Eine gute Woche ist es her, seitdem ein 25-jähriger türkischstämmiger Bundeswehrsoldat in Berlin von zwei Männern angegriffen wurde.
Der 25-jährige Obergefreite war in seiner Uniform unterwegs, als sich zwei Männer genähert und unvermittelt auf ihn eingeschlagen und -getreten hatten, wie die Polizei mitteilte. Einer der Angreifer habe ihn beschimpft und gerufen, nur Deutsche dürften die Uniform eines Soldaten tragen. Rettungskräfte brachten den Soldaten schließlich ins Krankenhaus, die Täter konnten flüchten.
Den Vorfall nahm jetzt der Journalist und Marineoffizier a. D. Hasnain Kazim zum Anlass, einen Brief auf Facebook zu veröffentlichen.
Er fühle sich an seine Bundeswehrzeit erinnert, schreibt Kazim. "Damals war ich einer der ganz wenigen 'mit Migrationshintergrund' in der Bundeswehr. Im Laufe der Jahre spürte ich, dass der eine oder andere ein Problem damit hatte und ähnlich dachte wie die zwei Täter im beschriebenen Fall", schreibt der in Oldenburg als Sohn indisch-pakistanischer Einwanderer geborene Autor.
Gleichzeitig habe seine Hautfarbe und die Herkunft seiner Eltern während seiner Bundeswehrzeit keine Rolle gespielt. "Vor allem nicht in meinem Marinejahrgang – da war ich einer von vielen."
Dennoch sei die Situation nicht besser geworden, kritisiert er.
Würden er wieder zur Bundeswehr gehen?, fragt Kazim in seinem Facebookbrief und kann keine eindeutige Antwort geben. Zwar würde er seine freundlichen und weltoffenen Kameraden seiner Marinezeit nicht missen wollen. "Allerdings fällt mir angesichts der Tatsache, dass in Teilen dieses – meines – Landes jeder Vierte Nazis wählt, mit ihnen sympathisiert oder ihre Ansichten hinnimmt, schwer, 'das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen', wie es im Eid heißt."
Am Ende seines Facebookeintrages stellt Kazim dann noch einmal klar, was eigentlich klar und selbstverständlich sein sollte.
(ts)