Risiken sind dornige Chancen. Dieses Motto scheint jedenfalls beim Versandhändler Otto Pate gestanden zu haben, als es um die Ausschreibung einer Stelle ging.
"Die vorläufige Befristung auf ein Jahr siehst du als Chance", heißt es da. Aufmerksam wurde eine breitere Öffentlichkeit auf diese Formulierung dadurch, dass der "Handelsblatt"-Journalist Alexander Demling einen Screenshot davon auf seinem Twitter-Account postete – und sarkastisch kommentierte:
Mit dieser Einschätzung steht er nicht alleine da. Unter Anspielung auf die berühmte Hochzeitsformel "Wollen Sie die hier Anwesende zur Ehefrau nehmen?" witzelt ein User: "Ja, aber vorerst befristet auf ein Jahr. Begreife es als Chance, Schatz."
Ein anderer dreht die Verhältnisse einfach um – und fordert das Unternehmen auf, eine unbefristete Anstellung als Chance zu sehen.
Und ein Dritter fragt sich ironisch, wann Unternehmen wohl damit anfangen, noch Geld fürs Arbeiten zu nehmen statt zu bezahlen.
Otto selbst hat auf den Tweet ebenfalls bereits reagiert. In einer Stellungnahme auf Twitter gelobt der Versandhändler Besserung – und erklärt, es handele sich um ein Missverständnis. Die Stelle sei befristet, weil es eine Elternzeitvertretung sei. "Liest sich komisch, stimmt", räumt man ein. "Machen wir nächstes Mal besser."
Diese Begründung überzeugt jedoch nicht alle. Das bedeute ja, dass der einjährigen Beschäftigung die Beendigung des Verhältnisses feststehe, merkt ein User an. Der Zusatz "Schäbig" lässt keine Zweifel an seiner Bewertung des Vorgangs aufkommen.
Ein anderer spricht von einer "Praktikantenstelle" und erklärt, das lese sich nicht nur komisch, sondern werfe auch weitere Fragen auf.
In der Tat: Worin genau die "Chance" besteht, wenn ein Beschäftigungsverhältnis befristet ist und eine Weiterbeschäftigung sehr unwahrscheinlich erscheint, da es sich nur um eine Vertretung handelt, bleibt auch nach der Entschuldigung von Otto offen.
(om)