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Deutschland
Sollen Kopftücher für Mädchen an Schulen und in Kitas verboten werden? Darüber wird in der Politik heftig diskutiert. Aber selbst in der Union sind manche skeptisch.
18.05.2019, 08:5918.05.2019, 12:11
Nach dem Kopftuchverbot an Schulen in Österreich wird
die Debatte auch in Deutschland mit Verve geführt. Mehrere
Unionspolitiker lassen bereits die Chancen prüfen, doch selbst in der
CDU halten manche das für aussichtslos. Die Parteivorsitzende
Annegret Kramp-Karrenbauer unterstützt zumindest die Debatte.
"Kopftücher im Kindergarten oder in der Grundschule haben mit Religion oder Religionsfreiheit nichts zu tun, das sehen auch viele Muslime so."
AKK. zeitungen der funke mediengruppe (samstag)
AKK halte deswegen die Debatte, ob man Kopftücher dort zulasse, für absolut berechtigt.
Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Alexander Lorz, hingegen
ist skeptisch. "Wenn sich Eltern auf die Freiheit der
Religionsausübung berufen, hat unser Rechtsstaat wenig
Handlungsmöglichkeiten", sagte der hessische CDU-Kultusminister den
Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft (Samstag). "Ein
gesetzliches Verbot dürfte vor dem Verfassungsgericht daher kaum
bestehen." Grundsätzlich sieht er das Kopftuch im Unterricht
allerdings kritisch:
"Aus pädagogischen und integrativen Gesichtspunkten muss man das Tragen eines Kopftuches im Grundschulalter, zumal es der Islam auch nicht vorsieht, ablehnen."
Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) sagte der "Frankfurter
Allgemeinen Zeitung" (Samstag): "Wir müssen alle Mädchen darin
stärken, zu selbstbewussten und unabhängigen Frauen heranzuwachsen.
Ich habe Zweifel, ob eine Verbotsdebatte da hilft".
Mehrere Unionspolitiker lassen ein Kopftuchverbot – konkret für
Mädchen unter 14 Jahren – bereits juristisch prüfen, um ein entsprechendes
Gesetz vorzulegen. Beteiligt ist unter anderem der stellvertretende
Unionsfraktionschef Carsten Linnemann (CDU).
Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier verweist trotz
der rechtlichen Bedenken darauf, dass das ein Thema sei, das die
Bevölkerung bewege. "Und wir sind gut beraten, solche Themen
aufzunehmen", sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland (Samstag).
Die Vorsitzende des Grundschulverbandes, Maresi Lassek hält ein
Kopftuchverbot für "nicht angemessen und auch nicht für
durchsetzbar". Dem RND sagte sie, sie rate eher
dazu, mit Eltern und Kindern im Gespräch zu sein. Kopftücher an
Grundschulen kommen Lassek zufolge insgesamt eher selten vor. In
Ballungsräumen mit vielen muslimischen Kindern gebe es sie aber
häufiger. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht.
Der Vorsitzende des Islamrats – einer der islamischen Dachverbände in
Deutschland – bezeichnet die Diskussion als diskriminierend und
unnötig. Die Verbotsbefürworter müssten selbst immer wieder
einräumen, dass es keinerlei Fakten über kopftuchtragende Kinder an
Schulen gebe, sagte Burhan Kesici. "Eine überflüssige Phantomdebatte
wird immer wieder aufgerührt."
Hintergrund der neu aufgeflammten Debatte in Deutschland ist eine
Entscheidung in Österreich. Das Parlament in Wien hatte vor wenigen
Tagen ein Kopftuchverbot an Grundschulen beschlossen.
(hd/dpa)
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