Hier soll das "Willow Project" gebaut werden.Bild: ConocoPhillips
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Die Regierung von Joe Biden hat dem umstrittenen Willow Project zugestimmt. Was dahinter steckt und warum sich so viele junge Menschen auf Social Media dagegen aussprechen.
Lea Oetiker / watson.ch
Falls du dich in letzter Zeit auf Social-Media-Plattformen wie TikTok oder Instagram aufgehalten hast, dann ist dir der Begriff "Willow Project" bestimmt schon begegnet. Vielleicht hast du dir bereits ein Video über das Projekt angesehen oder einen Info-Post dazu durchgelesen. Vielleicht aber hast du bisher noch gar nichts davon mitbekommen.
So oder so: Der Tumult um das Projekt ist riesig. Ein Überblick:
Was steckt hinter dem Willow Project?
Das Wahlkampfversprechen im Jahr 2020 von Joe Biden war ganz klar: keine neuen Öl- und Gasförderungen auf staatlichem Boden. Dieses Versprechen wurde nun gebrochen. Am 13. März 2023 winkte die Regierung das umstrittene Willow Project durch. Das Projekt zusammengefasst: Pläne, um in Alaska nach Öl zu bohren.
In den nächsten 30 Jahren sollen rund 600 Millionen Barrel – also rund 95 Milliarden Liter – Öl gefördert werden. 8 Milliarden Dollar umfasst das Projekt des Energiekonzerns ConocoPhillips. 280 Millionen Tonnen Kohlendioxid soll laut Medienberichten in den nächsten 30 Jahren freigesetzt werden, wenn das Öl aus dem Willow Project verbrannt wird. Zum Vergleich: Das ist ungefähr die Menge an Emissionen, die zwei Millionen Verbrennerautos im gleichen Zeitraum produzieren.
Bis das Öl vom Willow Project den Markt erreichen würde, würde es aber noch Jahre dauern.
Die Karte zeigt, wo das Willow Project entstehen soll.Bild: AP
Neben den Lebensräumen, die durch das Projekt zerstört werden, und den mutmaßlichen Problemen fürs Klima, die der CO₂-Ausstoß auslösen könnte, beschäftigt die Social-Media-User besonders eine Frage: Warum hat der US-Präsident Joe Biden sein Versprechen gebrochen?
Das Hauptproblem: Der Energiekonzern ConocoPhillips hat gültige Pacht-Verträge und damit ein gesetzliches Bohr-Recht in der Region seit 2020 – also seit Donald Trumps Amtszeit. Eine Kündigung dieser Verträge würde einen Gerichtsprozess nach sich ziehen, der wiederum eine hohe Strafe für die Regierung bedeuten könnte.
Für die konkreten Pläne, die jetzt durchgewinkt wurden, wurden aber auch Kompromisse eingegangen. Ursprünglich umfasste der Vorschlag von ConocoPhillips etwa fünf Bohrstellen.
Jetzt sind es noch drei. Zudem schränkte die Regierung in Washington Öl- und Gasbohrungen im Arktischen Ozean seit der Vergabe der Pachtverträge ein. Weiter seien Schutz-Zonen von 5,26 Millionen Hektar im National Petroleum Reserve Alaska (NPRA) geplant. Laut Innenministerium trage der reduzierte Umfang dazu bei, die Auswirkungen auf die Natur zu verringern.
Willow Project ist ein Projekt des Energiekonzerns ConocoPhillips.Bild: AP / Mark Thiessen
Neue Arbeitsplätze schaffen
Laut der Nachrichtenagentur AP unterstützten viele Bewohner Alaskas das Projekt. Sie erhoffen sich neue Arbeitsplätze und einen wirtschaftlichen Aufschwung in der Region. National gibt es das Narrativ, dass so die Abhängigkeit von ausländischem Öl verringert wird.
Die Bürgermeister zweier Gemeinden im Norden Alaskas, schrieben in einem Debattenbeitrag in den "Anchorage Daily News", dass die Stimmen der Menschen, deren Heimat am stärksten betroffen sei, weitgehend ignoriert würden.
Die Proteste auf Social Media
Das Willow Project trendet seit Tagen unter dem Hashtag #StopWillow bei TikTok und Instagram. Die Videos werden millionenfach geklickt. Eine Onlinepetition, die den Stopp des Projekts fordert, hat inzwischen fast 4,7 Millionen Unterstützende gesammelt.
"Online-Kampagnen, die sich dem Klimawandel widmen, sind nichts Neues", sagt Dana R. Fisher, Professorin für Soziologie an der University of Maryland, die sich mit der Protestbewegung beschäftigt.
Das Engagement sei aber beim Willow Project ganz anders. Der Aufschrei sei viel größer, fügt sie gegenüber der "Washington Post" hinzu.
Fisher wirft aber gleichzeitig die Frage auf, ob Social-Media-Bewegungen überhaupt langfristige Auswirkungen haben. Denn "die Frage ist, inwieweit diese Art der Mobilisierung von Dauer ist. 'Echtes politisches Engagement' beinhaltet mehr als nur das Klicken auf etwas oder das Posten eines Videos", sagt sie.
Ob der soziale Druck genug groß ist, damit die Regierung und der Ölkonzern seine Pläne ändern wird, ist abzuwarten. Fisher gibt sich jedoch optimistisch: Das weiße Haus beobachte wahrscheinlich die Online-Proteste. Außerdem sei die Biden-Administration sich bewusst, dass "junge Menschen sehr einflussreich sind".
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