Wladimir PutinBild: imago images/ITAR-TASS/watson-montage
Deutschland
Der Mord an einem Georgier in Berlin belastet das deutsch-russische Verhältnis. Russlands Präsident kontert nun auf den Verdacht eines Auftragsmords mit heftigen Vorwürfen – und einer Drohung.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat den
in Berlin ermordeten Georgier als einen "Banditen" bezeichnet, der
selbst viele Menschen auf dem Gewissen habe. "In Berlin wurde ein
Krieger getötet, der in Russland gesucht wurde, ein blutrünstiger und
brutaler Mensch", sagte Putin in der Nacht zum Dienstag auf einer
Pressekonferenz zum Ukraine-Gipfel in Paris, an der auch
Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahm.
Putin kritisiert deutsche Behörden
Der Mann habe auf der Seite von Separatisten im Kaukasus gekämpft
und dort alleine bei einem Anschlag den Tod von 98 Menschen
verschuldet. Zudem sei er an einem Anschlag auf die Moskauer Metro
beteiligt gewesen. Im Jahr 2010 hatte es zwei Sprengstoffattacken auf
die U-Bahn in der russischen Hauptstadt gegeben. Den deutschen
Behörden warf Putin vor, den "Verbrecher und Mörder" trotz
entsprechender Gesuche nicht ausgeliefert zu haben.
Der 40-jährige Georgier, der in der russischen Teilrepublik
Tschetschenien auf Seite der Separatisten gekämpft haben soll, war am
23. August im Kleinen Tiergarten in Berlin von hinten erschossen
worden. Der mutmaßliche Täter wurde kurz darauf gefasst, sitzt
seither in Untersuchungshaft und schweigt zu den Vorwürfen. Die
Bundesanwaltschaft verdächtigt staatliche Stellen in Russland oder in
der Teilrepublik Tschetschenien, den Mord in Auftrag gegeben zu
haben. Die Behörde hat deshalb die Ermittlungen übernommen.
Putin droht mit Ausweisung deutscher Diplomaten
Der Mord hat die deutsch-russischen Beziehungen schwer belastet.
Die Bundesregierung wirft Russland fehlende Kooperation bei der
Aufklärung des Falls vor und wies deshalb in der vergangenen Woche
zwei russische Diplomaten aus. Putin kündigte in Paris eine
"spiegelgenaue" Reaktion an, also die Ausweisung von ebenfalls zwei
Mitarbeitern der deutschen Botschaft in Moskau.
Gleichzeitig zeigte er sich aber bereit, die deutschen Ermittler
bei der Aufklärung des Mordes zu unterstützen. Zu den möglichen
Hintergründen der Tat sagte er: "Ich weiß nicht, was mit ihm passiert
ist. Das ist ein verbrecherisches Umfeld. Da kann alles Mögliche
passieren."
Merkel macht Druck
Merkel hatte den Fall bei einem Einzelgespräch mit Putin vor dem
Ukraine-Gipfel angesprochen. "Wir haben im Augenblick einen
Anfangsverdacht des Generalbundesanwalts, nicht mehr und nicht
weniger", sagte sie später auf der Pressekonferenz. Das habe sie dem
russischen Präsidenten auch so mitgeteilt. Auf die Frage, ob sie nun
eine russische Kooperation bei den Ermittlungen erwarte, sagte die
Kanzlerin: "Ich gehe davon aus, dass die russische Seite ihre
Informationen uns zur Verfügung stellt, jedenfalls fände ich das
gut."
Die möglichen Auswirkungen des Falls auf die deutsch-russischen
Beziehungen spielte Putin herunter. Er glaube nicht, dass das
Verhältnis beider Länder dadurch in eine Krise stürze. Aber gut sei
das nicht für die Beziehungen.
(ts/dpa)
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