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Titanic-U-Boot Titan: Die heftigen Vorwürfe gegen Betreiber OceanGate im Check

ARCHIV - 20.06.2023, ---: HANDOUT - Dieses undatierte vom American Photo Archive herausgegebene Foto zeigt das Tauchboot
Mithilfe des Tauchbootes "Titan" können Tourist:innen das Wrack der Titanic besuchen.Bild: PA Media / American Photo Archive/Alamy
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Titanic-U-Boot verschollen: Die heftigen Vorwürfe gegen OceanGate im Check

21.06.2023, 14:24
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Wie sicher war das Tauchboot, das Touristen zum Wrack der Titanic bringen sollte und nach dem seit Sonntag fieberhaft gesucht wird? Diese Frage stellen sich angesichts der Videos aus dem Inneren, die seit Tagen im Internet kursieren, aktuell viele Menschen.

Auf den Bildern ist eine fast leere Stahlröhre zu sehen, die über einen einzigen Knopf verfügt und mit einem handelsüblichen Gaming-Controller gesteuert wird. OceanGate-Chef Stockton Rush – der einer der fünf Insassen des verschwundenen Tauchbootes ist – hat die Einfachheit seiner Schöpfung 2022 stolz in einem Video des Senders BBC präsentiert.

Wie jetzt allerdings ans Licht gekommen ist, haben Tauchboot-Expert:innen und auch ein früherer Mitarbeiter bereits vor fünf Jahren eindringlich vor dem Boot und den riskanten Expeditionen, die die US-Firma OceanGate damit durchführt, gewarnt.

Was es mit der rudimentären Ausstattung des Tauchbootes auf sich hat, ob sich die Insassen selbst befreien könnten und welche Sicherheitsprobleme Expert:innen an der "Titan" ausgemacht haben, ordnet watson für euch ein.

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Der Playstation-Controller

Vor allem der Gaming-Controller hat bei Twitter für viel Aufsehen gesorgt. Dabei ist es auf U-Booten und anderen militärischen Geräten durchaus üblich, diese zur Bedienung zu verwenden. Auch bei anderen U-Booten werden sie benutzt, um zum Beispiel den Photonics-Mast, die neuere Version des Periskops, zu steuern. Das Magazin "Forbes" zitiert dazu den US-Kommandanten Reed Koepp, der sagt, dass solche Controller sowohl billiger als auch intuitiver seien.

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US-Präsident Joe Biden und seine Frau Jill Biden – mit Controller in der Hand – in einem U-Boot der amerikanischen Marine.Bild: IMAGO images / piemags

Der eine Knopf

Das rund 10 Tonnen schwere und 6,7 Meter lange Boot benötigt nur einen einzigen Knopf, schwärmte CEO Stockton Rush 2022 gegenüber BBC. Dieser funktioniere "wie ein Aufzug", um "über 13.100 Fuß [rund 4 Kilometer, Anm. d. Red.] unter die Meeresoberfläche zu tauchen", sagte er. Für alles Weitere ist das Tauchboot auf ein Begleitschiff angewiesen, mithilfe dessen es auch zum Tauchort gelangt.

Die Kommunikation

Das Boot hat kein Radar oder GPS-Navigationssystem, weil in den Tiefen, in denen sich die "Titan" bewegt, beide nicht funktionieren. Nur wenn es sich direkt unter dem Mutterschiff befindet, können die Besatzungen kommunizieren.

OceanGate hat auf seinem Instagram-Kanal Fotos aus dem Inneren des Tauchbootes veröffentlicht. Sie zeigen frühere Besatzungen eng gequetscht im Inneren der Röhre. Maximal fünf Menschen haben darin Platz. Laut dem Betreiber ist die "Titan" geräumiger als andere vergleichbare U-Boote. Es ließe sich sogar darin arbeiten, um das Wrack der Titanic zu dokumentieren.

Die Sicherheit

Das Tauchboot kann im Notfall Gewicht abladen und zurück an die Oberfläche schwimmen, erklärte Jannicke Mikkelsen, eine Freundin des sich an Bord befindlichen britischen Abenteurers Hamish Harding, gegenüber CNN. Sie befürchtet allerdings, dass das Boot entweder an der Titanic, an Trümmerteilen im Umfeld oder sogar in einem Fischernetz festhängt.

Laut dem CBS-Reporter David Pogue, der im vergangenen Jahr mit dem Tauchboot am Meeresboden war, wurde das Tauchfahrzeug als "experimentell" bezeichnet und von "keiner Aufsichtsbehörde" zugelassen. Er selbst habe viele "Red Flags gesehen" und die Nacht vor dem Tauchgang nicht geschlafen.

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Das Tauchboot "Titan" fährt "wie ein Fahrstuhl" zum Meeresgrund und besitzt nur eingeschränkte Kommunikationsmittel. Bild: PA Media / Oceangate Expeditions

Die Kritik

Schon 2018 schrieben Wissenschaftler:innen der Marine Technology Society einen Brief an OceanGate. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Boot bereits zwei erfolgreiche Fahrten zur Titanic unternommen, allerdings kritisierten die Forschenden, dass dabei wichtige Industriestandards für die Schiffssicherheit nicht erfüllt worden seien. Sie forderten das Unternehmen auf, einen Prototyp zur Überprüfung zu schicken, schreibt "New York Times", und warnten vor möglichen "katastrophalen" Folgen.

OceanGate wiederum betonte damals, das Tauchboot habe die Standards übertroffen. 2019 äußerten sie sich erneut und erklärten, sie hätten die Sicherheitsrisiken nochmal gemindert.

Auch ein früherer Mitarbeiter meldete bereits vor fünf Jahren Sicherheitsbedenken an. David Lochridge, ehemaliger Direktor für Schiffsbetrieb bei OceanGate, sagte, er sei gefeuert worden, nachdem er infrage gestellt hatte, dass der U-Boot-Rumpf dem Druck in der Tiefsee standhalten kann. OceanGate verklagte Lochridge anschließend wegen Vertragsbruch und Weitergabe vertraulicher Informationen.

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