Diese Szene stammt aus besagtem RTL-Video, das heiß diskutiert wurde.Screenshot Twitter
Deutschland
02.11.2020, 15:5802.11.2020, 15:57
Am Montag beginnt in Deutschland der zweite Lockdown. Die Corona-Infektionszahlen überbieten sich nahezu täglich. Der ein oder andere sorgt da bereits vor und kauft mal hier eine Tütensuppe mehr oder legt dort eine Flasche Wein zusätzlich in den Einkaufswagen. Hauptsache, es ist ein kleiner Vorrat zu Hause.
An Freitagen und Samstagen kommen außerdem noch die Wochenendeinkäufe hinzu. So ziemlich jeder geht also mal in den Supermarkt – auch Kanzlerin und Mensch Angela Merkel. Dabei filmte sie nun eine RTL-Reporterin. Ihr Video sorgte für mächtig Wirbel in den sozialen Netzwerken.
Aber von vorne. Am Freitag um 16.44 Uhr postete Franca Lehfeldt, Politikreporterin bei RTL – und, aber dazu später mehr, Lebenspartnerin eines deutschen Top-Politikers –, ein 41 Sekunden langes Video beim Kurznachrichtendienst Twitter. Das ist für eine Journalistin erstmal nichts Ungewöhnliches. Auf der Plattform tummeln sich schließlich zahlreiche Medienschaffende, die dort ihre Arbeit vorstellen. Bei dem kurzen Video handelte es sich aber nicht um einen RTL-Beitrag, den sie produziert hatte: Die Handyaufnahme zeigt einen Supermarkt, der von der gegenüberliegenden Straßenseite gefilmt wurde.
Video zeigt Merkel nach ihrem Einkauf im Supermarkt
Vor dem Einzelhandelsgeschäft hält nach fünf Video-Sekunden eine schwarze Limousine. Der Kofferraum des Wagens öffnet sich automatisch und ein anzugtragender Mann lädt zwei Tüten ein. In Sekunde 14 schließt sich der Kofferraum wieder. Bis dahin ist die Aufnahme recht unspektakulär.
Doch im und um das Geschäft stehen noch weitere Anzugträger. Ein Zufall? Nein. Denn: Bundeskanzlerin Angela Merkel erledigte gerade ihren Wochenendeinkauf in dem von der RTL-Mitarbeiterin beobachteten Supermarkt.
Nach 27 Sekunden des Videos verlässt die Bundeskanzlerin schließlich den Supermarkt, geht zum Auto und steigt ein. Das sehr unspektakuläre Video endet.
Doch für Lehfeldt ging es da erst richtig los. Die Twitter-User hinterfragten die journalistische Notwendigkeit des Videoschnipsels der einkaufenden Angela Merkel.
Das Kurzvideo der RTL-Reporterin wurde bis Sonntagmittag mehr als 1.200 Mal kommentiert. Verständnis für ihr Vorgehen zeigten dabei die wenigsten.
Am Samstag reagierte Lehfeldt schließlich auf die Kommentare. Doch ihr Statement befriedete die Twitter-Gemeinde nicht. Lehfeldt schrieb: "Aufregung wegen des Videos der #Bundeskanzlerin beim Einkauf? Es ist journalistisch relevant, wenn die Regierungschefin sich beim Einkauf zeigt. Mutmaßlich beabsichtigte sie sogar die Botschaft, sich zuhause zu versorgen und nicht am Wochenende vor dem #Teillockdown rauszugehen."
Die Reaktionen auf diese Rechtfertigung fielen recht eindeutig aus: Das Merkel-Video sei unnötig gewesen – und vor allem unwichtig.
Auf Twitter wurde unter Lehfeldts Einkaufs-Video nicht nur über Angela Merkel diskutiert – auch der aktuelle Lebenspartner der Journalistin war ein Thema.
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hatte zuletzt massive Kritik am Vorgehen der Regierung geübt. Als Oppositioneller sagte er etwa: "Es ist nun Zeit, dass dieses Land von aktionistischem Krisenmanagement zu einer dauerhaft durchhaltbaren Risikostrategie wechselt." Lehfeldts Berichterstattung hat damit natürlich erstmal nichts zu tun. Für einige Twitter-Nutzer hat die Sache allerdings – wie der Schwabe sagt – ein Gschmäckle.
(mse)
Wenige Tage vor der US-Wahl füllt der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump die berühmte Arena Madison Square Garden in New York City. Laut US-Medien füllt er sie mit Hass, Gehässigkeit und rassistischen Drohungen.