Politik
Exklusiv

Familienministerin Giffey: "Ich weiß, dass junge Menschen besonders leiden"

BERLIN, GERMANY - JANUARY 06: German Families Minister Franziska Giffey and Justice Minister Christine Lambrecht (not pictured) speak to the media to announce new legislation to enforce minimum quotas ...
Familienministerin Franziska Giffey. Bild: Getty Images Europe / Sean Gallup
Exklusiv

"Ich weiß, dass junge Menschen besonders leiden": Giffey verspricht, Corona-Folgen abzumildern

07.05.2021, 05:0008.05.2021, 12:04
Mehr «Politik»

Bundesjugend- und Familienministerin Franziska Giffey (SPD) verspricht jungen Menschen, dass die Bundesregierung sie mit den Folgen der Corona-Krise nicht alleine lassen wird.

Gegenüber watson erklärt Giffey:

"Jugendliche haben im vergangenen Jahr auf eine Menge verzichtet. Ihnen fehlen Kontakte zu Gleichaltrigen, aber auch Freiräume und Gelegenheiten zum ausgelassen Sein, um sich ausprobieren und einfach das zu erleben, was Jugend ausmacht. Aber Jugendliche haben auch sehr vieles sehr gut gemeistert. Sie brauchen jetzt Zeit, Unterstützung und Perspektiven, um in den Alltag zurückzufinden und Versäumtes aufzuholen. Wir können nicht erwarten, dass alle und alles gleich wieder einfach so funktioniert wie vorher. Als Politik haben wir vielmehr den Auftrag, alles dafür zu tun, dass diese Pandemie keinen maßgeblichen Einfluss auf die weitere Lebenszeit junger Menschen hat."

Giffey verweist in diesem Zusammenhang auf das Corona-Aufholpaket, das die Regierung am Mittwoch vorgestellt hat. Das zwei Milliarden Euro schwere Paket sieht unter anderem eine finanzielle Förderung von Nachhilfeunterricht und Freizeitangeboten sowie einen zusätzlichen einmaligen Bonus von 100 Euro für jedes Kind aus einer sozial schwachen Familie vor.

Die Ministerin meint zu dem Paket gegenüber watson:

"Mit unserem Aktionsprogramm wollen wir dazu beitragen, dass alle jungen Menschen gut aus der Pandemie kommen. Eines gehört aber dazu: Diese Generation hat nicht nur schwierige Zeiten erlebt, sondern viele Kinder und Jugendliche haben die Herausforderungen auch sehr gut gemeistert. Sie haben sich an Kontaktbeschränkungen und Hygieneregeln gehalten, sie haben fleißig im Homeschooling gelernt, sie haben sich etwas einfallen lassen, um trotz allem mit ihren Freunden digital Kontakt zu halten und viele haben anderen – auch Älteren – geholfen. Ich finde, unsere Kinder und Jugendlichen können stolz auf sich sein und wir Erwachsene sollten ihnen die Zuversicht geben, dass sie auch mit diesem Corona-Jahr ihr Leben und ihre Zukunft gut gestalten können."

Seit Donnerstag laufen die vom Familienministerium organisierten "Jugendpolitiktage", bei denen Jugendliche und junge Erwachsene über politische Themen diskutieren und Lösungsvorschläge erarbeiten sollen. 550 junge Menschen nehmen laut Ministerium an ihnen teil. Am Freitag ist Giffey zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer virtuellen Podiumsdiskussion bei den Jugendpolitiktagen zu Gast. Von den Jugendpolitiktagen erwarte ihr Ministerium "konkrete Lösungsideen und Empfehlungen, was es noch braucht, wo wir besser werden können", sagte Giffey zu watson.

Die Ergebnisse der Jugendpolitiktage sollen nach Giffeys Worten über Symbolpolitik hinausgehen. Wörtlich meinte sie dazu:

"Die Ergebnisse, sind dann die Grundlage für die Jugendpolitik der nächsten Jahre. Es gibt inzwischen eine ministeriumsübergreifende Arbeitsgruppe Jugend. Die ist eine zentrale Instanz, die sich dauerhaft mit den Ergebnissen der Jugendpolitiktage und weiterer Beteiligungsformate beschäftigt."

Die Jugendpolitiktage im Jahr 2019 seien entscheidend für die Jugendstrategie gewesen, die die Bundesregierung gerade umsetze. Mit der Strategie will die Regierung unter anderem das politische Engagement von Menschen im Alter zwischen 12 und 27 stärken und die Belange junger Menschen stärker berücksichtigen.

Giffey drückte gegenüber watson ihr Mitgefühl für junge Menschen aus. Sie hätten die Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders stark gespürt. Giffey wörtlich:

"Ich weiß, dass junge Menschen besonders unter der Pandemie und den Folgen leiden. Viele junge Leute fühlen sich einsam und vermissen ihr soziales Leben, wie sie es kannten – das Treffen und Feiern mit Freunden, die Kletterhalle, die Musikstunde, das Fußballtraining, die persönliche Begegnung in der Schule oder Universität. Dazu kommen Sorgen um die eigene Zukunft. Ich kann das verstehen. Wir sind mit jungen Menschen im Austausch und haben zum Beispiel Anfang März ein großes digitales Jugend-Hearing veranstaltet. Und auch da wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass wir die Jugend ernst nehmen mit ihren ganz spezifischen Bedürfnissen und Problemen und dass wir sie bei politischen Entscheidungen beteiligen."

SPD-Politikerin Giffey ist seit 2018 Bundesfamilienministerin. Zuvor war sie drei Jahre Lang Bürgermeisterin im Berliner Bezirk Neukölln gewesen. Seit November 2020 ist sie Vorsitzende des Berliner Landesverbands der SPD. Nach der Abgeordnetenhauswahl im September will Giffey Regierende Bürgermeisterin in der Hauptstadt werden: Ende April wurde sie von der Berliner SPD zur Spitzenkandidatin gewählt.

K-Frage in der SPD: Lauterbach und Lanz im Schlagabtausch über Scholz

In der SPD tobt derzeit die K-Frage, die Diskussion über den nächsten Kanzlerkandidaten. Kanzler Olaf Scholz zeigt sich entschlossen, erneut anzutreten. Doch die Umfragen sprechen eine andere Sprache, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt.

Zur Story