Auch wenn Deutschland insgesamt ein wasserreiches Land ist, wird Wasser in einigen Regionen knapp.Bild: iStockphoto / krblokhin
Nachhaltigkeit
Wasser im Überfluss wird laut
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zukünftig keine
Selbstverständlichkeit mehr sein. Um Knappheit in einigen Regionen
Deutschlands vorzubeugen, will die Ministerin mit einer Nationalen
Wasserstrategie das Wassermanagement bis 2030 deutlich verbessern.
Insgesamt sei Deutschland ein wasserreiches Land – aber in einigen
Regionen werde angesichts der Folgen des Klimawandels das Wasser
knapp, sagte Schulze am Dienstag bei der Vorstellung ihres Entwurfs.
"Wir müssen jetzt Vorsorge ergreifen", sagte die Ministerin.
Verbände begrüßten, dass die Ministerin der Wasserversorgung
Priorität geben will – sie sehen aber auch Herausforderungen bei
anstehenden Investitionen.
Sofortprogramm mit einer Milliarde Euro
Denn zur Modernisierung des Wassersektors und zur Anpassung der
Gewässer an den Klimawandel schlägt Schulze ein Sofortprogramm in
Höhe von einer Milliarde Euro vor, die in den kommenden zehn Jahren
investiert werden sollen. Vorgesehen sind etwa eine bessere Datenlage
sowie der Ausbau von Versorgungsnetzen zwischen Regionen mit
unterschiedlicher Wasserverfügbarkeit.
Der Plan, den das Ministerium nach zwei Jahren Beratung mit
Unternehmen, Verbänden, Ländern und Kommunen erarbeitet hat, wird
ergänzt durch ein Programm mit 57 Maßnahmen. Noch handele es sich um
einen Entwurf, betonte Schulze. Eine künftige Bundesregierung müsste
ihn noch verbindlich verabschieden.
Die Behörden von Bund und Ländern sollen den Plänen zufolge
künftig genauer vorhersagen können, wo Wasser gebraucht wird. Das
Ministerium geht davon aus, dass zusätzliche Verbundnetze und
Fernleitungen nötig sein werden, um regionale Unterschiede bei der
Wasserverfügbarkeit auszugleichen. Im Fall von regionaler Knappheit
greifen sogenannte "Wassernutzungshierarchien": Die Versorgung mit
Trinkwasser und der Wassermindestbedarf für Tiere und Pflanzen sollen
dann Vorrang haben.
Weitere Forderungen
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)
begrüßte Schulzes Pläne, pochte zugleich aber auch auf eine zügige
Umsetzung. Damit die Wasserversorgung auch künftig gesichert bleibe,
müsse etwa in neue Leitungssysteme, Wasserwerke und Rückhaltebecken
investiert werden, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführer Martin Weyand.
"Sollten in bestimmten Regionen künftig Fernwasserleitungen
erforderlich sein, muss allen klar sein: Leitungen beispielsweise mit
einer Länge von über 100 Kilometern baut man nicht in ein, zwei
Jahren." Heutzutage dauerten solche Projekte bis zu 20 Jahre. "Wir
brauchen deshalb ein Investitionsbeschleunigungsgesetz für die
Wasserwirtschaft."
Der Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU),
Karsten Specht, stimmte Schulze zu, der Ressource Wasser Priorität
einzuräumen. "Wir sollten wissen, dass wir im Umgang mit der
Ressource Wasser gesamtgesellschaftlich umdenken und sorgsam mit ihr
umgehen müssen." Er hob in einer Mitteilung aber auch die Kompetenz
der kommunalen Wasserversorgungsbetriebe hervor. Sie könnten schnell
und passgenau auf lokale Versorgungsengpässe reagieren. "Einheitliche
Vorgaben aus Berlin sind dazu nicht nötig", sagte Specht.
Der Deutsche Bauernverband forderte, dass die Wasserstrategie
auch der Landwirtschaft bei der Anpassung an den Klimawandel helfen
sollte. "Trinkwasserversorgung und Nahrungsmittelproduktion müssen
eindeutigen Vorrang vor anderen Wassernutzungen wie etwa Industrie
und Gartenbewässerung haben", sagte Präsident Joachim Rukwied. Helfen
könne den Landwirten etwa ein Ausbau der Bewässerungsinfrastruktur
und die Weiterentwicklung wassersparender Beregnungstechniken.
Nach dem Willen Schulzes sollen auch Bürgerinnen und Bürger einen
Teil beitragen. Über "smarte Wassertarife" könnten sie künftig
Anreize bekommen, ihren Wasserverbrauch an die Verfügbarkeit
anzupassen. So könnte das Wasser günstiger werden in Zeiten, in denen
die Nachfrage gering ist. Auch Unternehmen, die mit ihren Produkten
das Wasser belasten, will die Ministerin stärker in die Pflicht
nehmen. So sollen sie sich nach dem Plan etwa an der Finanzierung von
Klär- und Wasseraufbereitungsanlagen beteiligen.
(pas/dpa)
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