Es ist eines dieser Interviews, in dem die Chefin der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer, Wichtiges sagen könnte. Aber, sie tut es nicht. Am Montagmorgen nach der Wahl ist AKK zu Gast im ARD-"Morgenmagazin". Es ist ihr erstes Gespräch vor laufender Kamera nach den Wahlen in Sachsen und Brandenburg. Am Abend zuvor ist sie vor allem durch Abwesenheit aufgefallen.
In die Berliner Runde der ARD schickte die CDU lieber ihren Generalsekretär Paul Ziemiak, um das Ergebnis zu diskutieren. Von AKK fehlte weiter jede Spur. Erst um kurz nach 21 Uhr gab es auf Twitter ein Lebenszeichen: Zwei Gratulations-Tweets setzte AKK ab, einen für Ingo Senftleben in Brandenburg und einen für Michael Kretschmer in Sachsen. Dann wieder: Funkstille.
Dabei gibt es viele Fragen: Wie erklärt sich AKK den Erfolg der AfD? Warum gingen der CDU so viele Wähler verloren? Kann sie als CDU-Chefin einfach rund ein Viertel der AfD-Wähler in Zukunft rechts liegen lassen? Und was sind ihre persönlichen Versäumnisse. Zu all dem sagt AKK im Interview immer wieder: Danke an Herrn Kretschmer.
Das wiederholt sie mantrafhaft. So oft sagt sie Sätze wie "Am Ende möchten die Menschen wissen, wem vertrauen sie ihre Zukunft an", dass sogar die Interviewerin der ARD offenbar kein Durchkommen mehr sieht.
Nur zweimal wird es kurz inhaltlich. Auf die Frage nach Zusammenarbeit mit der AfD bestätigte AKK noch einmal ihr bekanntes "Nein, die wird es nicht geben". Und zur Frage zu ihren Versäumnissen sagt AKK: "Wir sind ja seit der Bundestagswahl in bewegten Zeiten, über manche Hürden sind wir, auch ich, nicht so elegant gegangen, wie wir es hätten machen sollen".
AKK werden in Verbindung mit dem Wahlkampf im Osten zahlreiche Kommunikationsfehler vorgeworfen, auch von Michael Kretschmer selbst. Dazu gehörte etwa eine ziemlich ungeschickte Aussage zum Parteiausschluss von Hans-Georg Maaßen, der innerhalb der CDU für heftigen Streit gesorgt hatte.
Möglich, dass AKK sich deshalb absichtlich am Wahlabend und auch jetzt noch zurückhält. Ein wirklich gutes Bild macht die Chefin der CDU so allerdings auch nicht. Vor allem nicht gegenüber denjenigen Partei-Gegnern gegenüber, die sie sowieso nicht mehr als Chefin haben wollen. Die werden an solch historisch wichtigen Wahltagen sicher mehr erwarten als zwei Tweets und ein Interview ohne klare Richtungsvorgabe.
(mbi)