Nach dem für vier Menschen tödlichen Unfall in Berlin werden nun Forderungen laut, große Sportgeländewagen (SUV) aus Innenstädten verstärkt herauszuhalten. Der Unfall in Berlin hatte am Wochenende umgehend eine politische Debatte über SUV-Autos in Städten angefacht.
Ein Porsche-SUV war am Freitagabend im Zentrum der Hauptstadt von der Straße abgekommen und hatte vier Fußgänger tödlich verletzt, darunter einen dreijährigen Jungen. Die Polizei machte am Sonntag noch keine näheren Angaben, wie es zu dem Unfall kommen konnte.
In diesem Jahr würden nach Branchenschätzungen erstmals über eine Million der geländegängigen Limousinen – sogenannte Sport Utility Vehicle (SUV) – in Deutschland neu zugelassen, schreibt der "Tagesspiegel". Der Marktanteil werde auf rund ein Drittel steigen. SUV sind bei Autokäufern in Deutschland zunehmend beliebt, obwohl sie von Kritikern als besonders umweltschädlich bezeichnet werden.
Der Unfall hat eine Debatte über SUVs in Städten ausgelöst. Der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Oliver Krischer, forderte im "Tagesspiegel" eine Obergrenze.
"Am besten wäre eine bundesrechtliche Regelung, die es Kommunen erlaubt, bestimmte Größenbegrenzungen zu erlassen", sagte Krischer.
Der Verkehrs- und Umweltexperte kritisierte weiter: "Die Autos brauchen immer breitere Parkplätze in Städten, wo der Raum immer knapper wird. Sie sind eine Gefahr gerade für Fußgänger und Radfahrer." Es brauche dringend eine Debatte, "wie groß die Autos denn noch werden sollen, die in unseren Innenstädten rumfahren".
Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, forderte im "Tagesspiegel" rasch umsetzbare Maßnahmen gegen SUV: Entweder eine City-Maut, die die Einfahrt in Städte für große, schwere Wagen sehr teuer mache – oder ein Parkverbot beziehungsweise deutlich erhöhte SUV-Parkgebühren in Städten.
Der Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte, Stephan von Dassel (Grüne), sagte am Wochenende: "Solche panzerähnlichen Autos gehören nicht in die Stadt." Jeder Fahrfehler bedeute Lebensgefahr für Unschuldige. Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) reagierte zurückhaltender: "Wir müssen analysieren, wie es zu diesem schrecklichen Unfall kommen konnte, bevor wir Konsequenzen ziehen können."
"Man kann nicht einfach sagen: SUV ist grundsätzlich gefährlicher als ein Polo oder als ein Smart", sagte der Unfallforscher Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft indes der Deutschen Presse-Agentur. Mehr Einfluss als das Gewicht hätten Geschwindigkeit und Art des Zusammenstoßes. Im Berliner Fall hätte aber der Ampelmast einen Polo möglicherweise abgehalten.
(ts/dpa)