Donald Trump wird nachgesagt, eine innige Beziehung zu seiner Tochter Ivanka zu unterhalten. Und das nicht ohne Grund. In der Öffentlichkeit lobt er sie für ihre Schönheit und Intelligenz und gibt gerne mit ihr an. Und auch hinter den Kulissen spielt Ivanka eine wichtige Rolle in Trumps Schattenkabinett.
Ivanka Trump und ihr Mann Jared Kushner beraten den Präsidenten bei außen- wie innenpolitischen Fragen. Kushner wurde gar zum Sonderbeauftragten für den Nahen Osten ernannt und sollte einen Friedensplan ausarbeiten. Ivanka vertrat den Präsidenten bei wichtigen Gipfeltreffen wie dem G20-Gipfel 2017 in Hamburg.
Noch wichtiger als ihr außenpolitisches Wirken scheint der Einfluss der beiden auf den Präsidenten zu sein: Wann immer wichtige Entscheidungen anstehen, sind Ivanka und ihr Mann für Trump eine wichtige Instanz – oft sogar wichtiger als Minister und offizielle Mitarbeiter wie Ex-Stabschef John F. Kelly oder Ex-Sicherheitsberater John Bolton, als beide noch im Weißen Haus arbeiteten.
Bolton schildert in seinem Enthüllungsbuch "The Room Where It Happened", wie viel Einfluss Ivanka und ihr Mann auf den Präsidenten haben.
Dass Trump generell ungern Kritik von seinen Mitarbeitern annahm, führte dazu, dass vor allem Menschen in seinem Umfeld an Macht gewannen, die dem Präsidenten kritiklos zustimmten und ihn für seine Leistungen lobten. Namentlich sind das laut Bolton vor allem seine Tochter Ivanka und deren Mann Jared Kushner. Sie gratulierten Trump demzufolge nach Gipfeltreffen für seine gelungene Diplomatie und applaudierten ihm nach gehaltenen Reden.
Teilweise führte Trumps Vorliebe für seine Tochter und dessen Mann aber auch zu absurden Szenen.
Bei einem Treffen mit Südkorea offenbarte Trump nämlich auf ungeschickt-unfreiwillige Weise, wer das Sagen im Weißen Haus hat. Offenbar setzte es dem Präsidenten während eines Treffens mit dem damaligen südkoreanischen Premierminister Moon Jae-in mächtig zu, dass seine Einflüsterer Jared und Ivanka nicht dabei waren. Trump beschwerte sich demnach ständig über diese Tatsache, beschreibt Bolton.
Wohlgemerkt bei einem Spitzentreffen der Politiker zum Umgang mit Nordkorea, bei dem heikle Themen angesprochen wurden und sonst nur der wichtigste Teil der US-Delegation vor Ort war. Für Bolton eine absolut peinliche Aktion des Präsidenten.
Während Südkoreas Premier Moon über wichtige inhaltliche Punkte für das kommende Treffen mit Kim Jong-un sprach, hatte Trump nur eines im Kopf:
Auch bei den kommenden Gesprächen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un "brillierte" Trump weniger durch inhaltliche Ideen, als durch merkwürdige Einfälle – etwa, dem Diktator eine unterschriebene CD von Elton Johns Song "Rocket Man" mitzubringen. Wer ihm dazu wohl geraten hat?
Bolton schildert auch, welche Machenschaften Jared und Ivanka betreiben, um politische Konkurrenten loszuwerden.
Ihren Einfluss auf Donald Trump nutzen Ivanka Trump und Jared Kushner demnach auch, um ihre eigene Agenda zu pushen. So hätten sie laut Bolton mehrfach versucht, Vize-Präsident Mike Pence nach seiner ersten Amtszeit durch die damalige UN-Botschafterin Nikki Haley zu ersetzen.
Haley hatte gerade ihren Rücktritt als UN-Botschafterin erklärt, nachdem Donald Trump ihre Äußerungen zu den Russland-Sanktionen öffentlich einkassiert und erklärt hatte, sie hätte da etwas missverstanden. Haley war zuvor auch in die Schlagzeilen geraten, weil sie gefordert hatte, dass Frauen, die Donald Trump sexuellen Missbrauchs bezichtigten, gehört werden sollten.
Überraschend also, dass Kushner und Ivanka sie als Vize-Präsidentin vorgeschlagen haben. Aber: Das Ganze hatte natürlich Kalkül. Für die Präsidentschaftswahl im kommenden Herbst wäre Nikki Haley ihnen zufolge die bessere Kandidatin, da Mike Pence nur Wähler ansprechen würde, die sowieso Trump wählen würden. Haley hingegen könnte die Frauen für Trump zurückgewinnen, so das Argument von Kushner und Ivanka laut dem Enthüllungsbuch von Bolton.
Bolton widerspricht jedoch dem Plan der beiden in seinem Buch. Er tat das angeblich auch im direkten Gespräch mit Trump. So wurde er nach eigener Aussage von Trump gefragt, was er von der Idee halte, Pence durch Haley zu ersetzen. Er machte gleich klar, dass es darum ginge, Haley als Vize-Präsidentin bei der kommenden Präsidentschaftswahl zu positionieren, um weibliche Wähler abzugreifen.
Bolton will den Vize-Präsidenten verteidigt und darauf verwiesen haben, dass Mike Pence loyal sei und man so jemanden nicht einfach absägen könne. Anscheinend leuchtete Donald Trump dieses Argument ein. Zumindest tritt Mike Pence nach wie vor öffentlich bei Trumps Wahlveranstaltungen auf, ein gutes Zeichen, dass er auch eine mögliche zweite Amtszeit von Donald Trump als dessen Vize begleiten wird.
Kein Wunder also, dass im Weißen Haus schlechte Stimmung gegenüber Trumps Schwiegersohn und Tochter herrscht. Über diverse Kampagnen und Intrigen der beiden gegen Minister und Mitarbeiter wurde schon berichtet. Außerdem scheinen selbst engste Mitarbeiter des Präsidenten Ivanka und Jared Kushner zu misstrauen.
Trumps damaliger Stabschef John F. Kelly ließ 2018 wichtige Unterlagen mit dem Vermerk "Top Secret" für Jared Kushner sperren. Kelly war einer der wenigen, die sich noch getraut haben, klare Ansagen in Richtung Jared und Ivanka zu machen. Und das hatte später auch seinen Preis, denn Jared erhielt Rückendeckung von ganz oben.
Wie sehr Donald Trump Jared Kushner und Ivanka vertraut, zeigen Boltons Beschreibungen sehr deutlich: Teilweise hatte Trumps Schwiegersohn Jared Kushner sogar Regierungsaufgaben übernommen, die eigentlich für Minister oder zumindest offizielle Beamte der Regierung gedacht waren. Bolton beschreibt in seinem Buch eine Situation, als Ende 2018 Gruppen an Geflüchteten aus Mittelamerika an der mexikanisch-amerikanischen Grenze auftauchten und die Lage außer Kontrolle zu geraten schien.
Inmitten einer Besprechung platzte eine Mitarbeiterin des Weißen Hauses herein und gab Bescheid, dass Jared Kushner mit dem mexikanischen Außenminister gesprochen habe. Auf die berechtigte Frage von Kelly, warum Trumps Schwiegersohn bitte mit dem mexikanischen Außenminister gesprochen habe, antwortete Trump ihm, "weil ich ihn darum gebeten habe. Wie sonst sollen wir die Flüchtlingskarawanen aufhalten?"
Völlig zu Recht reagierte Stabschef Kelly empört und verwies darauf, dass die Ministerin für innere Sicherheit sich ihrem Amt entsprechend der Sache angenommen habe. Für Trump ein Anlass, um Kelly lauthals Vorwürfe zu machen: "Keiner von euch Helden hat es bisher hinbekommen, die Karawanen aufzuhalten."
Laut Bolton verließ Kelly im Anschluss wutentbrannt das Oval Office. Offenbar hatte der Ex-General sich hier die falschen Gegner ausgesucht. Im Januar 2019 hielt er es schließlich nicht mehr aus und verließ das Weiße Haus. Er sollte nicht der letzte sein, der unter Donald Trump schreiend aus dem Weißen Haus flüchtete.