
Grünen-Co-Parteichef Robert Habeck beharrt auf einem Tempolimit. Bild: dpa / Bernd von Jutrczenka
Mobilität & Verkehr
Wenn die Grünen mitregieren, kommt dann ein Tempolimit auf Autobahnen? "Ja", sagt Parteichef Robert Habeck. Die Argumente dafür und dagegen sind zigmal ausgetauscht, politisch bleibt der Debatte aber spannend – denn da gibt es ja noch Koalitionspartner.
14.07.2020, 16:3717.08.2020, 18:12
Wer sich gerade zwischen Baustellen oder im
Urlaubsstau über die Autobahn quält, mag darüber lächeln, aber:
Grünen-Chef Robert Habeck will ein generelles Tempolimit von 130
Kilometern pro Stunde einführen, wenn seine Partei mitregiert. Er
sagte dem Nachrichtenportal "The Pioneer": Es sei "wahrscheinlich die
erste Maßnahme einer neuen Regierung, wenn die Grünen mit dabei
sind". Schon wieder die alte Tempolimit-Debatte? Nicht ganz. Wie
bestimmt Habeck das sagt, ist eine Provokation Richtung Union. Kommt
die Beschränkung? "Ja", sagte Habeck. Punkt. Ohne Spielraum.
Seine Antwort auf Habeck hielt CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak denn
auch knapp: "Wir haben keine Zeit für Sommerlochthemen", sagte er dem
Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Seine Partei arbeite "mit
ganzer Kraft" gegen die Corona-Krise und ihre Folgen an. "Darum
sollten sich auch die Grünen besser kümmern." Die Fronten beim
Tempolimit sind hinlänglich bekannt: Grüne, SPD und Linke sind dafür,
Union und FDP dagegen. Der Austausch von Argumenten hat daran
jahrelang nichts geändert.
Fronten sind verhärtet
Kümmern, wie Ziemiak forderte, können sich die Grünen derzeit nur
bedingt, denn im Bund sind sie seit 15 Jahren Opposition. Mitregieren
ab Herbst 2021 ist aber das erklärte Ziel, und wie die Umfragen
stehen, ist das – Stand heute – nur mit der Union machbar. Kein
Wunder also, dass die verschnupft auf Habeck reagierte. Der Chef der
Jungen Union, Tilman Kuban, warf Habeck im "Handelsblatt" gar "plumpe
Erpressungsversuche" vor.
Auch der Bundesverkehrsminister ist ein erklärter Tempolimit-Gegner.
Eine Sprecherin von Andreas Scheuer (CSU) verwies am Dienstag nur auf
frühere Aussagen des Ministers. Scheuer hatte vielfach etwa auf die
empfohlene Richtgeschwindigkeit von 130 verwiesen, darauf, dass es
auf etwa einem Drittel des Autobahnnetzes schon Tempo-Beschränkungen
gibt und digitale, flexible Verkehrssteuerungen intelligenter seien.
Unions-Fraktionsvize Thorsten Frei (CDU) sagte dem Nachrichtenportal
"t-online", das Thema sei "alter Wein in alten Schläuchen", aber
auch: "Ich bin mir sicher, dass wir damit pragmatisch umgehen
werden." Im Vergleich zu Ländern mit Tempolimit habe Deutschland
nicht mehr Todesopfer, die ökologischen Effekte dürften "lediglich
marginal" sein.
Es geht um Klimaschutz
Wenn das Thema zuletzt aufkam, und das passiert zuverlässig alle paar
Wochen, dann ging es meist um Klimaschutz und weniger um
Verkehrssicherheit. Denn das Umweltbundesamt hat ausgerechnet, dass
eine generelle Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde
rund 1.9 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) im Jahr einsparen würde.
Gerade der Verkehrsbereich hinkt seinen Klima-Zielen hinterher.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze findet ein Tempolimit daher
vernünftig – "auch für den Klimaschutz", wie die SPD-Politikerin der
Deutschen Presse-Agentur sagte. Es sei auch in der Gesellschaft
mehrheitsfähig.
Als die Grünen im Bund regierten, von 1998 bis 2005, wurde kein
generelles Tempolimit eingeführt – unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder
war daran nicht zu denken. Aber das ist lange her. Und während die
Parteien größtenteils eisern bei ihren Positionen bleiben, hat sich
bei anderen Organisationen in jüngster Zeit etwas bewegt.
Selbst der ADAC ist dafür
So ist der Deutsche Verkehrssicherheitsrat inzwischen pro Tempolimit
auf Autobahnen – nach langer interner Debatte. Und der ADAC, von dem
jahre- und jahrzehntelang zuverlässig ein lautes Nein kam, sobald
jemand "Tempolimit" sagte, hat seit Januar offiziell eine "neutrale
Position", denn seine Mitglieder sind in der Frage gespalten.
Habeck sieht die Grünen-Position auch durch die Corona-Krise
gestärkt. "Der Vorwurf, 130 km/h auf der Autobahn ist eine
ungebührliche Einschränkung der bürgerlichen Freiheit, wie vor Corona
erhoben, klingt jetzt irgendwie noch lächerlicher", sagte er mit
Blick auf die zwischenzeitliche Schließung von Kirchen, Schulen und
Geschäften.
(om/dpa)
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