Zum elften Mal rufen Fridays-for-Future-Aktivist:innen auf der ganzen Welt an diesem Freitag dazu auf, für mehr Klimaschutz auf die Straße zu gehen. Allein in Deutschland sind mehr als 270 Proteste geplant.
Einer der größten Klimaproteste findet in Berlin statt. Dort spricht auch die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer, eine der Hauptorganisatorinnen der Organisation.
watson hat sich die Rede der Aktivistin angehört und drei Lehren aus ihr gezogen.
"Es ist dreieinhalb Jahre her, dass wir zum ersten Mal auf der Straße waren und mir fehlen die Worte für das, was auf der Welt passiert", sagt Luisa Neubauer. "Wie kann man überhaupt noch beschreiben, was eigentlich unbeschreiblich ist?"
Die Frage hallt über die Menschenmenge hinweg.
Es ist eine Frage, die wohl alle Klimaaktivist:innen umtreibt. Es ist eine Frage, deren Antwort die Klimaaktivist:innen zusammenhält.
"Sie ist da, sie ist hier", sagt Neubauer. "Die Zukunft der Klimakatastrophe. Die Zukunft, die niemand wollte."
Es folgt eine Aufzählung zahlreicher Krisen: Von der Verzweiflung der Menschen aus dem Ahrtal über wütende Brände in Brandenburg, den Hitzetod sterbende Großeltern bis hin zu weinenden Müttern, die ihre Kinder aufgrund der Dürre nicht mehr ernähren können. Sie fragt:
In ihrer Rede bringt Neubauer zum Ausdruck, dass, egal wie radikal die Klimabewegung werde, nichts jemals auch nur annähernd so radikal sein könnte, wie das Klima in diesem Augenblick.
Denn die Klimakrise – das ist die Hauptaussage aus ihrer Rede – sei schon jetzt in unser aller Alltag angekommen, ob wir es nun wahrhaben wollten oder nicht. Sie betont: "Die Radikalisierung, vor der wir uns fürchten müssen, das ist die Welt, die uns um die Ohren fliegt."
Neubauer erklärt weiter, dass es nicht darum gehe, die Regierung aufzuwecken. Oder sie darauf hinzuweisen, dass eine effektive Klimapolitik Priorität haben sollte und nicht zugunsten anderer Krisen vertagt werden dürfe. "Die Regierung muss nicht aufgeweckt werden", ruft Neubauer – "sie ist hellwach. Die Klimakrise ist kein Unfall, sie ist eine politische Entscheidung."
Dabei verfällt die Aktivistin aber nicht in eine Negativspirale, sondern hebt vielmehr die Wichtigkeit der Klimaproteste und die damit einhergehenden Änderungen auf der ganzen Welt hervor.
Luisa Neubauer sagt:
Auch stichelt Neubauer gegen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und fordert diesen auf, "einfach mal 'Ja' zu einer guten Idee zu sagen." Damit spielt sie auf die Weiterführung eines Neun-Euro-Tickets an – ihrer Meinung nach eine klimapolitische Notwendigkeit, ebenso wie das Tempolimit, wie die Aktivistin befindet.
"Es wird ungemütlicher für sie [die Regierung], die Krisen weiter gegeneinander auszuspielen, das Klima fallen zu lassen und am Ende die Menschen verlieren zu lassen und die Konzerne mit ihren Profiten davonkommen zu lassen", fügt Neubauer hinzu. "Weil wir den fossilen Bullshit nicht akzeptieren. Weil wir viele sind."
"Es wird hart werden, aus diesen Krisen heraus Klimagerechtigkeit zu organisieren", gibt Luisa Neubauer zu. Es sei hart, "weil Krisen müde machen. Es ist hart, weil man uns aufgeben sehen will. Es ist hart, weil die fossilen Populisten überall ihre Märchen erzählen", spricht sie weiter.
Und dennoch: Aufzugeben sei keine Option. Damit würde man nur all denjenigen in die Karten spielen, die die menschengemachte Klimakrise noch immer leugnen, ignorieren, in Frage stellen. "Hoffnung", sagt Neubauer, "ist harte Arbeit. Und gegen Ohnmacht hilft kein Weglaufen. Gegen Ohnmacht hilft es, loszulegen."
Macht hätten die Streikenden und Aktivist:innen nur so lange nicht, wie sie glauben, dass sie keine hätten. "Aber guckt euch um", ruft Neubauer. "Wir sind hier, wir sind laut. Und wir werden wiederkommen, solange es gebraucht ist. Nicht, weil es leicht ist, sondern weil es notwendig ist. Eine andere Welt ist möglich. Kämpfen wir für sie!"
Luisa Neubauer schafft es auch beim elften globalen Klimastreik, die Menge zu begeistern – und eine Stimmung unter den Demonstrierenden zu verbreiten, die Mut macht, Hoffnung stiftet.
In jedem Satz Neubauers schwingt mit: Es ist wichtig, dass alle die Protestierenden da sind, laut sind, Druck machen. Denn mit dem "Business-as-usual", den die Regierung auch in Sachen Klima an den Tag lege, würde man nicht weit kommen.
Sie sagt: