Hat eine eigene Meinung zu AKK: Wolfgang Joop.Bild: Screenshot ZDF
Deutschland
dirk krampitz
Der ehemalige FDP-Innenminister Gerhart Baum ist seit 1954 Mitglied in seiner Partei. Mittlerweile hat der 87-Jährige weder Amt noch Posten inne. Da kann er offen reden über die Situation, in der sich die FDP nach dem Kemmerich-Debakel in Thüringen befindet. "Die FDP muss auch Kritik verkraften, auch Herr Lindner", sagt Baum über seine Partei und ihren Vorsitzenden Christian Lindner bei "Markus Lanz" am Donnerstagabend.
Baum spricht offen aus, was eigentlich alle wissen, aber viele immer halb oder ganz leugnen: Auch die restliche FDP außerhalb Thüringens dürfte sich über die Möglichkeit im Klaren gewesen sein, dass ein FDP-Ministerpräsident mit Stimmen der AfD gewählt wird. Man habe nach der Devise gehandelt: "Wir machen das jetzt und sehen, was wird", glaubt Baum.
Baum: "Demokraten müssen zusammenhalten"
Was er jetzt als Reaktionen von der FDP erlebt, nennt er "gespielte Naivität". Er versteht auch Parteichef Lindner nicht: "Ich hätte den abgehalten zu kandidieren, er hätte nicht kandidieren dürfen", urteilt er über Kemmerich. Auch "Welt"-Politikchefin Claudia Kade findet, der FDP "fehlte die Weitsicht".
Nun habe die Partei das Problem, dass ihr niemand glaube, dass sie sich von der AfD abgrenzen will. Für FDP-Recke Baum geht es sogar noch weiter: "Der Parlamentarismus hat Schaden erlitten." Deutschland brauche nun "vertrauensbildende Maßnahmen", sagt er. "Die Demokraten müssen zusammenhalten und müssen auch untereinander toleranter sein. Und sie dürfen sich nicht so sehr mit sich selbst befassen." Sicherlich ein guter Einwand in der Stimmung voller Politik-Verdrossenheit.
Da passe leider der Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Fraktionsvorsitzende auch nicht so richtig gut rein. "Sie ist zurückgetreten, weil die CDU eigentlich nicht mehr weiß, wer sie ist", befindet Baum.
Joop zieht über AKK her, als wäre sie eine Modelshow-Kandidatin
Da schaltet sich Modeschöpfer und Ex-"GNTM"-Juror Wolfgang Joop ein. "Sie hatte so wenig Charisma und Ausstrahlung, dass man dachte, das ist ein Joke", urteilt er über scheidende CDU-Vorsitzende. Lanz versucht noch, ihr beizuspringen, schließlich war sie auch schon bei ihm zu Gast, und lobt sie als "fleißig". Aber Joop lässt sich nicht abbringen:
"So jemanden braucht man nicht, jemand der der Sache nervlich nicht gewachsen ist."
Wolfgang Joop war noch nie Mitglied in einer Partei, weil er nach eigener Auskunft eine Vereinnahmung nicht ertragen könne, aber die FDP habe ihn in Hamburg einfach aufgestellt, ohne ihn zu fragen. So erklärt Joop eine Episode, die nun schon 20 Jahre zurückliegt. Damals hatte sich Joop selbst der FDP angeboten.
Früher bezog er die Prügel
Eigentlich ist er ja in der Sendung um sein neues Buch "Die einzig mögliche Zeit" zu bewerben. Fast 6000 Seiten habe er mit der Hand geschrieben, "um zu fühlen". Es ist seine Lebensgeschichte. Joop ist mit seiner Mutter und seinen beiden Tanten aufgewachsen. Allein, bis der Vater aus dem Krieg zurück kam. Da war der kleine Wolfgang acht Jahre alt.
"Ich war die Autorität dieses Mannes nicht gewohnt." Als sein Vater ihn rief, kam er einfach nicht und versteckte sich den ganzen Tag. Als er dann abends heimkam, setzte es eine Tracht Prügel vom Vater. Über den Klavierhocker gelegt und mit dem Gardinenstock geschlagen, bis dieser brach.
Mehrfach bricht Joop im Gespräch fast in Tränen aus, tatsächlich bricht aber seine Stimme. Als er sich daran erinnert, dass sein Vater nach der Tracht Prügel ebenfalls weinte und ihn, den Achtjährigen, fragte: "Soll ich wieder gehen?"
Ja, antwortet Joop und sein Vater brach zusammen. "Ich war erschrocken über diese Macht, die ein Kindersatz hat."
Dann spricht Joop bei "Lanz" über das Älterwerden
Im November Wolfgang Joop 75 geworden. "Seit 50 finde ich jede Zahl eklig", sagt der Modedesigner, Maler und Autor. "Das Drama des Älterwerdens ist eigentlich, dass man jung bleibt." Wie er diesen gut klingenden Satz meint, erfährt man nicht. Vielleicht meint er: jung im Kopf.
Lanz fragt lieber ganz vorsichtig nach Joops Verhältnis zu Schönheitsoperationen, während im Hintergrund ein SW-Jugendbild von Joop zu sehen ist. Es wird Joop ja auch gern mal nachgesagt, dass er sich unters Messer gelegt hat. Seine Antwort ist eine Wortkaskade, in der er davon erzählt, was er gelesen hat. Eine Schönheits-OP sei wie ein kurzes Glücksgefühl, das dann aber vergehe wie beim Millionen-Gewinn im Lotto. Und überhaupt: "Mit einer Million muss man sich heute schon einschränken", findet Joop. Älterwerden sei Schicksal. "Jeder Blumenstrauß verwelkt", aber er habe ja noch volles Haar.
Sein Arzt glaube kaum, wie alt er ist. Und sein Friseur sage: "Für diese Haare bin ich nicht ausgebildet", so voll wären sie noch. "Die Qualität eines Kleidungsstück, einer Person, zeigt sich in der Langlebigkeit", folgert der Modeschöpfer. Außerdem: „Ich trauere diesen Dingen nicht nach sonst wird es tragisch."
Am Ende haben nicht Abtreibungen, der Klimawandel oder die Außenpolitik die US-Präsidentschaftswahl entschieden. Wichtigstes Thema waren die Inflation und die Preise. Für 34 Prozent der republikanischen Wähler:innen war es laut einer Umfrage von YouGov ausschlaggebend für die Wahlentscheidung.