dabei war zu jenem Zeitpunkt das Schlimmste schon vorbei. Den als orange beschriebenen Rauch erlebte die Deutsche nicht mehr. Er hatte die Millionenmetropole zuvor in Atem gehalten.
Am nächsten Morgen sei die Lage, zumindest in New York, schon deutlich besser gewesen. Zwar war der Rauch laut der Reisenden auch in den Vormittagsstunden noch leicht wahrzunehmen, später aber kaum noch. "Gegen Nachmittag war alles klar, die Sonne hat geschienen und es waren nur ein paar Wolken am Himmel zu sehen." Zu diesem Zeitpunkt hätten die meisten Menschen auf die Maske im Gesicht verzichtet.
Auch am Donnerstag und Freitag galt in Teilen der US-Ostküstenregion weiterhin die höchste Luftqualität-Warnstufe. US-Präsident Joe Biden sprach von einem "krassen" Hinweis auf die Folgen der Klimakrise und kündigte die Entsendung weiterer Löschtrupps nach Kanada an. Auch Expert:innen sind sich einig: Die Häufigkeit und Schwere von Waldbränden nimmt durch die Klimakatastrophe zu.
Die verheerenden Brände toben bereits seit Wochen. 3,9 Millionen Hektar Wald sind allein in diesem Jahr schon abgebrannt, mit weitreichenden Auswirkungen. Winde tragen die Rauchpartikel bis in die USA, bald dürfte der Rauch sogar Norwegen erreichen.