Starkregen, Überflutungen, Hitze- und Trockenperioden: Auch in Deutschland werden die Folgen der Klimakrise Jahr für Jahr, Schritt für Schritt spürbarer. Haften bleiben dabei vor allem die Momente und Katastrophen, die alles übertreffen, das wir für möglich gehalten haben: Die Hitzewelle 2003, Orkan Sabine 2020, die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen 2021. Im Ahrtal, vor allem.
Und das sind nur einige wenige Beispiele – denn eine Befragung von 169 Kommunen in Deutschland zeigt: Die Häufigkeit und Schwere extremer Wetterereignisse ist seit 2008 deutlich gestiegen.
Der Grund, wieder einmal: Die Klimakrise und ihre Folgen.
Und die sind vielfältig. Reichen von Starkniederschlägen, sinkenden Grundwasserspiegeln, Schäden an Wäldern und Böden über Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt bis hin zu Orkanen, Hochwasser und Hitzeperioden. Auch bei uns in Deutschland. All diese Folgen der Klimakrise sollten tagtäglich unsere Aufmerksamkeit erhalten, sollten uns tagtäglich dazu antreiben, nach Lösungen und Klimaanpassungsmaßnahmen zu suchen.
Aber das tun sie nicht. Nicht in dem Maße jedenfalls, wie es angebracht wäre.
Denn viel zu oft verdrängen wir, was wir längst wissen. Oder zumindest ahnen. Bis zur nächsten Katastrophe.
Bis wir das nächste Mal vor einem Trümmerhaufen stehen und herabblicken auf das, was uns wieder einmal eingeholt hat: Die Klimakrise und ihre Folgen.
Obwohl wir es doch besser hätten wissen müssen.
Auch, wenn diese Veränderungen manchmal so schleichend auftreten, dass wir sie erst dann bemerken, wenn es schon zu spät scheint. Ein anderes Mal werden sie uns mit voller Wucht treffen.
Wie die Flutkatastrophe im Ahrtal.
134 Menschen starben, als sich das kleine Flüsschen in ein reißendes Gewässer verwandelte. Als die Wassermassen über die Ufer traten. Als sie alles mit sich rissen, was ihnen im Weg war: Brücken, Häuser, Autos, Bäume.
Und Menschen.
In Momenten und Katastrophen wie diesen wird uns bewusst, wie fragil unsere Welt ist. Wie fragil wir sind. Und, dass all die schrecklichen Folgen der Erderwärmung auch vor uns im privilegierten Deutschland nicht Halt machen.
Trotzdem braucht es Tage wie heute, damit die Titelseiten der Zeitungen und unsere Gespräche mit Familie, Freunden, Kolleginnen und Kollegen dominiert werden von dem, was kommt. Zumindest, wenn wir nicht endlich handeln und die Erderwärmung begrenzen. Und viel wichtiger: Dass sie davon dominiert werden, was wir noch alles dagegen unternehmen können.
Wir sind nicht machtlos.
Es muss nicht so kommen, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler es in ihren Szenarien einer zwei, drei, vier oder sechs Grad erhitzten Welt ausmalen.
Noch können wir die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen.
Wenn wir uns beeilen. Wenn wir jetzt anfangen. Sofort.
Wir haben es in der Hand.
In fact: Das Zeitalter, in dem wir leben, nennt sich nicht umsonst Anthropozän – also Zeitalter des Menschen. Es ist die Epoche, in der der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren der biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse geworden ist.
Wir wissen, dass wir Menschen für die Erderwärmung verantwortlich sind. Das ist wissenschaftlich klar zu belegen.
Und wir wissen auch, dass wir Menschen somit die einzigen sind, die die Erhitzung der Erde stoppen können. Stoppen müssen.
Das bedeutet, dass es nicht reicht, nur dann über die Folgen der Klimakrise zu sprechen, wenn Katastrophen über uns hereinbrechen, sich jähren oder andeuten.
Wir wissen, was uns droht.
Und wir wissen auch, wie wir die Erderwärmung begrenzen können, welche Klimaanpassungsmaßnahmen wir brauchen, um die Katastrophen abzumildern. Ganz nach dem Motto: Weniger gegen die Natur, mehr mit ihr.
Und zwar nicht für die Natur. Die erholt sich auch ohne uns, passt sich an die Bedingungen an, die die Erderwärmung mit sich bringt.
Sondern für uns: Die Fragilen. Diejenigen, die darunter leiden, wenn sich die Erde weiter erhitzt. Diejenigen, die daran zugrunde gehen werden.
Lasst uns nicht auf die nächste Katastrophe warten. Lasst uns die desaströsen Überschwemmungen, die vielen Menschen, die ihr Leben in der Flut verloren haben, zum Anlass nehmen, ins Handeln zu kommen: Klimaschutz zu betreiben.
Lasst uns Klimaanpassungsmaßnahmen vornehmen.
Lasst uns alle an einem Strang ziehen.
Wir haben es in der Hand.
Also lasst uns nicht länger warten. Heute ist der Tag, auf den wir gewartet haben. Heute ist der Anfang einer besseren Welt.
Wenn wir es wollen.
Die eigentliche Frage lautet also: Wollen wir es?