Der gewählte Präsident der USA, Joe Biden, hat nach dem Sieg bei der US-Wahl bei seiner Siegesrede nach der Präsidentschaftswahl dazu aufgerufen, die Spaltung im Land zu beenden. Biden versprach bei der Veranstaltung vor Anhängern in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware, mit dem politischen Gegner, den Republikanern, zusammenzuarbeiten. Biden sprach die wichtigsten Themen an, die er in seiner Präsidentschaft angehen wolle und richtete eine Botschaft ins Ausland.
Vor Biden, der am 20. Januar 2021 die Präsidentschaft seinen Amtseid ablegen wird, sprach die gewählte Vizepräsidentin Kamala Harris. Harris – die erste Frau und die erste Person of Color in dem Amt – sprach über die Bedeutung der Wahl für die USA. An die Amerikaner gerichtet, sagte Harris:
Harris betonte in ihrer Rede die Rolle der Frauen, die den Weg bereitet hätten dafür, dass sie nun an dieser Stelle stehen könne. "Ich stehe auf ihren Schultern", sagte Harris.
Die künftige Vizepräsidentin lobte in ihrer rund zehnminütigen Rede den Charakter Bidens. Der künftige Präsident sei "jemand, der heile, vereine, mit erfahrener und ruhiger Hand".
Nach Harris' Rede kam Joe Biden auf die Bühne – genauer gesagt joggte er dorthin, mit einem schwarzen Mund-Nasen-Schutz auf dem Gesicht. Nach Grußworten an die Zuschauer sprach er kurz über den Wahlsieg ("ein klarer Sieg", "die meisten Stimmen aller Zeiten für eine Präsidentschaftskandidatur").
Dann wendete sich Biden an alle Amerikaner – ausdrücklich auch an die über 70 Millionen Menschen, die den noch amtierenden Präsidenten Donald Trump gewählt haben. "Ich verspreche, ein Präsident zu sein, der nicht zu spalten versucht, sondern zu einen", sagte Biden.
Dann, direkt an die Trump-Wähler gerichtet, ergänzte er:
Er sei ein stolzer Demokrat – aber er werde als amerikanischer Präsident dienen. Dann sagte Biden: "Das ist die Zeit, um Amerika zu heilen." Und:
Biden sagte auch schon, was er konkret dazu beitragen will, die politischen Gräben in den USA zuzuschütten: durch Kooperation mit den Republikanern im Kongress. Zusammenzuarbeiten sei eine Entscheidung, sagte Biden und ergänzte: "Ich fordere den Kongress auf, diese Entscheidung zu treffen."
Biden, der gläubiger Katholik ist, sagte, Amerika stehe an einem Wendepunkt – und zog einen Vergleich zu anderen bedeutenden Präsidenten, von Abraham Lincoln über Franklin D. Roosevelt bis zu Barack Obama. "Wir müssen die Seele Amerikas wiederherstellen", sagte Biden, "Es ist Zeit, dass unsere guten Engel wieder die Oberhand gewinnen."
Was das konkret heißen soll für seine Präsidentschaft, das deutete Biden immerhin in wenigen Sätzen an. Oberste Priorität habe der Kampf gegen das Coronavirus. Er werde schon am Montag einen Berater für die Übergangszeit zu seiner Präsidentschaft benennen, der Plan der US-Regierung gegen die Covid-19-Pandemie werde auf "grundsolider Wissenschaft" aufbauen.
Die zentralen Themen, die Biden außerdem nannte:
Biden will, dass die USA im Klimaschutz eine globale Vorreiterrolle einnehmen – und möglichst schnell wieder dem Pariser Klimaschutzabkommen beitreten, aus dem das Land nach dem Willen Trumps in der vergangenen Woche ausgetreten ist.
Unter Präsident Donald Trump war die Außenpolitik der USA von einem Grundsatz geprägt: America first. Die USA, so Trumps Credo, denken an die eigenen Interessen, Kooperation interessiert ihn nicht, ihm geht es um Deals.
Biden ließ bei seiner Rede erkennen, dass die USA unter seiner Präsidentschaft dagegen wieder ein internationales Vorbild werden wollen. "Wir wollen, dass Amerika wieder respektiert wird in der Welt." Den Respekt, das machte Biden klar, wolle man sich nicht nur durch wirtschaftliche Macht und militärische Stärke verdienen.
Biden wörtlich:
Bruce Springsteens "We take care of our own" bei Joe Bidens Joggen auf die Bühne, "Work that" von Mary J. Blige, als Kamala Harris auftritt. Danach Songs von Whitney Houston, Jackie Wilson, Daryl Hall & John Oates, Tom Petty und Tina Turner: Mit Biden und Harris, auch das hat diese Veranstaltung deutlich gemacht, ziehen wieder Menschen ins Weiße Haus ein, die Wert auf Musikgeschmack legen.
Eine besonders berührende Note brachte ein Song mit, der begann, nachdem hinter der Bühne ein Feuerwerk gezündet worden war: "A Sky Full Of Stars" der britischen Band Coldplay. Coldplay war die Lieblingsband von Beau Biden, dem Sohn Joe Bidens, der 2015 an einem Hirntumor starb. Coldplay-Sänger Chris Martin tat auf Beau Bidens Beerdigung auf.