Wieder hat ein Geschenk einer deutschen Landesregierung an Pflegekräfte für große Empörung gesorgt – und den handelnden Politikern den Vorwurf eingebrockt, Pflegekräfte abspeisen zu wollen, anstatt sich für eine anständige Bezahlung einzusetzen.
Das Geschenk des Anstoßes diesmal: Tüten mit Lyoner, der Wurstsorte also, die in manchen deutschen Regionen auch als Fleischwurst bekannt ist – und zwar in Form einer Streichpaste, in Büchsen abgefüllt.
Auf der Facebook-Seite "Pflegestreik Südwest", die sich für bessere Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal einsetzt, wurde ein Foto mit den Lyoner-Tüten gepostet. Verfasst hat den Post der Pflegebeauftragte der Gewerkschaft ver.di, Michael Quetting. Sein Text zu den Lyonerpaketen:
Die Wahrheit hinter dem Lyonergate ist offenbar aber deutlich weniger empörend als gedacht: Die Pakete kamen nämlich laut saarländischer Landesregierung gar nicht vom für Pflege zuständigen Gesundheitsministerium, sondern vom Finanz- und Europaministerium. Und sie waren laut der saarländischen Landesregierung auch keine milde Gabe an alle Pfleger, sondern nur ein Extra-Dankeschön an die Pflegeteams, die sich um Covid-19-Patienten aus der ans Saarland angrenzenden französischen Region Grand Est gekümmert haben. Das teilte das Ministerium gegenüber watson mit.
Weiter heißt es aus dem Ministerium:
Der verdi-Pflegebeauftragte Quettig hat seinen wütenden Post inzwischen auch überarbeitet. Er ergänzte ihn mit diesen Worten:
Mit der Nennung von Lavendel spielt Quettig auf den sogenannten "Lavendelgate" an: Der Wissenschaftsstaatssekretär in Rheinland-Pfalz hatte einen Lavendelstrauch gepflanzt, um sich für die Arbeit der Pflegekräfte in der Corona-Krise zu bedanken – und einen Sturm der Entrüstung geerntet.
Gegenüber watson erklärt Quetting, die veränderte Sachlage ändere aber nichts an der Empörung der Beschäftigten in der Pflege. Dort warte man weiter auf die versprochenen Boni. "Applaus war gestern", sagt der Pflegebeauftragte.
(se)