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Studie: 9-Euro-Ticket führt wohl nicht zum Erfolg

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Mit dem 9-Euro-Ticket kann der ÖPNV günstiger genutzt werden.Bild: dpa / Sebastian Gollnow
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Studie: 9-Euro-Ticket führt wohl nicht zur Verkehrsverlagerung – "alarmierende Daten"

08.08.2022, 16:52
Mehr «Nachhaltigkeit»

Ersten wissenschaftlichen Auswertungen zufolge führt das 9-Euro-Ticket nicht dazu, dass viele Menschen ihr Auto stehen lassen. "Viele der aktuellen Daten muss man mit Vorsicht genießen", sagte der Projektleiter Öffentlicher Verkehr des Interessenverbands Agora Verkehrswende, Philipp Kosok, der Nachrichtenagentur dpa. "Das, was vorliegt, sind allerdings sehr alarmierende Daten. Es deutet darauf hin, dass mit dem 9-Euro-Ticket mehr Verkehr erzeugt und vor allem kaum verlagert wird."

Kein Klimavorteil durch 9-Euro-Ticket?

Der Versuch habe somit keine positive Klimaschutzwirkung, möglicherweise sogar eine negative, sagte Kosok weiter. "Es deutet sich an, dass wir hier keinen klaren Klimavorteil mit dieser Aktion haben."

ARCHIV - 01.08.2022, Hessen, Frankfurt/Main: Eine Frau zieht sich an einem Fahrschein-Automaten ein 9-Euro-Ticket. Millionen Menschen haben sich ein 9-Euro-Ticket gekauft. (zu dpa "Studien:�9-Eur ...
Das 9-Euro-Ticket.Bild: dpa / Boris Roessler

Unter anderem bei Befragungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) als auch bei einer Untersuchung im Großraum München war zuletzt herausgekommen, dass lediglich rund drei Prozent der Befragten ihr Auto zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs stehen ließen.

Rund ein Viertel der Fahrten laut VDV wäre ohne Ticket nicht gemacht worden

Die Untersuchungen bescheinigen der Fahrkarte vor allem Erfolge bei der eigenen Vermarktung. "Mit fast 98 Prozent kennt fast jeder Befragte das 9-Euro-Ticket, zwei Drittel kennt es sogar gut", teilte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen im Juli mit. Er befragt jede Woche rund 6000 Verbraucherinnen und Verbraucher, mit vielen Sonderfragen speziell für Nutzer der Fahrkarte. Insgesamt hätten allein im Juni mehr als 30 Millionen Menschen das Ticket besessen - inklusive der Abonnentinnen und Abonnenten, die das 9-Euro-Ticket nicht extra kaufen mussten.

Menschen warten an einer Straßenbahnhaltestelle auf die Ankunft einer Straßenbahn. Viele Menschen haben die testweise eingeführten Gratisfahrten in Bussen und Straßenbahnen in Heidelberg an den vergan ...
Ticket führt laut HTW-Forscher zu höherer Benutzung des ÖPNV.Bild: dpa / Uwe Anspach

Die hohe Nachfrage spüren auch die Reisenden und die Beschäftigten in den Bussen und Bahnen. "Das Ticket führt zu einer höheren Nutzung des Öffentlichen Verkehrs, aber vor allem selektiv auf bestimmten Strecken - sogar soweit, dass dort der Verkehr zusammenbricht", sagt Christian Böttger, Bahn-Experte an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW). Eine Auswertung von Mobilfunkdaten durch das Statistische Bundesamt ergab Anfang Juli: "Im Juni 2022 lagen die bundesweiten Bewegungen im Schienenverkehr im Schnitt 42 Prozent höher als im Juni 2019."

"Aus den bisherigen Untersuchungen lässt sich nur ein leichter Verlagerungseffekt von der Straße auf den Öffentlichen Verkehr (...) erkennen"
HTW-Forscher Christian Böttger

Das Problem: Rund ein Viertel der im ÖPNV angetretenen Fahrten wäre ohne das Ticket gar nicht erst gemacht worden, ermittelte der VDV. Es handelt sich also um zusätzliche Reisen und nicht um Ersatzfahrten, die sonst mit dem Auto gemacht worden wären. "Aus den bisherigen Untersuchungen lässt sich nur ein leichter Verlagerungseffekt von der Straße auf den Öffentlichen Verkehr von bestenfalls zwei bis drei Prozent erkennen", sagt etwa HTW-Forscher Böttger.

Andere Argumente für 9-Euro-Ticket

Forscher um Jan Christian Schlüter von der TU Dresden wiederum haben sich vor allem der Kaufentscheidung und der Preissensibilität bei möglichen Nachfolgeangeboten gewidmet. Wichtigste Argumente für die Nutzung des 9-Euro-Tickets waren demnach der Preis und die Einfachheit des Angebots. Viele Menschen hätten aber auch angegeben, den ÖPNV ausprobieren zu wollen. Hier werde es spannend sein, ob Nutzer das Ticket auch ein zweites Mal kauften, sagte er.

(and/dpa)

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