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Mehr Onlineshopping, weniger Ecstasy: Das steht im Drogenreport 2020

Daniela Ludwig (CSU) ist die Drogenbeauftragte der Bundesregierung.
Daniela Ludwig (CSU) ist die Drogenbeauftragte der Bundesregierung.Bild: dpa / Carsten Koall
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Mehr Online-Drogenkäufe, weniger Ecstasy: Fünf Erkenntnisse aus dem Rauschgiftreport 2020

27.07.2021, 15:10
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Insgesamt 356.753 Fälle von Drogenhandel zählt die Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) zur Rauschgiftkriminalität 2020. Dieses Ergebnis haben BKA-Präsident Holger Münch und Daniela Ludwig (CSU), Drogenbeauftragte der Bundesregierung, am Dienstag in der Bundespressekonferenz vorgestellt.

Eines vorneweg: Der Drogenbericht deckt wohl nur einen kleinen Teil des Konsums in Deutschland ab. Das Lagebild beruht auf der Statistik der Polizei. Die wird in den meisten Fällen durch Kontrollen auf Drogenkriminalität aufmerksam. BKA-Chef Münch räumt deshalb eine hohe Dunkelziffer ein. Auffällig sei, dass neben wachsender Aggressivität und Gewaltbereitschaft im Milieu des organisierten Verbrechens vor allem fünf Punkte des Lageberichts ins Auge stechen.

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Drogen werden häufiger online verkauft

Die Covid-19-Pandemie hat nach Ansicht des BKA-Präsidenten den Drogenhandel über das Internet verstärkt. "Es gibt eine hohe Nutzerzahl und eine einfache Verfügbarkeit", sagt er. Die wichtigste Bezugsquelle sei das Darknet, aber auch Messengerdienste brächten Dealer und Konsumenten immer häufiger zusammen. Verschickt worden seien die Drogen per Post, weil die nicht vom Lockdown betroffen gewesen sei. "Corona hat außerdem die Verfügbarkeit des Rauschgiftes nicht verändert", ergänzt Münch. Es gab also ähnlich viele Drogen wie vor der Pandemie. So seien die Preise während der Lockdowns nicht gestiegen.

Der Konsum der Partydroge Ecstasy hat abgenommen

Auffällig aber erwartbar sei außerdem, dass Konsum und Handel mit der sogenannten Partypille Ecstasy abgenommen haben: um 11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Partydrogen standen naturgemäß im vergangenen Jahr weniger auf der Agenda", fasst Ludwig zusammen. Grund dafür: Die Pandemie und die damit verbundenen Schließungen von Clubs und Absagen von Festivals.

Der Crystal-Meth-Konsum steigt

Stark gestiegen ist im vergangenen Jahr der Konsum von Crystal Meth. "Wir sind mittlerweile von Ost und West eingekesselt", erklärt Ludwig. Das bedeute, dass die Droge nicht mehr nur, wie bisher, überwiegend von Tschechien aus ihren Weg in die Bundesrepublik findet – sondern auch aus Designerlaboren in den Niederlanden. Dort wird die Droge im großen Stil hergestellt. Dadurch würden sowohl die Menge als auch der Transitverkehr gesteigert. Um 18,9 Prozent ist die Zahl der Delikte im Zusammenhang mit Crystal Meth gestiegen.

Chef des Bundeskriminalsamts Holger Münch, im Hintergrund: Daniela Ludwig.
Chef des Bundeskriminalsamts Holger Münch, im Hintergrund: Daniela Ludwig.Bild: dpa / Carsten Koall

Beliebteste Droge bleibt Cannabis

Die mit Abstand am meisten konsumierte und verkaufte Droge im Jahr 2020 ist Cannabis. Auch bei den Unter-30-Jährigen war Gras am beliebtesten – wobei Ludwig einräumt, dass illegale Drogen ohnehin vor allem von Menschen zwischen 20 und 40 Jahren konsumiert werden. Eine Legalisierung von Cannabis, wie es viele Menschen in der öffentlichen Debatte und mittlerweile auch viele Parteien fordern, sehen sowohl Ludwig als auch Münch kritisch.

Denn nur weil das Problem nicht mehr in der Statistik auftauche, sei es nach Ansicht des BKA-Chefs noch lange nicht behoben: Vielmehr, so seine Befürchtung, könnten die Tätergruppen, die aktuell mit Gras handelten, dann zu gefährlicheren Drogen übergehen. "An organisierter Kriminalität hängt Zwangsprostitution, Geldwäsche und Menschenhandel, finanziert durch den verkauf von Drogen", fügt Ludwig hinzu.

Statt einer wahllosen Legalisierung spricht sich Ludwig deshalb für das aus, was sie "Portugiesisches Modell" nennt: Konsum von Cannabis wäre dann nicht mehr eine Straftat, sondern nurmehr eine Ordnungswidrigkeit. Die soll nach Ludwigs Vorstellung nur noch mit Bußgeld bestraft werden können, falls die betroffene Person nicht bereit sein sollte, ein Beratungsprogramm in Anspruch zu nehmen.

Zahl der Rauschgifttoten steigt deutlich

Die Zahl der Rauschgifttoten ist im Vergleich zum Vorjahr um 13,1 Prozent auf 1581 Menschen gestiegen. Wie auch in den Vorjahren seien in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Bayern die meisten Menschen gestorben. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung hätten die Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg die meisten Todesfälle zu beklagen. Die häufigste Ursache: der Konsum von Opiaten wie Heroin.

(rs)

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