Ja ja, die Deutsche Bahn. Es gibt kaum ein Unternehmen, über das sich die Deutschen mehr beschweren. Entweder ist es in den Zügen im Sommer zu warm oder im Winter zu kalt oder sie kommen zu spät.
Häufig kommt es auch vor, dass die Züge überfüllt sind. Bei Langstrecken suchen sich die Reisenden dann schon mal gerne einen Platz auf dem Fußboden.
Diese Erfahrung musste jetzt auch Klimaaktivistin Greta Thunberg machen. Ihr Weg aus dem italienischen Turin in ihre schwedische Heimat führte sie auch mit dem Zug durch Deutschland.
Greta verbrachte einen Teil ihrer Fahrt auf dem Fußboden: "Reisen in überfüllten Zügen durch Deutschland", schrieb die 16-Jährige auf Twitter und postete ein Bild, dass sie sitzend in einem Gang zeigt. Bei manchen erweckte das den Eindruck, dass sie davon genervt war.
Die Deutsche Bahn reagierte und twitterte am Sonntagmorgen zunächst: "Wir wünschen Greta eine gute Heimfahrt. Und arbeiten weiter hart an mehr Zügen, Verbindungen und Sitzplätzen."
Dann bedankte sich die Bahn später bei Greta, mit ihnen gefahren zu sein. Dabei warf ihr der Konzern aber vor: "Noch schöner wäre es gewesen, wenn Du zusätzlich auch berichtet hättest, wie freundlich und kompetent Du von unserem Team an Deinem Sitzplatz in der Ersten Klasse betreut worden bist."
Die junge Aktivistin musste nicht die ganze Fahrt über auf dem Boden sitzen. Das schreibt die Deutsche Bahn in einer Pressemitteilung: "Zwischen Kassel und Hamburg ist Greta Thunberg – wie die zahlreichen weiteren Fahrgäste im Zug – freundlich und kompetent vom Zugteam der DB an ihrem Sitzplatz in der Ersten Klasse betreut worden. Dort saßen nach Angaben unseres Bordpersonals bereits ab Frankfurt die Mitreisenden von Greta Thunberg."
Auch Thunberg selbst meldete sich daraufhin nochmal bei Twitter zu Wort un erklärte: "Unser Zug ab Basel ist ausgefallen. Also saßen wir in zwei verschiedenen Zügen auf dem Boden. Nach Göttingen hatte ich einen Sitzplatz. Das ist natürlich kein Problem, und das habe ich auch nie gesagt."
Vielmehr seien überfüllte Züge doch ein gutes Zeichen: "Weil das bedeutet, dass die Nachfrage nach Zugreisen groß ist", schrieb die Klimaaktivistin bei Twitter.
Unklar ist, ob sie ab Göttingen eine Reservierung hatte oder ob die Bahn ihr den Erste-Klasse-Sitzplatz nachträglich angeboten hatte.
Viele Nutzer auf Twitter reagierten amüsiert auf das Foto Thunbergs – denn Spott über die Bahn, Zugverspätungen und überfüllte Züge gibt es dort viel. "Stell dich auf Verzögerungen ein", warnte jemand. Ein anderer kommentierte: "Willkommen in Deutschland, der öffentliche Transport hier ist ein Chaos...". Und ein weiterer befand: "A true deutsche bahn experience" – eine wahrhaftige DB-Erfahrung also.
Die Bahn warb just am Sonntag damit, dass es zum Fahrplanwechsel mehr Züge und mehr Fahrten gebe. Klimafreundliches Reisen werde damit noch attraktiver. Der bundeseigene Konzern spielt eine wichtige Rolle auch im Programm der Bundesregierung für mehr Klimaschutz. Er hat aber immer noch große Probleme mit Verspätungen und Engpässen im Netz.
Für Thunberg gehen viereinhalb Monate fernab der schwedischen Heimat zu Ende. Sie war Anfang August gestartet, hatte nach einer Atlantik-Überquerung mit einer Segeljacht unter anderem am UN-Klimagipfel in New York teilgenommen und sich später per Katamaran auf den Rückweg nach Europa gemacht, wo sie auf der Weltklimakonferenz in Madrid eine Rede hielt. Thunberg fliegt nicht, weil dabei besonders viele klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen werden.
(lin/as/dpa)